Schüler der Realschule Bisingen im Einsatz auf dem Geschichtslehrpfad

Am vorletzten Schultag vor den großen Ferien 2008 legten 28 Schüler der Klasse 9a+b der Realschule Bisingen die völlig zugewachsene Gebläse-Station frei. Dabei handelt es sich um ein Original-Relikt der ehmaligen Manufaktur zur Ölschiefergewinnung im Wüstewerk 2 Bisingen aus der Zeit des Unternehmen Wüste“ am Rande der Schwäbischen (West) Alb. Die Ruine dieser Station und ein nahegelegener riesiger Öltank sind die einzigen noch sichtbaren Überreste aus der Zeit einer wahnwitzigen  Unternehmung acht Monate vor Kriegsende, die in kürzester Zeit tausende Todesopfer forderte. Im Folgenden ein Bericht, wie er in der Hohenzollerischen Zeitung und Im Zollern-Alb-Kurier  veröffentlicht wurde und Fotos über diese Schüler-Aktion:

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img_2936-31Sicht auf die Gebläse-Station gegen 8:45h „aussichtslos“ (1)

img_2966-21und 20 Minuten später ein „Lichtblick“ (2)

Alle Bilder können durch „click“ vergrößert werden und zeigen einen kleinen Überblick über das nach knapp 60 Minuten erreichte optimale Ergebnis. Großer Dank ging an alle Beteiligten dieser wichtigen Aktion in einem abschließenden Gespräch im Heimatmuseum. (Fotos: Hentsch):

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GeoPark-Aktionswoche und beste Noten für die „Gedenkstätten KZ Bisingen“

Mai / Juni 2008

Vom 30. Mai bis zum 08. Juni 2008 fand im Zollernalbkreis eine GeoPark-Aktionswoche statt. Auch das Heimatmuseum Bisingen mit der Ausstellung „Mut zur Erinnerung – Mut zur Verantwortung“ beteiligte sich mit einer Führung an diesem Projekt.

Unter dem Link: http://www.zollernalb.com/Historisches.200.0.html ist auch das Heimatmuseum Bisingen angegeben. Leider sind einige Informationen nicht mehr aktuell – im Folgenden die Richtigstellung:

Namensänderung des Heimatmuseum im Oktober 2006: Mut zur Erinnerung – Mut zur Verantwortung

Öffnungszeiten: Sonntag: 14:00h – 17:00h

Info (Kontaktadresse): Informationen zur Ausstellung und zum Geschichtslehrpfad:
Bürgermeisteramt Bisingen
Heidelbergstr.9 / 72406 Bisingen

Bericht: Bisingen und Umgebung – Zollern-Alb-Kurier Mi 28. Mai 2008

Ölschiefer und Zwangsarbeit – Bisingen bei der Aktionswoche dabei

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Mitte Juni 2008 besucht eine Gruppe Jugendreferenten aus ganz Baden-Württemberg die Gedenkstätten KZ Bisingen. Über diesen Besuch lesen Sie in folgenden Beiträgen (Bilder bis 2x nacheinander anklicken)

schwabo-17juniSchwarzwälder Bote am 17. Juni 2008
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Hohenzollerische Zeitung am 17. Juni 2008

Yad Vashem erhält Dokumente über die „Gedenkstätten KZ Bisingen“

Mai 2008

Auf der „Schulhockte“ der Realschule Bisingen im Sommer 2007 kam mir erstmals der Gedanke, die Arbeiten der Schüler des Sozialpraktikums in den Gedenkstätten KZ Bisingen zusammen mit einer Powerpoint-Präsentation, die aus Anlass des 10jahrigen Bestehens des Heimatmuseum im Oktober 2006 entstand, ins Archiv nach Yad Vashem zu bringen. Dazu sollte dann auch der Film (DVD) über den Besuch Shalom Stambergs mit seinen beiden Töchtern und einem Schwiegersohn im Mai 2007 kommen. Gesagt, getan – am 11. Mai 2008 besuchte ich mit einem Journalisten aus den USA, der in Jerusalem wohnt, und  den ich auf dem „Marsch des Lebens“ (TOS-Gemeinde Tübingen April 2007) – der ja auf dem Geschichtslehrpfad am „Steg“ in Bisingen startete –  kennengelernt hatte, das Archiv von Yad Vashem. Valerie Ben Or, Registratorin im Yad Vashem-Archiv war zunächst sehr erstaunt darüber von den „Gedenkstätten KZ Bisingen“ zu hören – sie konnte keinerlei Eintragungen darüber finden. Will King und ich selbst konnten uns selbst davon überzeugen. Wie dem auch sei – Valerie Ben Or war sehr erfreut über die CD’s und DVD – wir hatten sehr intensive und interessante Gespräche über „Bisingen“. Wir verabschiedeten uns mit der Versicherung meinerseits, dass mehr Informationen aus Bisingen nach Yad Vashem kommen werden.

Durch die Veröffentlichung meines Besuchs in Yad Vashem in der „Christian Edition der Jerusalem Post“ und Teilübersetzung des dortigen Artikels in der Zeitschrift:  „Wort aus Jerusalem“ des deutschen Zweiges der Internationalen Christllichen Botschaft Jerusalem (ICEJ) werden die „Gedenkstätten KZ Bisingen“ einer vieltausendfachen internationalen Lesergemeinschaft (USA, UK, Israel, Deutschland, Österreich, Schweiz u.a.) bekannt gemacht.

valerie-ben-or-yad-vashem-1Als ich am 31. Mai aus Israel zurückkam lag bereits ein Brief von Valerie Ben Or vom 11.Mai 2008 in meiner Post.

Dabei sollte es dann allerdings nicht bleiben – in der Juli-Ausgabe der Jerusalem Post – Christian Edition – hatte Will King einen Artikel darüber veröffentlicht, der hier nachzulesen ist.

2 Berichtigungen benötigen Aufmerksamkeit:

* Dr. Ines Mayer, Historikerin, ist Mitglied des Vereins. Bei ihr laufen alle Fäden für Führungen zusammen; sie selbst steht für Führungen zur Verfügung

** Frau Hanne Grunert ist Museumskuratorin der Gemeinde Bisingen und 2. Vorsitzende des Vereins „Gedenkstätten KZ Bisingen“. Sie stellte das Programm für den Besuch von Chaim und Idit Gil im Oktober 2007 zusammen, da ich selbst noch in Israel war (zu diesem Besuch mehr später in der Kategorie 2007).

In ihrer deutschen Ausgabe Nr3/2008 „Wort aus Jerusalem“ veröffentlichte die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem (ICEJ) Teile aus dem Artikel. Der Bericht kann hier nachgelesen werden – die Fotos 1x und dann etwas später noch 1x anklicken, dann können sie problemlos gelesen werden.

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Seite 34/35 – Jerusalem Post „Christian Edition“ – Juli/2008

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icej-yad-vashem-deutsch-1Kurzfassung deutsch – „Wort aus Jerusalem“ – Nr 3/2008—-*/** siehe vorher

Zunehmendes Interesse an der Geschichte des KZ Bisingen

Februar / März / April 2008

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Zur Vergrößerung anklicken

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Im Winter ist die Schiefer-Abbaukante besonders gut einsehbar.

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Schüler der 10. Klasse des Carlo-Schmidt-Gymnasiums Tübingen mit ihrem Geschichtslehrer Eberhard Frasch

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Ein Gedenklicht am jüdischen Gedenkstein auf dem KZ-Friedhof Bisingen

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fachhochschule-esslingen-1Die Fakultät  „Soziales“ der Fachhochschule Esslingen besuchte mit einer Seminar-Gruppe die Gedenkstätten KZ Bisingen am 19. April 2008. Der Anlass für den Besuch galt der  Vorbereitung für das Projekt einer 22 köpfigen Gruppeim freiwilligen sozialen Jahr  „Erziehung nach Ausschwitz“. Der Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz war für die Zeit um dem 08.Mai 2008 vorgesehen.

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Hans Martin, Miglied des Vereins berichtet über das Unternehmen „Wüste“
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Ein Öltank aus der Zeit des „Wüstewerk 2 Bisingen“. Bei bestimmten Wetterlagen kann der Ölgeruch in diesem Bereich deutlich wahrgenommen werden.

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Besuch der 10.Klasse des Balinger Gymnasiums am 10. April 2008
Alle Fotos: Uta Hentsch

Gewalt, die Unschuldige traf –

gedenkveranstaltung-haigerloch-4Pogromnacht 1938: Gestern Gedenkfeier mit Landrat Pauli in der Ehemaligen Synagoge Haigerloch
Von Thomas Kost

Haigerloch. »Was das Böse braucht um zu triumphieren, ist das Wegschauen der Mehrheit«: Worte des ehemaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan, die Bürgermeister Heinrich Götz gestern bei der Gedenkfeier in der Ehemaligen Synagoge sprach. Dort wurde an die verbrecherischen Taten gedacht, die vor 70 Jahren, in der Nacht vom 9. auf den 10 November 1938 an der jüdischen Bevölkerung, ihrem Besitz und ihren Gotteshäusern begangen worden waren. Nicht nur in den großen Städten Deutschlands, sondern auch in kleinen Landgemeinden wie Haigerloch.

Haigerlochs Stadtoberhaupt erinnerte daran, wie 45 SA-Leute in jener Nacht nicht nur die Synagoge demolierten und verwüsteten, sondern auch 16 weitere Häuser im Haag. »Ein Terror«, so Götz, »der Menschen traf, die sich nichts zu Schulden kommen lassen haben und nur verfolgt wurden, weil sie Juden waren.«

Auch Landrat Günther-Martin Pauli forderte dazu auf, die Erinnerung an diese Greueltaten aufrecht zu erhalten. Die Verbrechen seien nicht irgendwo geschehen, sondern hier in der Region: In Haigerloch, Hechingen, Horb und anderswo. Deshalb seien auch Gedenkstätten wie die Ehemalige Synagoge in Haigerloch wichtig. Pauli: »Sie geben Impulse dafür, dass in unserer heutigen Gesellschaft wieder Werte wie Mitmenschlichkeit und Toleranz in den Vordergrund rücken.«

Die evangelische Pfarrerin Els Dieterich kritisierte die passive, vom latenten Antisemitismus durchzogene Haltung beider Kirche nach den Geschehnissen. Nur wenige wie der Theologe Dietrich Bonhoeffer oder Bischof Sproll aus Rottenburg seien damals aufgestanden und hätten das Unrecht angeprangert. Der Rest habe sich in »mutloses Schweigen« gehüllt.

Helmut Gabeli, zweiter Vorsitzender des Gesprächskreises Ehemalige Synagoge zeigte danach mit seinem Vortrag »Reichspogromnacht 1938 – nichts als Scherben?« die Bedeutung der Schreckensnacht für das, was auf sie folgte auf (wir berichten noch) – siehe nächstes Bild, zur Vergrößerung anklicken.
Der Chor »Vox Humana« gab der Gedenkfeier einen würdigen Rahmen. Mit hebräischen Liedern und christlichen Psalmgesängen schlug er eine Brücke zwischen den beiden Religionen.

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Herr Kost gab die Genehmigung zur Veröffentlichung seiner Berichte vom 10./11.  November 2008 im Schwarzwälder Bote.


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Ehemalige Synagoge Haigerloch – 09. November 2008 – Foto Hentsch

27.01.2008 – Internationaler Holocaust-Gedenktag im Heimatmuseum Bisingen

2-plakat-2701Für den „Verein Gedenkstätten KZ Bisingen“ war es ein großes Anliegen, zu einer öffentlichen Gedenkstunde um 18:00h einzuladen und erhielt dazu große Unterstützung durch die Leiter-und Lehrerschaft der Grund-Haupt-und Werkrealschule Bisingen mit den Schülern der Klasse 9a+b.

In vielen lokalen Gemeinden, Gedenkstätten-Initiativen, Kirchen und Freien Gemeinden Europas und Deutschlands wurde am Sonntag des Tages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27.Januar 1945 durch die rote Armee gedacht. Mit eingeschlossen in das Gedenken waren gleichermaßen auch die von den Nazis und ihren Schergen ermordeten sechs Millionen Juden und eine Million Menschen aus Minderheitsgruppen und physisch/geistig behinderten Menschen.

Bereits eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung wurden die Schüler von drei Mitgliedern des Vereins zur Einstimmung auf die Gedenkstunde in drei kleinen Gruppen in verschiedenen Räumen des Museums mit unterschiedlichen Inhalten zur Geschichte des Konzentrationslager Bisingen vertraut gemacht.
Die Begrüßung zu Beginn beinhaltete gleichermaßen den Dank an die etwa 40 Schüler und Lehrer für ihr Engagement und ihre Teilnahme an der Thematik des Gedenkens an diesem Tag. Dank für ihr Kommen ging auch an Pfarrerin Heidrun Hirschbach und Rektor Alfred Tritz.

Zunächst wurde daran erinnert, dass der damalige Bundespräsident Roman Herzog, am 06. Januar 1996 den 27. Januar zu einem „Nationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus“ erklärte hatte. „(….) Der 27. Januar soll dem Gedenken an die Opfer der Ideologie vom „nordischen Herrenmenschen“ und „Untermenschen“ und ihrem Existenzrecht dienen. Die Wahl des Datums zeigt das unmissverständlich“ sagte Herzog am 19. Januar 1996.

Internationale Bedeutung bekam der 27. Januar dann am 02. November 2005, als die UN-Vollversammlung in New York erstmals eine von Israel vorgebrachte Resolution annahm.
„Ich bin bewegt und fühle mich privilegiert, diese historische Resolution ein zu bringen“, sagte der israelische UN-Botschafter Dan Gillerman am Montag zu Beginn er Beratung. „Die Vereinten Nationen wurden gegründet auf der Asche des Holocaust. Die Vereinten Nationen tragen eine besondere Verantwortung dafür, dass der Holocaust und was man aus ihm lernen kann niemals vergessen wird und dass diese Tragödie für immer als Warnung vor den Gefahren des Hasses, der Engstirnigkeit und der Vorurteile besteht.“ Das versammelte Gremium nahm den Antrag mehrheitlich an, den 27. Januar zum Internationalen Gedenktag für den Mord der deutschen Nationalsozialisten an 6 Millionen Juden zu ernennen. Von 191 anwesenden Staaten wurde die Resolution nach Gillermann von 104 Staaten unterstützt. Mit Verabschiedung dieses Antrags wurden die einzelnen Länder aufgefordert, Unterrichtsprogramme zu erstellen, um zu helfen, dass ein Völkermord in Zukunft verhindert und gegen Holocaust-Verleugnung, Diskriminierung und Gewalt gegen Minderheiten entschieden vorgegangen wird.

Für die Mehrzahl der Judenheit ist der Begriff „Holocaust“ (griech. „holocautoma“ – völlig verbranntes/Brandopfer) nicht annehmbar. Der Begriff „Brandopfer hat für sie hochreligiösen Inhalt, der den „Levitischen Opferdiensten“ (3./4Mose – 3. Mose 16,3: ein Widder zum Brandopfer am großen Versöhnungstag, Jom Kippur) zu zuordnen ist. Das hebräische Wort „Schoa“, Vernichtung, Untergang, Zerstörung, große Katastrophe – ist für die Judenheit die angemessene Bennennung und in der Tat: sollte letztendlich nicht da Jüdische Volk als Gesamtheit“ endgültig“ vernichtet werden.

7-kerzenZum Gedenken an sieben Millionen Ermordeter, als Botschaft für Hoffnung und Zeichen der Entschlossenheit jeder Form der Holocaust-Leugnung und des Antisemitismus wie auch der Diskriminierung und Gewalt von Minderheiten entgegen zu wirken, entzündeten sieben Schüler sieben Lichter – sechs Lichter für sechs Millionen ermordeter Juden und ein Licht für eine Million ermordeter Nichtjuden – Szinti und Roma, Kommunisten und Sozialisten, Homosexuelle, geistig und physisch Behinderte und auch Christen, wie Dietrich Bonhoeffer.

Ein Film „Wir gedenken den Opfern des Holocaust“ von Claudia Simon, Mössingen, schilderte in beklemmender Weise die Zustände im Konzentrationslager Auschwitz, und verknüpft diese mit Aussagen von Zeitzeugen. Mit einer Sequenz aus „Großer Gesang des Yizchak Katzenelson vom ausgerotteten jüdischen Volk“ – Teil 4: „Schon wieder die Waggons“ wurde der Abschnitt des Gedenkens abgeschlossen – die Atmosphäre tiefer Betroffenheit über das Gesehene und Gehörte war „greifbar“ und real erkennbar.

Ein 30minütiges, musikalische Programm von Schülern der Klasse 9a+b und etwa 20 Lehrern der Grund-Haupt- und Werkrealschule Bisingen, einschließlich ihres Rektors Herrn Tritz, bildete den zweiten Teil der 8img_0147Gedenkstunde. John Newtons „Amazing Grace“, Bob Dillens „Die Antwort weiß nur der Wind“ , Marlene Dietrichs „Sag mir wo die Blumen sind“ und zum Abschluß Jürgen Werths „Wie ein Fest nach langer Trauer“ wurden als absolut professionell zu bezeichnen vorgetragen in instrumentaler Begleitung von Karl- Heinz Merz, Claudia Bilet-Barfuß und Herrn Barfuß.

6-pfrEine Anmerkung zum Inhalt der einzelnen Lieder wurde jeweils von Schülern vorgetragen. Mit einem nochmaligen großen Dank an die Mitwirkenden der Grund-Haupt- und Werkrealschule an dieser Stelle. Ihr Einsatz zeigte Vorbildcharakter ganz besonders auch
für die jungen Menschen, die Sie unterrichten. Dazu passt ein abschließendes Wort von Eli Wiesel, dass für unser Heute und für unsere Zukunft eine Mahnung und Aufforderung zu verstehen ist:
„Es war möglich, in die allmächtig erscheinende Herrschaft des Terrors einzugreifen. Alles. was dazu nötig war, war es zu wollen. Eine Geste, ein Zeichen der Anteilnahme, ein Funke Menschlichkeit genügten.“
Ein herzlicher Dank an dieser Stelle geht an die Schüler und ihre Lehrer, die diese Gedenkstunde sehr eindrucksvoll gestaltet haben. Uta Hentsch, Bisingen (Fotos Hentsch).

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Schwarzwälder Bote, Hanne Grunert

zum Lesen einfach anklicken

Noch einige Bilder zur Veranstaltung:

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Hinein in die Finsternis – Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der Pogromnacht

Innerhalb eines Telefongesprächs mit Herrn Dr. Vees erhielt ich „grünes Licht“ zur Veröffentlichung seines Berichtes zur Gedenkfeier in der „alten Synagoge, Hechingen am 09. 11. 2008. In Zusammenhang mit der Vernetzung der Gedenkstätten „Oberer Neckar und Zollernalbkreis“ (siehe Beitrag am 08.11.08) erscheint es mir durchaus angemessen auch Berichte aus dem von Bisingen nur wenige Kilometer entfernten Hechingen und Haigerloch aufzunehmen. Genau so, wie Dr. Vees hier berichtet haben wohl alle Zuhörer diesen Abend erlebt!  An dieser Stelle an Herrn Dr. Vees noch einmal herzlichen Dank – Uta Hentsch

Hinein in die Finsternis –
von Dr. Adolf Vees, Hechingen, erschienen in der Hohenzollerischen Zeitung am 11. November 2008

Wortlos und von Schmerz ergriffen gingen die Besucher der Alten Synagoge nach der Gedenkfeier zum 70.Jahrestag der Pogromnacht auseinander.

Hechingen. Die Menschen waren nicht nur aus der Stadt gekommen, sie waren angereist aus Tübingen und Reutlingen, aus Balingen und Albstadt, aus Rottweil und aus Freudenstadt. Aber nicht nur die Alten waren da, die noch Kindheitserinnerungen an die böse Nacht von vor 70 Jahren haben mochten, man sah auch die Jungen. Und jedermann, der die Texte von Elie Wiesel hörte, des Mannes. Der die Hölle von Auschwitz erlebte, der als Gezeichneter und Verwandelter um Sinn und Worte ringt, wurde in dieser Nacht stumm und ratlos.

Das Grauen erfasste die Menschen, als Rudolf Guckelsberger aus Wiesels Büchern „Nacht“ und Gezeiten des Schweigens“ las, es kroch unter die Haut und ließ die Körper erbeben. Man fragt sich, ob dem nächsten Satz noch standhalten würde, ob man noch einen Augenblick Kraft finden werde, sich den Bildern auszusetzen, die Elie Wiesel in seiner Erinnerung aufrief. Wie in Erstarrung verharrten die Menschen, und wäre nicht die wunderschöne Musik des Sextetts um Raphael Schenkel mit seiner Klarinette gewesen, so hätte es an diesem Abend kein Atemschöpfen und keine Hoffnung gegeben.

So melancholisch und heiter, so leichtfüßig und besinnlich die Melodien von Sergej Prokofjew und Joseph Achron auch sein m mochten, so lebensvoll sie aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts auch erzählen mochten, vertieften sie doch den Schmerz über die verlorene und untergegangene Welt der Juden von Mittel- und Osteuropa. Der Abend hatte die Menschen in Einsamkeit und Isolation geführt, sie gingen wortlos auseinander. Sie hatten eine Realität erfahren, die sie nicht fassen konnten. Um es mit Worten von Elie Wiesel zu sagen: sie hatten erahnt, was es heißt: Sobald man aufbricht zu begreifen, erreicht man die Finsternis.

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Fotos: U.Hentsch

Das Hechinger Heimweh – von Dr. Adolf Vees – Der Autor erzählt von Schicksal und Heimweh der Hechinger Juden. Er schrieb auf, was ihm Alfred Weil in New York, Grete Model aus Sao Paulo und viele andere geflohene, vertriebene Hechinger berichteten und was alteingesessene Bürger aus der jüdischen Welt Hechingens noch wußten.

Silberburg-Verlag, ISBN – 3-87407-256-8

Zum 70sten Jahrestag der Reichspogromnacht eine neue Zeitschrift und ein Interview

titelblatt-rundschau-1ruckblatt-rundschau-1Die Fotos enthalten die Titelseite und das Rückblatt der „Rundschau“ mit dem Beiträgen „In gemeinsamer Sache“ von Heinz Högerle, Rexingen und „Einigkeit macht stärker“ von Konrad Pflug, Landeszentrale für politische Bildung, Stuttgart. Anklicken zur Vergrößerung – Text wird gut lesbar!

Heinz Högerles Beitrag berichtet über die Vernetzung und Arbeit der Gedenk-Initiativen. Der Beitrag von Konrad Pflug stellt eine Ergänzung dazu dar.

Der 70.ste Jahrestag der Reichspogromnacht am 09. November 2008 war uns Anlass, unsere erste gemeinsame Zeitschrift „Rundschau“ herauszubringen. Jede der sieben Initiativen – Gedenkstätte Synagoge Baisingen, Gedenkstätten KZ Bisingen, KZ-Gedenkstätten Eckerwald/Schörzingen und Dautmergen-Schömberg, Ehemalige Synagoge Haigerloch, Alte Synagoge Hechingen, Ehemalige Synagoge Rexingen, Ehemalige Synagoge Rottweil –  ist darin mit einem Beitrag vertreten.
Die „Rundschau“ liegt seit Mitte Oktober in den Gedenkstätten der jeweiligen Initiativen aus und wird für den Unkostenbeitrag von 1,- Euro abgegeben.

Der nachfolgende Bisinger Beitrag für die Erstausgabe der Zeitung ist ein Interview mit einem jungen Bisinger. Mir war es wichtig sein Projekt über die Gedenkstätten KZ Bisingen und vor allem seine Vorgehensweise zur Realisierung dieser Arbeit vorzustellen – als mögliche Hilfe für andere junge Menschen, die sich für die Thematik: „Gegen das Vergessen“ engagieren möchten. Fabian Hoffmann hat mich gebeten auch weiterhin mit seinem Vornamen und „Du“ anzusprechen – das sollte hier aus verschiedenen Gründen einfach noch Erwähnung finden.

Geschichte betrifft uns alle – man muss darüber Bescheid wissen“
Interview mit Fabian Hoffmann, einem 17 jährigen Bisinger Schüler  über sein Schul-Projekt zum Thema  „Gedenkstätten KZ Bisingen“

img_3091fabian_2Fabian Hoffmann lernte ich im Frühjahr 2005 kennen, als er mit sechs anderen Achtklässlern der Bisinger Realschule im März ein 4tägiges Sozialpraktikum bei uns in den Gedenkstätten KZ Bisingen absolvierte. Schon damals fiel Fabian mir durch seine einerseits zurückhaltende Art aber andererseits auch starkes Interesse an allem was er sah und hörte, auf. Ende Februar 2008 rief er mich an, erzählte mir, dass er z. Z. das Wirtschaftsgymnasium in Hechingen besucht und fragte, ob ich ihm Hilfestellung für sein „Schulprojekt“ über unsere Gedenkstätten geben könnte. Die Schüler hatten zum Abschluss der 11 Klasse die Aufgabe erhalten eine „Werbe-Kampagne“ für ein Objekt ihrer Wahl zu erarbeiten Die Zusage der Unterstützung war ihm sicher.

Fabian, Du hast mir erzählt, dass Geschichte eines Deiner Lieblingsfächer ist,  jedoch die Geschichte des 1. und 2. Weltkriegs nicht dazu gehörte. Zu Deinen Favoriten zählten Ägypten und das Altertum generell. Wie kam es, dass Du Dich im März 2005 für das Praktikum in den Gedenkstätten KZ Bisingen entschieden hast?

Fabian: Seit meinem sechsten Lebensjahr ist es mein Wunsch Lehrer zu werden, und Geschichte interessiert mich sehr. So dachte ich, es ist vielleicht wichtig, auch die Geschichte der Weltkriege und die Geschehnisse in Bisingen kennen zu lernen, vielleicht würde ich ja im Praktikum Gefallen daran finden. So kam es zu dieser Entscheidung.

Erzähle ein wenig über Deine damaligen Eindrücke.

Fabian: Ich fand es zunehmend spannend. Die Eindrücke im Museum haben mich vollkommen eingenommen, und ich wollte mehr über diese Zeit wissen – das Praktikum hätte länger sein können.

Neben dem Fach Geschichte haben ja auch die Fächer Biologie, Deutsch und Französisch einen hohen museum-neu-ausschnittStellenwert für Dich  und außerdem liest Du sehr gerne. Warum hast Du Dir für Dein „Werbe-Kampagne“-Projekt“ ausgerechnet die Gedenkstätten KZ Bisingen mit der Ausstellung im Heimatmuseum ausgewählt und welches Ziel wolltest Du damit erreichen?

Fabian: Die Erfahrungen im Sozialpraktikum im März 2005 haben mich sehr beeindruckt und weit voran gebracht. Ich wollte damit gegen die Verdrängung arbeiten, die Mitschüler mit dieser Arbeit ansprechen.
Wie können Menschen die Geschichte verdrängen – es ist doch die Geschichte Bisingens. Geschichte betrifft uns alle – man muss darüber Bescheid wissen.

Euer Lehrer, hatte einen relativ knappen Zeitraum für dieses Projekt bis hin zur Vorstellung angesetzt. Du musstest Dir ja für die Erarbeitung zum Thema zunächst ein Konzept anlegen. Wie bist Du vorgegangen?

Fabian: Ich hatte ja noch die Unterlagen aus dem Sozialpraktikum. Außerdem hatte ich mir ein Buch über Sozialpädagogik „Vom Nutzen der grauen Theorie – für Referendare“ gekauft und gelesen. Ich notierte zunächst alle Ideen, die mir zum Thema kamen. An einem Abend war ich  so erschöpft von der Arbeit, dass ich beschloss früher als geplant schlafen zu gehen. Als ich am nächsten Morgen um 5:00h aufstand, war das Konzept fertig in meinem Kopf.

Bitte erzähle doch abschließend über die Präsentation Deiner Arbeit in der Schule und die Reaktion Deiner Mitschüler und Deines Lehrers zu Deinem Referat.

Fabian: Zwei Schulstunden standen für meine Projekt-Vorstellung zur Verfügung und als ich einmal begonnen hatte war die Aufregung vergessen – es floss sehr gut. Obwohl ich ja viel Zeit hatte, erschien sie mir doch nicht ausreichend – meine Mitschüler hätten den Film den ich zeigte gerne bis zum Ende gesehen (Anmerkung: ein Film mit einem Bisinger Zeitzeugen und einem Holocaust-Überlebenden). Mein Lehrer fand es sehr interessant über die JUSO-Gruppe zu hören, die ja mit der ganzen Aufarbeitung zur Geschichte des KZ Bisingen begonnen hatte. Er gab dazu noch einige Ergänzungen. Am Ende hat er mich gelobt für meine Arbeit.

Welchen Stellenwert möchtest Du der Auseinandersetzung mit der „Drittes Reich-Thematik“ und Holocaust grundsätzlich und dem Geschehen in dieser Zeit in Deinem Heimatort Bisingen speziell im Schulunterricht geben?

Fabian: Einen hohen Stellenwert. Ich habe bis zum Sozialpraktikum nicht gewusst wie interessant und wichtig die Kenntnis über unsere Geschichte ist. Das Thema darf in der Schule nicht fehlen. Sicher kommt es auf den Einstieg an und hier in Bisingen gibt es ja die Möglichkeit praktisch vor Ort Erfahrungen machen zu können.

Vielen Dank Fabian für die Mitteilung Deiner Erfahrungen und Dein großartiges Engagement zum Thema: „Mut zur Erinnerung und Mut zur Verantwortung“. Junge Menschen wie Du sind ein starker Hoffnungsträger gegen das Vergessen! Viele gute Wünsche für den vor Dir liegenden Weg und gutes Gelingen für alle Deine Vorhaben.

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Das Interview mit Fabian Hoffmann führte Uta Hentsch, Vorsitzende des Vereins „Gedenkstätten KZ Bisingen“ im Juli 2008 – Fotos: Hentsch

70. Jahrestag der Reichspogrom-Nacht – eine beeindruckende Ansprache auf dem KZ Friedhof Bisingen von 2002

Ansprache auf der Gedenkfeier des Gesprächskreises „Möglichkeiten des Erinnerns“ (Gedenkstätten KZ Bisingen) am 09. November 2002 – von Hans Martin

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Liebe Bisingerinnen und Bisinger, Her Bürgermeister Krüger, liebe Gäste, Freundinnen und Freunde,

wenn wir uns heute hier zusammengefunden haben, so wollen wir an eine Vergangenheit erinnern, die nicht vergehen darf.

Wir gedenken heute an die Reichspogromnacht vom 09. November 1938.

Wir wollen zweitens gedenken und Erinnern, an die 1158 ermordeten Häftlinge des Konzentrationslagers Bisingen, vor deren Gräbern wir stehen.

Und wir wollen drittens erinnern und gedenken an die 6 Millionen jüdischen Opfer, Männer, Frauen und Kinder des Holocaust / der Schoa und aller Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen.

Am 07. November 1938 erschießt der 17jährige deutsch-polnische Jude Herschel Grynszpan, in der deutschen Botschaft in Paris den Botschaftssekretär Ernst von Rath.

Er begeht die Tat aus Wut und Verzweiflung über die Ausweisung und Abschiebung seiner Familie und weiterer 1.000 deutsch-polnischer Juden über die Grenze nach Polen.

Diese Tat kommt den Nazis gerade recht, eine Hetztirade von Goebbels gibt das Signal zum Aufruhr. SA und SS-Horden entfesseln einen Terror gegen die jüdische Bevölkerung. Sie hatten einen idealen Vorwand für die Judenverfolgung.

– Die Juden werden gejagt, geprügelt und erschlagen.
– 267 Synagogen werden niedergebrannt.
– 7.500 Geschäfte und Wohnungen geplündert,
– 116 Frauen und Männer finden den Tod.

Gerne möchte ich empfehlen die vollständige, sehr bemerkenswerte Ansprache nachzulesen – hier: zum-70sten-jahrestag-der-reichspogromnacht

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