Sonntag, 09. Mai 2010 – Den nachfolgenden Bericht stellte Herr Thomas Riedlinger der Vorsitzenden des Vereins „Gedenkstätten KZ Bisingen“ zur Verfügung. Er hat ihn für den Schwarzwälder Bote, Rottweil, geschrieben. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an Herrn Riedlinger. Die Vereine „Initiative Eckerwald“ und „Gedenkstätten KZ Bisingen“ gehören zum „Unternehmen Wüste“ Alle Bilder: U. Hentsch.
Rottweil-Zepfenhan (rd). Ein kleines Jubiläum feierte am Sonntag die „Initiative Gedenkstätte Eckerwald“, als sie zum 25. Mal an die Opfer der Konzentrationslager Schörzingen, Dautmergen, Bisingen, Auschwitz-Birkenau und Dachau gedachte. Viele ehemalige Häftlinge oder deren Kinder und Angehörige nahmen an der Feier teil, Gäste waren aus Frankreich, aus Polen und sogar aus Norwegen gekommen.
Gerhard Lempp berichtete von der Gründung der Initiative vor 25 Jahren und führte aus, dass durch die beispiellose Aufklärungsarbeit nicht Spuren verwischt, sondern verborgenes Unrecht an einem Ort dunkelster Verrichtung sichtbar gemacht worden seien. Häftlinge von Konzentrationslagern hatten in den Jahren 1942 bis 1945 in Schörzingen, in Dautmergen oder in Bisingen für das Projekt „Operation Wüste“ Öl aus Schiefergestein gewinnen müssen. Mittlerweile sind zu der Gedenkstätte durch Schüler wege angelegt und Zugangsmöglichkeiten erleichtert worden, ohne dass freilich Spuren verwischt oder unkenntlich gemacht wurden. Für die Opfer sei es ein schwerer Weg, an den Ort ihrer Pein zurück zu kommen. Doch viele der Gäste kommen seit vielen Jahren zurück, um sich immer wieder aufs Neue alten Erinnerungen zu stellen und mit ihnen fertig zu werden.
Auch der ehemalige Ministerpräsident Erwin Teufel lobte die Initiative weniger Einzelpersonen, die mit der Gründung der Initiative im Jahre 1985 das damalige Leiden der Häftlinge ins öffentliche Bewußtsein zurück brachten. Man müsse heute in Scham nachdenken über die damaligen Gewaltverbrechen. „Wir erinnern uns, weil wir uns der Geschichte stellen müssen. Es ist eine Bringschuld der Eltern und der Großeltern und es ist eine Holschuld der Jüngeren“, sagte Teufel. Man dürfe nicht gleichgültig sein gegenüber den Opfern. Doch heute wachse ein neues Deutschland in dritter Generation heran, das für Mitmenschlichkeit stehe. Deshalb solle man nicht in Verbitterung über das damals Geschehene verharren, sondern Versöhnung stiften und sich für die Menschenrechte einsetzen.
Auch der Schömberger Bürgermeister Karl-Josef Sprenger führte aus (Anmerkg. Rede zum downladen hier: Grußwort – 25 Jahre Gedenkfeiern im Eckerwald), dass es für ein friedliches Miteinander eigentlich nur das simple Motto „was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu“ brauche. Die Menschen sollten sich verpflichten angesichts solcher Gedenkstätten die Werte des Friedens, der Menschenrechte und der Gewaltfreiheit in die Gegenwart und die Zukunft zu tragen – dann habe die „Initiative Eckerwald“ ihren Sinn. Dem schloss sich auch Gerhard Lempp an, der die Initiative federführend leitet und schloss die Veranstaltung mit den Worten, dass der Eckerwald zu einer kleinen und bescheidenen Insel der Versöhnung geworden sei. Und diese Versöhnung bedeute Befreiung.
Rede eines polnischen Überlebenden – er überreicht an
Gerhard Lempp für die „Initiative Eckerwald“ eine Medaille von Auschwitz und ein Buch.
Ein Netz symbolisiert die Versöhnung
Überlende und ihre Angehörigen
Anmerkung: Nach der Gedenkstunde gab es ein gemeinsames Mittagessen im Städtischen Spital Rottweil. Danach wurde um 15 Uhr der KZ-Friedhof Schömberg und der Gedenkstätte Dautmergen-Schömberg besucht. Um 17 Uhr endete der Tag mit einem ökonomischen Gottesdienst in der Kapelle des KZ-Friedhofs Schörzingen.