Aktivitäten des Vereins „Gedenkstätten KZ Bisingen“ in 2007 – beginnen mit dem Gedenken Bisinger Schüler am 27. Januar 2007

Das Jahr 2007 brachte für den Verein „Gedenkstäten KZ-Bisingen“ neben Neuwahlen im Vorstand eine Reihe von außergewöhnlichen Höhepunkten im April, Mai und Oktober des Jahres. Über die verschieden Ereignisse ist wie in den Jahren zuvor detailliert nachzulesen.

Zum Beginn des Jahres trafen sich zum „Internationale Holocaust Gedenktag“ Schüler, Lehrer und Mitglieder des Vereins „Gedenkstätten KZ Bisingen“ in der Realschule und dem Heimatmuseum Bisingen. Nachzuleswen in zwei nachfolgenden Artikeln der Lokalpresse  Bisingen.

„Marsch des Lebens“ von Bisingen nach Dachau

Der „Marsch des Lebens“ von Bisingen nach Dachau ist mit seinem Start am angenommenen Apellplatz/Eingang zum ehemaligen Lager als ein erster Höhepunkt in 2007 zu bezeichnen. Der erste Kontakt zwischen der TOS-Gemeinde Tübingen und der Vorsitzenden des Vereins „Gedenkstätten KZ Bisingen entstand im Januar 2007. Nach dem Bürgermeister Krüger Joachim Krüger „grünes Licht“ für den Start in Bisingen gegeben hatte, und bei der Jahreshauptversammlung des Vereins für die Teilnahme gestimmt hatte- konnten weitere Vorgehensweisen für den Start mit der TOS_Gemeinde abgesprochen werden.

Die TOS-Gemeinde hatte den Marsch des Lebens bis ins kleinste Detail großartig vorbereitet – der Ablauf des Projekts verlief in allen Orten, auf allen Wegen völlig problemfrei. Die Bundesbahn hatte zwei 1. Klasse Abteile kostenlos zur Verfügung gestellt. Einige Teilnehmer fanden sich bereit, den Abtransport von etwa 800 nicht gehfähigen Häftlingen per Bahn in Richtung Dachau nachzuvollziehen.

Start dieser groß angelegten Aktion war am 12. April 2007. Über den Verlauf hier im Folgenden Presseberichte und Bilder.

Grußworte in der Broschüre „Marsch des Lebens“

Start am „Steg“ – Bisingen, 12.04.2007
Arni Klein, Jerusalem
Station: Steen am K. Markt
„Stetten am k.M.“
Auf dem Weg nach Dachau
Kaddish – Totengebet in Dachau

http://www.tedpearce.com/video2007.html – hier eine besondere Kopie des Liedes von Ted Pearce „The forgotten People“. Es wurde beim „Marsch des Lebens“ in Dachau für  Deutschland uraufgeführt. (diesen Link kopieren und in leeres Fenster einsetzen) Nachfolgend eine andere Version!

Text zum Lied "The forgotten People" -1

Text zum Lied "The forgoten People" -2

Lob für Dauerausstellung – polnische Überlebende besuchen das Heimatmuseum

Wolfgang Heidger-Looser von der „Initiative Eckerwald“ besuchte mit einer kleinen Gruppe polnischer Überlebender des Unternehmen „Wüste“ Ende April 2007 das Heimatmuseum Bisingen. Die Gäste beurteilten die Ausstellung als „sehr gut gelungen“ und der  Verein Gedenkstätten KZ Bisngen bedankte sich für viele neue Hinweise zum ersten Transport von Auschwitz (inhaftierte Männer des Warschauer Aufstandes) nach Bisingen am 24. August 1944 –  mehr dazu siehe Zeitungsberichte:

Gäste aus Israel: Shalom Stamberg besucht mit einen Töchtern und einem Schwiegersohn Bisingen

Bereits im Herbst 2006 hatte Shalom Stamberg der Vorsitzenden bei ihrem Besuch in Haife angedeutet, dass er mit seinen beiden Töchtern und einem Schwiegersohn Bisingen besuchen möchte. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings noch kein fester Termin im Gespräch. Im Februar 2007 wurde dann der Wunsch konkret und ein Besuchstermin für Anfang Mai 2007 von Shalom Stamberg vorgeschlagen. Er schrieb einen Brief an Bisingens Bürgermeister Joachim Krüger, in welchem es unter anderem hieß: „Es ist für mich sehr wichtig, dass sie Sie, meinen Freund den Bürgermeister von Bisingen und meine anderen Bisinger Freunde kennen lernen.“ Dieser Besuch aus Israel sollte zu einem zweiten Höhepunkt in 2007 werden. Über den Verlauf im Folgenden Zeitungsberichte und Photos.

Haja Gilor (Tochter), Shalom Stamberg, U.Hentsch, Esther Apsel (Tochter) Yitzhak Apsel (Schwiegersohn)

Nach der Veranstaltung

Empfang im Rathaus - Bürgermeister Joachim Krüger

Auf dem KZ-Friedhof

Der Kaddish - Lesung des Totengebets

Shalom Stamberg / Bürgermeister Joachim Krüger

Besuch auf der Burg Hohenzollern

Am "Steg" - Geschichtslehrpfad / Eingang zum Lager-Apellplatz

Freunde!!!

Schüler stellen im Heimatmuseum aus

Vom 04.-08. Dezember 2006 absolvierten 4 Schülerinnen und zwei Schüler der achten Klassen der Realschule Bisingen ein Sozialpraktikum beim Verein  „Gedenkstätten KZ Bisingen“ . Bei der alljährlichen „Schulhockete“ kurz vor den Sommerferien 2007 stellten Sie in der Schule, zusammen mit anderen Schüler anderer Sozialpraktika die Eindrücke ihrer Erfahrungen über die Geschichte des ehemaligen KZ Bisingen aus.

Ihre Arbeit war so eindrücklich, dass die beiden Vorsitzend des Vereins beschlossen, die Arbeiten in einer temporären Ausstellung im Heimatmuseum zu zeigen. Dem großen Engagement der sechs Schülerinnen und Schüler sei an dieser Stelle noch einmal ein herzlicher Dank ausgesprochen.

Ausstellung in der Schule

Die tüchtigen "Sechs"

Ausstellung im Heimtmuseum

Besuch aus Tel Aviv mit einer neuen Gedenktafel für den KZ-Friedhof Bisingen

Ein dritter Höhepunkt in 2007 war der Besuch von Chaim und Idit Gil, Tel Aviv, Anfang Okober 2007.

Die Begegnung mit Idit und Chaim Gil in Tel Aviv Ende September 2007 führte zu einem neuen Ereignis für den Verein Gedenkstätten KZ Bisingen. Der Bericht der Vorsitzenden des Verein  der aus Tel Aviv nach Bisingen ging, zeigt in Kürze worum es geht.

Besuch aus Tel Aviv in Bisingen  – Information der Vorsitzenden des Vereins „Gedenkstätten KZ Bisingen“

Chaim und Idit Gil bei einem Treffen in Tel Aviv – Foto U. Hentsch

Der Bruder des im Dezember 1944 im KZ Bisingen umgekommenen Yankiel Gil, Chaim Gil, wird am Sonntag, den 7. Oktober um 15.00 Uhr mit seiner Tochter Dr. Idit Gil die Gedenkstätte KZ Bisingen besuchen und möchte auf dem KZ-Friedhof Bisingen einen kleinen Gedenkstein mit dem Namen seines Bruders setzen.

Diese Nachricht erreicht mich in Shavei Zion, Israel, während meiner neunwöchigen Volontariats- und Besuchsreise. Ich konnte Chaim und Idit Gil in Tel Aviv treffen und habe bereits einige Informationen erhalten. Die Brüder Gelibter (jetzt „Gil“) wurden nahe Radom in Polen geboren, kamen 1941 in das Arbeitslager Radom. Chaim kam 1944 von dort nach Auschwitz , dort trennten sich ihre Wege endgültig und er konnte seinem Bruder nur noch von einem anderen Zug aus zuwinken. Yankiel kam nach Deutschland und gelangte über das KZ Vaihingen/Enz mit einem Transport nach Bisingen. Recherchen der Gils ergaben, dass er hier im Dezember 1944 verstarb.

Die Gils werden für eine Woche im Zollernalbkreis bleiben. Für Holocaust-Überlebende ist es von ganz besonderer Bedeutung, den realen Ort ihrer verstorbenen Angehörigen aufsuchen zu können. Für die beiden Gäste aus Israel wäre es ein besonderes Zeichen der Anteilnahme, wenn sich zu der kleinen Zeremonie um 15.00 Uhr einige Mitglieder und Freunde des Vereins Gedenkstätten KZ Bisingen einfinden würden.

Dafür herzlichen Dank- und Schalom- Uta Hentsch, Shavei Zion, Israel

Der Aufenthalt der Gil’s lag in den bewährten Händen von Hanne Grunert. Über den Besuch siehe: Zeitungsartikel, Bilder und die Rede von Idit Gil (auszugsweise in Deutsch – gesamte Rede in Englisch als pdf-Datei).

Rede von Idit Gil – Auszug  deutsch)

Zwei elementare Bedürfnisse menschlicher Wesen die uns von anderen Kreaturen unterscheidet, sind der Wille zu wissen und der Wille zu verstehen. Sie sind der Antrieb unserer Entwicklung. Während dieser Reise brachten wir einiges über den Platz in Erfahrung, an dem mein Onkel Jakob Gelibter begraben liegt. Nun wissen wir aus erster Hand etwas über den Ort, an dem er die letzten Monate seines kurzen und tragischen Lebens leiden musste.

Nie werden wir begreifen können warum er und 1.157 weitere menschliche Wesen sich hier an diesem Platz zu Tode arbeiten mussten und nur noch menschlicher Staub waren.

Indem du, Vater, den Gedenkstein mit Jakobs Namen hier an seiner Begräbnisstätte setzt, stellt du Jakobs Identität wieder her. Er ist nun nicht mehr länger ein anonymes Opfer sondern ein menschliches Wesen, das umkam, noch bevor es Familie hatte, die sich hätte kümmern können.

Es ist unmöglich, denjenigen zu vergeben, die diese Verbrechen begangen haben. Aber, wie Hans uns sagte: Es gibt auch andere Deutsche.

In der Tat haben wir während unseres Aufenthalts ‚andere Deutsche‘ getroffen, die uns unterstützten und Mut machten auf unserer schwierigen Reise. Durch ihre Überzeugung verließen sie ihren Weg und gingen weit über ihre Pflicht hinaus, um unseren Aufenthalt produktiv und angenehm zu gestalten.

Wir möchten all denjenigen danken, die uns begleiteten und die es ermöglichten, den Gedenkstein zu setzen: die Mitglieder des Vereins, Dr. Andreas Zekorn, Uta Hentsch, die unsere Kontakte zur Gemeinde Bisingen herstellte, Bürgermeister Krüger für seine Unterstützung und seine warme Gastfreundschaft und nicht zuletzt Hanne Grunert, die unserer Reise bedeutungsvoll machte.

Wir hoffen, dass die Erinnerung an die Opfer, die im KZ Bisingen umkamen, nicht nur ein Eckstein bleibt sondern vielmehr ein Katalysator für einen weiterführenden Dialog und zwischen allen Menschen, besonders zwischen Israelis und Deutschen, sein wird.

Vielen Dank und Shalom! – Idit Gil Chaim Gil  . ganze Rede (englisch): Rede Idit GIl. englisch

Idit Gil / Chaim Gil / Bürgermeister Joachim Krüger

„Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir von der Erde.“ 1. Mose 4,10

Chaim Gil besucht den Geschichtslehrpfad