„Hochbetrieb“ in der Gedenkstätte KZ Bisingen

Bericht von Ines Mayer, stellv. Vorsitzende „Gedenkstätten KZ Bisingen e.V.“

Zwischen Ostern und den Sommerferien kommen besonders viele Besucher nach Bisingen, um den Geschichtslehrpfad und das Museum zu erkunden. In der Regel handelt es sich dabei um Schulklassen aus der näheren und weiteren Umgebung oder auch Erwachsenengruppen, wie unlängst der Mössinger Denkmalverein. In der vorigen Woche besuchten darüber hinaus drei weitere Gruppen die Gedenkstätte.

Den Auftakt machte das Seminar für Didaktik und Lehrerbildung Tübingen, das wie jedes Jahr mit einer Gruppe Geschichte-Referendare und ihren Fachleitern anreiste. Im Rahmen ihrer Exkursionstage waren die Lehramtsanwärter auch in der ehemaligen Synagoge Haigerloch und in der Gedenkstätte Bisingen. Hier interessierten sie sich vor allem für Möglichkeiten, das Thema KZ Bisingen bzw. „Unternehmen Wüste“ im Unterricht einzusetzen. Dies ist mit Hilfe zweier Publikationen der Landeszentrale für politische Bildung und dem vom Vorsitzenden des Gedenkstättenvereins Dieter Grupp erarbeiteten Unterrichtsmodul für den Landesbildungsserver gut zu bewerkstelligen. Die Referendare waren denn auch begeistert von den vielfältigen Angeboten in Bisingen. Sicher wird aus diesem – wie aus den früheren – Kursen der eine oder andere später als Lehrer mit seiner Schulklasse wiederkommen.

Die Projektgruppe des TG Balingen auf dem Geschichtslehrpfad.

Die Projektgruppe des TG Balingen auf dem Geschichtslehrpfad.

Wenige Tage später war eine Schülergruppe des Technischen Gymnasiums Balingen vor Ort, die während der dortigen Projekttage die „regionale Geschichte erkunden“ wollten und sich neben Exkursionen nach Haigerloch, Lautlingen und Tübingen auch ganz explizit einen Besuch der Gedenkstätte Bisingen gewünscht hatten.

Den krönenden Abschluss der ereignisreichen Woche bildete der Jugendguide-Workshop, der am Samstag ganztägig im Museum und auf dem Geschichtslehrpfad stattfand. Mittlerweile im vierten Jahr bildet der Tübinger Kreisarchivar Dr. Wolfgang Sannwald in Kooperation mit dem Jugendamt sowie Schulen und Gedenkstätten in der Region Schüler und Studenten zu Jugendguides aus. Nach einer Qualifizierungsphase von Pfingsten bis Anfang November entscheiden sich die Jugendlichen für eine Gedenkstätte. In Bisingen sind inzwischen fünf solcher Jugendguides – vor allem bei Führungen – im Einsatz. Zwei davon engagieren sich sogar im Vorstand des Gedenkstättenvereins: Jannik Bitzer als Kassierer und Verena Lohr als Schriftführerin.

Bei dem Workshop im Museum erarbeiteten die Teilnehmer – nach einer historischen Einführung durch Dieter Grupp – in Kleingruppen verschiedene Themenbereiche: das Ölschieferprojekt, die Dorfbevölkerung, die Opfer und die Täter. Die anschließenden Präsentationen wurden mit der Videokamera aufgezeichnet und im Plenum besprochen, den Referenten eine Rückmeldung zu ihrem Auftreten gegeben.

Beim Jugendguide-Workshop im Museum: Die Teilnehmer präsentieren ihre Ergebnisse.

Beim Jugendguide-Workshop im Museum: Die Teilnehmer präsentieren ihre Ergebnisse.

Schon an diesem Vorgehen wird deutlich, inwiefern die Jugendlichen von der Ausbildung profitieren: Hier geht es um das Erlernen von Recherche- und Präsentationstechniken, die vertiefte Auseinandersetzung mit einem Thema, das nach Ansicht der jungen Leute in der Schule meistens „zu kurz kommt“ und nicht zuletzt um Persönlichkeitsbildung.

In den Gedenkstätten freut man sich jedenfalls sehr über die engagierten Jugendguides. Auch der hiesige Verein hofft darauf, dass sich einer oder vielleicht sogar mehrere der Workshop-Teilnehmer für eine Tätigkeit in Bisingen entscheiden und das bereits vorhandene Team verstärken werden.

Beim Jugendguide-Workshop im Museum: Die Teilnehmer präsentieren ihre Ergebnisse.

Beim Jugendguide-Workshop im Museum: Die Teilnehmer präsentieren ihre Ergebnisse.

Hohenzollerische Zeitung  4.8 2015 - Engagiert füe das Einnern

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