Ein Kranz für die jüdischen Opfer des KZ Bisingen in Yad Vashem


←Unter diesem Motto wurde am diesjährigen „Jom HaShoa“ 2011 in Yad Vashem, Jerusalem, der 6 Millionen jüdischen Opfer des Nazi-Regimes gedacht

Der Besuch Yad Vashems am „Jom HaShoa“ in 2010 veranlasste die Vorsitzende des Vereins „Gedenkstätten KZ Bisngen“, Uta Hentsch, darüber nach zu denken, ob für die jüdischen Opfer des Konzentrations-Arbeitslagers auf der Schwäbischen Alb nicht ein Kranz in Yad Vashem niederlegt werden solle. Die Anmeldung und Eintragung für die Teilnahme verlief völlig problemlos, die Eintrittskarte und Namensschilder  wurden von der „Bisinger Vereinsvorsitzenden“ am 27. April in Yad Vashem in Empfang genommen.

Der „Jom HaShoa“ wurde 1951 von David Ben Gurion eingeführt, 1959 als gesetzlicher Gedenktag an die 6 Millionen jüdischen Menschen, die im Holocaust ermordet wurden verabschiedet und liegt immer acht Tage vor der Wiederkehr der Proklamation des Staates Israel am 05. des Monats Ijar 5708 (14. Mai 1948). Viele öffentliche Einrichtungen sind geschlossen, im Fernsehen und Radio laufen keine Unterhaltungssendungen.

Die Organisation für die Anreise nach Yad Vashem zur Veranstaltung am Abend des 01. Mai 
wie auch dann für die Zeremonien am 02. Mai selbst, ließ keine Wünsche offen.

Für jede Nation gab es spezielle Delegierte, die sich um die Gäste  kümmerten und an ihre Plätze begleitete. Die Tochter von Freunden aus Bisingen-Steinhofen, als Langzeitvolontärin in einem Gästehaus  für Shoa-Überlebende in Shavei Zion, Israel, tätig, begleitete die Vorsitzende des Vereins zu den Gedenkveranstaltungen und vom Treffpunkt vor dem King David Hotel ging mit dem „VIP“-Shuttle nach Yad Vashem und wieder zurück

Yad Vashem selbst glich an beiden Tagen einem „Hochsicherheitstrakt“. Um die Gäste aus Israel selbst, aus aller Welt und die Veranstaltungen vor Terroranschlägen zu schützen geht es nicht ohne Sicherheitsschleusen und Passkontrollen – im Grunde genommen ein Zustand der Absurdität für eine derartige Veranstaltung und doch leider bitter nötig!

Zur Eröffnung der Zeremonie am Vorabend zum Jom HaShoa ertönten für zwei Minuten die Sirenen – es wurde stehend der Opfer gedacht. Es folgten Ansprachen von Israel Staatspräsidenten Shimon Peres und Israel Ministerpräsidenten Benyamin Netanyahu (Ausschnitte siehe Link am Ende).

Der Kaddisch, das Jüdische Totengebet bewegt, obwohl schon viele Male gehört, immer wieder emotional und hinterließ auch diesmal wieder ein Gefühl völliger Sprach- und Hilflosigkeit gegenüber dem millionenfachen Leid durch das Nazi-Regime. Als Deutsche an einer derartigen Zeremonie teil zu nehmen ist doch nach wie vor kein leichter Schritt – auch wenn der Kopf weiß und in Gesprächen erfährt, dass von „persönlicher  Schuld“  von keiner Seite die Rede ist. Im Gegenteil – die Teilnahme und Anteilnahme an den Gedenkveranstaltungen wird mit Hochachtung von jüdischer Seite bedacht!

Besondere Aufmerksamkeit galt den sechs Zeitzeugen, welche nacheinander sechs Fackeln zum Gedenken an „Sechs Millionen Opfer “ entzündeten. Ihre Geschichten wurden per Großbildübertragung vorgestellt. Diese Leidensodysseen sind in ihrer großen Unterschiedlichkeit immer wieder sehr  bewegend.

Mit der israelischen Nationalhymne, der Hatikwa, fand dieser Vorabend zum Jom HaShoa seinen Abschluss. Anschließend wurden alle Gäste zum Kennen lernen und Imbiss ins Restaurant von Yad Vashem eingeladen.

Am 02.Mai  dann begannen  in Yad Vashem um 10 Uhr die Kranzniederlegungen von Vertretern verschiedener Institutionen, Organisationen, Vereinen und Gruppen Überlebender aus vielen Nationen. Um 10 Uhr ertönten landesweit für zwei Minuten die Sirenen, der gesamte öffentliche Verkehr steht dann still – die Menschen steigen aus ihren Autos und aus den Bussen – es kann nicht beschrieben –es muss erlebt werden!

Die Kränze wurden vor dem Ehrenmal des Warschauer Ghetto Aufstandes niedergelegt (siehe auch Bild oben). Auch hier war alles ausgezeichnet organisiert. Helfer wiesen rechtzeitig zum Einreihen hin und es entstand schon ein sehr stark berührendes Gefühl als der  „Irgun (Verein) KZ Bisingen Germany“  aufgerufen wurde und wir  nach vorn gingen um den Kranz nieder zulegen.

Ein Rundgang durch die neue Ausstellung zum „50sten Jahrestag der Eichmann Verhandlungen in Jerusalem / 6 Millionen klagen an“ –  und ein Kaffee in der Pause überbrückte die Zeit bis zur

Zentralen Gedenkfeier in der „Memorial-Hall“ – die auch hier mit dem gemeinsamen Singen der „Hatikwa“ beendet wurde.

←↓diese beiden Bilder wurden mir von Yad Vashem freundlicher Weise zur Verfügung gestellt. Mein Dank dafür geht an Yael Lanzmann/Yad Vashem!!!

Auf der Rückfahrt zum Hotel gab es noch interessante Gespräche mit einer Teilnehmerin einer österreichischen Gruppe – auch für sie war das Hören über das „Unternehmen Wüste“ auf der Schwäbischen Alb eine „sehr erstaunliche Geschichte“!

Reden auszugsweise von Staatspräsident Shimon Peres und Ministerpräsident Benyamin Netanyahu: Reden zum Jom HaShoa-2011

←Hohenzollerische Zeitung am 17. Mai 2011

←Schwarzwälder Bote am 25. Mai 2011