Liebe Besucherin, lieber Besucher dieser Seite – Sie fragen sich vielleicht warum auf der Seite der Gedenkstätte KZ Bisingen gelegentlich immer wieder Berichte von anderen KZ-Gedenkstätten in der Region erscheinen. Nun, die Gedenkstätte KZ Bisingen, die Gedenk-Initiative Eckerwald und die KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen sind seit der Gründung des Gedenkstättenverbunds Gäu-Necker-Alb als Verein im April 2010 miteinander eng vernetzt, und ihre Mitglieder nehmen u.a. an den jeweiligen Gedenkveranstaltungen und sonstigen Veranstaltungen teil. So findet nun auch der nachfolgen Beitrag über: „5 Jahre KZ-Gdenkstätte Hailfingen-Tailfingen“ eine Erklärung, zu der ich eine Einladung erhalten hatte, hier einen Platz_________________________!
Volker Mall, der mit Harald Roth die jahrelange, ehrenamtliche Vorarbeit für Entstehung des Projekts „KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen“ geleistet hatte, überließ mir freundlicherweise den Beitrag von Nadine Dürr, den diese für die Presse geschrieben hatte. Ich gebe den Beginn des Beitrags hier ein – der gesamte Bericht kann in der pdf. Datei aufgerufen werden – sehr empfehlenswert zu lesen! Immer wieder beeindruckend
ist das Denkmal in seiner Symbolik und den Namen auf dem ehemaligen Flugfeld. Wir stellen uns dabei die Spitze eines Eisbergs vor, dessen wahre Dimensionen in der Tiefe liegen – und die graue Mauer dahinter symbolisiert die Dimension der Aussichtslosigkeit – in ihrer vielfachen Bedeutung für die Häftlinge. Zu Beginn des Gedenktags gab es eine
Führung durch die Ausstellung der Gedenkstätte mit Birgit Kipfer, Sprecherin für Baden-Württemberg beim Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.“ und um 11 Uhr dann den Festakt in der
Bürgerhalle mit Grußworten und zwei Vorträgen – siehe nebenstehendes Programm__________!
Aus dem Trennenden wird etwas Verbindendes – Tailfingen: Ein Überlebender und zwölf Angehörige bei Feier zum fünfjährigen Bestehen der Gedenkstätte – von Nadine Dürr
Wenn Mordechai Ciechanowers Stimme zu einem Ghettolied ansetzt, dann schimmert es durch die melancholischen Zeilen: sein bewegtes Leben, das die Erfahrungen in mehreren europäischen KZ entscheidend prägten. Gemeinsam mit den persönlichen Worten von Angehörigen der ehemaligen Häftlinge verliehen diese Lieder am Sonntag der Gedenkfeier zum fünfjährigen Bestehen der KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen ein sehr persönliches, authentisches Kolorit.

Eric Breuer mit Jehuda Schwarzbaum sel. A. (vorne im Bild – 14 Jahre alt – der jüngste Häftling 1930 – 2011)
„Mein Vater war ein unverbesserlicher Optimist mit einer unglaublichen Lebensfreude. Er liebte die Menschen und war ein Inbegriff der Toleranz, obwohl er in seiner Jugend selbst den grausamsten Manifestationen der Intoleranz in der Menschheitsgeschichte ausgesetzt war“, sagte Ron Schwarzbaum vor dem Mahnmal für die ermordeten Häftlinge des KZ-Außenlagers. Auf den Stühlen vor ihm hatten elf weitere Angehörige und ein Überlebender Platz genommen. Alle wissen ihre Geschichten zu erzählen und einige ergriffen am Mikrofon das Wort.
In einer „Dedication Speech“ verdichtete Steven Pelcman die Gedanken, die seinen verstorbenen Vater beim Besuch des Mahnmals möglicherweise beschäftigt hätten: „Wir stehen hier im Schatten von Millionen Juden und Nicht-Juden und fühlen den Verlust der vielen Leben. Und doch sind wir hier, um diese Leben zu feiern, denn sie gaben der Welt eine Bestimmung“, verlas er. Die Betroffenheit über das Leiden in den KZ habe über die Zeit ein neues Bewusstsein für Humanität geschaffen: „Keine philosophische Ideologie des Hasses kann sich langfristig wirklich durchsetzen.“
Auch Fredy Kahn, Ehrenmitglied im Gedenkstätten-Verein und Nachfahre eines KZ-Häftlings aus Baisingen, stellte Vergangenheit und Gegenwart gegenüber: „Diese Gegend erschien Tausenden Zwangsarbeitern wie die Hölle auf Erden. Für mich aber bedeutet dieser Landstrich Heimat.“ Nachdem Pfarrerin
Sybille Silber die Bedeutung der Begegnungen für das fünfjährige Bestehen
hervorgehoben hatte, sprach der KZ-Überlebende Mordechai Ciechanower das Kaddisch.
Bei der Festveranstaltung am Morgen in der Gedenkstätte hatte der Vorsitzende des
Gedenkstättenvereins, Walter Kinkelin, die Geschichte der Entstehung des Erinnerungsorts noch einmal Revue passieren lassen. Er verdeutlichte das Konzept der Gedenkstätte als „begehbares Geschichtsbuch“, das sich in erster Linie an Schüler und Jugendliche wende. Auch in Zukunft wolle man die Arbeit weiterführen und die Gedenkstätte als „lebendigen Ort“ erlebbar machen: „Wir wollen und werden die damit verbundene Verantwortung übernehmen und auch notwendigen Diskussionen nicht aus dem Weg gehen.“
Gesamter Beitrag von Nadine Dürr: Aus dem Trennenden wird etwas Verbindendes ______________________________________________
Volker Mall Begrüßt die Anwesenden Angehörigen, nebst einer jeweilig kurzen Vita der ehemaligen Häftlinge: Anwesende Angehörige am 28. Juni 2015 in Hailfingen-Tailfingen
Eine Widmungs-Rede von Steven Pelcman, Karlsruhe (englisch): Dedication Speech – Steven Pelcman
Grußwort – Dr. Fredy Kahn, Nagold: Grußwort – Dr. Fredy Kahn, Nagold
Ron Schwarzbaum, mit seinem Bruder Michael aus Wien angereist, erinnerte in einer kurzen, jedoch sehr bewegenden Rede zur Erinnerung an den Vater, Yehuda Schwarzbaum, mit 14 Jahren der jüngste der Hailfinger-Tailfinger Häftling. Die Rede kann wohl ohne Abstriche als eine Liebeserklärung an den Vater bezeichnet werden – ich habe wenige wichtige Passagen notiert: „Wir hatten das Glück bei einem Vater aufzuwachsen, der die Menschen liebte und der sehr tolerant war. Wir hatten das Glück bei einem Vater aufzuwachsen, der viel Geduld hatte, obwohl er in seiner Kindheit physischen und psychischen Terror und Gewalt erlebt hatte. Er wurde vor 5 Jahren sehr krank …….. – wir danken Dir und wir vermissen Dich sehr.“
Zum Abschluss noch ein paar Impressionen von einem großartigen Tag in Hailfingen Tailfingen, aus Anlass des 5jährigen Bestehens der KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Taifingen. Alle Bilder: Uta Hentsch