Bericht von Ursula Rauscher – Schwäbischer Albverein vom Besuch der Gedenkstätten KZ Bisingen am 18. November 2012:
Am Volkstrauertag gedenkt man traditionell der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Das ist kein Tag für eine Wanderung, meinen Viele im Schwäbischen Albverein. Warum eigentlich nicht, fragte sich Uli Gänzle von der Ortsgruppe Mittelstadt und organisierte einen dem Tag angemessenen Ausflug. Als Jugendlicher war er öfters mit seinen Eltern am KZ-Friedhof in Bisingen vorbeigefahren. Als Erwachsener hat er sich daran erinnert und nachgeforscht, was es damit auf sich hat. Dabei hat er die Ausstellung über das KZ Bisingen im Heimatmuseum und den Geschichtslehrpfad entdeckt. Jetzt war er mit 22 Wanderfreunden aus Mittelstadt, Oferdingen, Betzingen, Sondelfingen, Süßen, Burladingen und Ringingen dort. Die meisten der Teilnehmer wussten zwar, dass es auch bei uns KZ-Lager gegeben hat, aber von Bisingen hatten sie bisher nichts oder nur wenig gehört.
Uta Hentsch vom Verein Gedenkstätten KZ Bisingen e.V. erzählte sehr einfühlsam vom Leben und Schicksal der Häftlinge und führte die Gruppe zu den einzelnen Stationen: vom Bahnhof zum KZ-Gelände, zur Abbruchkante des Schiefers, zum Öltank und der ehemalige Brech- und Siebanlage. Ab August 1944 wurden 4150 Männer nach Bisingen verschleppt, darunter ein Drittel Juden. Sie sollten für das Unternehmen „Wüste“ Ölschiefer abbauen, teils mit bloßen Händen, um daraus Treibstoff zu gewinnen. Mindestens 1187 Häftlinge überlebten den harten Alltag in diesem als Werk 2 bekannten KZ-Lager nicht.
Die Führung endete mit dem Besuch des Heimatmuseums und seiner Dauerausstellung. Tief bewegt und betroffen wurde die Heimreise angetreten. Eine Teilnehmerin sprach aus, was andere dachten: „Die Geschichte als Film zu sehen ist etwas anderes, als das hier zu sehen und zu erfahren. Es ist beschämend was diesen Menschen angetan wurde“. Alle waren sich einig, es war richtig herzukommen und sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen. Denn das was passiert ist, darf nicht in Vergessenheit geraten, so schmerzlich die Erinnerung auch sein mag. – ukr
Bilder von U. Rauscher und W. Herrmann