“Hätte ich es erzählt, geglaubt hätte es niemand” – Musledin Glina, ein Zeitzeuge der Rettung von Juden und anderen in Not geratenen Menschen in Albanien in einem Zeitzeugen-Gespräch im Heimatmuseum Bisingen am Montagabend, dem 26. Mai 2014. Musledin Glina lebt in Karlsruhe, wurde in Albanien geboren und erzählte von seinen Kindheitserlebnissen in seiner Heimat. Er ging dabei vor allem auf den Ehrenkodex aller Albaner ein, dem viele in der NS-Zeit verfolgte Juden ihr Leben zu verdanken haben. Es ist eine Tatsache, dass es in Albanien nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs mehr Juden gab als vor dem Krieg.
Der Kontakt zu Musledin Glina kam in am 4. März 2014 in Berlin, anlässlich der Festveranstaltung „60 Jahre Yad Vashem – 50 Jahre Gerechte der Völker“ zustande, zu der die Vorsitzende des Vereins Gedenkstätten KZ Bisingen eine Einladung vom „Freundeskreis Yad Vashem Deutschland e.V.“ erhalten hatte. Seit 2011 ist der Verein Mitglied im Freundeskreis Yad Vashem Deutschland e.V.
In eine
m Vorgespräch erzählte Glina: „Ich habe früher kleinlaut erzählt, dass die Albaner während der Deutschen Besatzung im zweiten Weltkrieg vielen Juden das Leben gerettet haben. Dass die Deutschen keinen einzigen Juden von meinen Landsleuten ausgeliefert bekommen haben, traute ich mich nicht zu behaupten. Geglaubt hätte es niemand.“ Sein Besuch und seine Berichte waren eine gute Ergänzung zur BESA -Ausstellung, die im Juli 2013 im Foyer der Hohenzollernhalle zu sehen war.
Am Bespiel des damals 17jährigen Albaners, Refik Veseli, durch den die jüdische Familie von Moshe Mandil gerettet werden konnte wurde die albanische Zivilcourage eindrucksvoll vermittelt.
Dass in Berlin eine Sekundarshule seit Januar 2014 den Namen “Refik Veseli-Schule” trägt, verdient dabei an dieser Stelle eine besondere Erwähnung. Glina selbst freute sich sehr über diese “Auszeichnung und Anerkennung” und sprach noch einmal von der “Zivilcourage” des albanischen Volkes, die doch eigentlich jeder Mensch haben sollte. Nach Abzug der Deutschen Wehrmacht Ende November 1944 und Ausrufung der ‚Sozialistischen Volksrepublik Albanien‘ unter Enver Hoxha im Januar 1946 wurde Albanien fünfzig Jahre lang das ‘Nord-Korea’ Europas’”, so Glina.
Das Leben unter diesem Regime, unter dem albanisch-kommunistischen System, dass sich nach Abzug der Deutschen 1944 etabliert hatte, führte dazu, dass sein Leben 1949 eine dramatische Wende erfuhr. Als 16jähriger Gymnasisat wurde er zusammen mit Schulfreunden wegen anti-kommunistischer „Schmierereien“ in seiner Schule verhaftet.
Das größte und shönste Kino in Korca wurde zum Gerichtssaal (siehe Bild) – die Jugendlichen wurden dort im mit „Zuschauern“ vollbesetzten Kinosaal vom Militärgericht der Kommunistischen Partei Albaniens, zu unterschiedlich hohen Gefängnisstrafen verurteilt – Musledin Glina war mit 10 Jahren Haft dabei. 1951 konnte er fliehen und kam nach Aufenthalten in Jugoslawien, Italien und Frankreich 1958 nach Deutschland. Hier lernte er in den 60zigern seine Frau kennen, lebt seit vielen Jahren mit der Familie in Karlruhe und ist stolz auf seine Kinder, zwei Töchter und ein Sohn.
Nach einer kleinen Frage-und Antwortenrunde gab es zum Abschluß eines sehr interessanten und informativen Abends einen Blumenstrauß für Musledin Glinas Ehefrau – so war es gemeinsam besprochen.
Mehr zum Abend kann den Presseberichten entnommen werden. – Fotos: I. Wöhr
„Hilfe in den Zeiten der Not“ – Hohenzollerische Zeitung, 30.Mai 2014
Hallo Frau Hentsch,
Das ist ja eine tolle Geschichte und ein toller Abend geworden.
Mit viel Professionalität, Mühe und Geduld haben Sie es zu dieser Veranstaltung gebracht.
Schön waren die Bilder zu den Erzählungen, auch hilfreich, so konnten die Zuhörer einmal mehr das Gehörte, die jeweilige Situation nachvollziehen.
Mein Mann hat sich in diesem Rahmen sehr wohl gefühlt.
Er und natürlich auch ich möchten uns dafür
ganz ganz herzlich bedanken, er fand es einfach toll mit Ihnen diesen Abend zu gestalten.
M.+ S Glina
Lieber Herr Glina, liebe Frau Glina,
herzlichen Dank für Ihren positiven Kommentar zur Veranstaltung am Montagabend, 26. Mai 2014.
Das ermutigt uns alle hier im Verein Gedenkstätten KZ Bisingen in der Arbeit „gegen das Vergessen“ weiter voran zu gehen. Mit freundlichen Grüßen und besten Wünschen Ihnen beiden
Uta Hentsch