„Ich bin stolz, dass du hier bist“ – Abschied von Vater und Großvater

Aleksander Olszanski *08. August 1905 in Warschau – † 06. Februar 1945 im KZ Bisingen

Ende Januar erhielt die Vorsitzende des Vereins Gedenkstätten KZ Bisingen eine Anfrage aus Belgien bei der es um eine Nachfrage über Aleksander Olszanski ging, der im KZ Bisingen am 06. Februar 1945 an einer Lungenentzündung gestorben sei. Anfragen über weitere Anhaltspunkte ergaben, dass Aleksander Olszanski mit dem Transport aus Danzig-Stutthof am 01. Oktober 1944 in Bisingen eingetroffen war. 1500 polnische „politische“ Häftlinge und 1000 estnische Juden gehörten zu dieser Deportation nach Bisingen. Die meisten der 15000 Polen blieben in Bisingen, ein Teil von ihnen, zusammen mit den 1000 estnischen Juden wurden nach Dautmergen verbracht.

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Peter van Zantvoort, der Enkel, erzählte am Abend, dass er, als er vor der Abbaukante und der Info-Tafel mit dem Text von Isak Wasserstein gestanden hat, die Vision hatte, seinen Großvater zu hören: „Ich bin stolz, dass Du hier bist“ – das hat ihm persönlich sehr geholfen die Gewissheit über den Abschluss der Suche gefunden zu haben.

Im Gästebuch des Heimatmuseums lesen wir: „Heute sind wir hier im Museum gewesen, und ich, Janina, meine Tochter Dorota und mein Sohn Peter sind gekommen um meinen Vater, Aleksander Olszanski, zu ehren, der hier in Bisingen umgekommen ist. Es war für uns ein sehr emotionelles Erlebnis“

Im Heimatmuseum Bisingen: von li → re: Janina Olszanska, Dorota Wrobel, Peter van Zantvoort

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Gedenkveranstaltung KZ-Lager Eckerwald – 09. Mai 2010

Sonntag, 09. Mai 2010 – Den nachfolgenden Bericht stellte Herr Thomas Riedlinger der Vorsitzenden des Vereins „Gedenkstätten KZ Bisingen“ zur Verfügung. Er hat ihn für den Schwarzwälder Bote, Rottweil,  geschrieben.  An dieser Stelle einen herzlichen Dank an Herrn Riedlinger.  Die  Vereine „Initiative Eckerwald“ und  „Gedenkstätten KZ Bisingen“ gehören zum „Unternehmen Wüste“ Alle Bilder: U. Hentsch.

Rottweil-Zepfenhan (rd). Ein kleines Jubiläum feierte am Sonntag die „Initiative Gedenkstätte Eckerwald“, als sie zum 25. Mal an die Opfer der Konzentrationslager Schörzingen, Dautmergen, Bisingen, Auschwitz-Birkenau und Dachau gedachte. Viele ehemalige Häftlinge oder deren Kinder und Angehörige nahmen an der Feier teil, Gäste waren aus Frankreich, aus Polen und sogar aus Norwegen gekommen.
Gerhard Lempp berichtete von der Gründung der Initiative vor 25 Jahren und führte aus, dass durch die beispiellose Aufklärungsarbeit nicht Spuren verwischt, sondern verborgenes Unrecht an einem Ort dunkelster Verrichtung sichtbar gemacht worden seien. Häftlinge von Konzentrationslagern hatten in den Jahren 1942 bis 1945 in Schörzingen, in Dautmergen oder in Bisingen für das Projekt „Operation Wüste“ Öl aus Schiefergestein gewinnen müssen. Mittlerweile sind zu der Gedenkstätte durch Schüler wege angelegt und Zugangsmöglichkeiten erleichtert worden, ohne dass freilich Spuren verwischt oder unkenntlich gemacht wurden. Für die Opfer sei es ein schwerer Weg, an den Ort ihrer Pein zurück zu kommen. Doch viele der Gäste kommen seit vielen Jahren zurück, um sich immer wieder aufs Neue alten Erinnerungen zu stellen und mit ihnen fertig zu werden.
Auch der ehemalige Ministerpräsident Erwin Teufel lobte die Initiative weniger Einzelpersonen, die mit der Gründung der Initiative im Jahre 1985 das damalige Leiden der Häftlinge ins öffentliche Bewußtsein zurück brachten. Man müsse heute in Scham nachdenken über die damaligen Gewaltverbrechen. „Wir erinnern uns, weil wir uns der Geschichte stellen müssen. Es ist eine Bringschuld der Eltern und der Großeltern und es ist eine Holschuld der Jüngeren“, sagte Teufel. Man dürfe nicht gleichgültig sein gegenüber den Opfern. Doch heute wachse ein neues Deutschland in dritter Generation heran, das für Mitmenschlichkeit stehe. Deshalb solle man nicht in Verbitterung über das damals Geschehene verharren, sondern Versöhnung stiften und sich für die Menschenrechte einsetzen.
Auch der Schömberger Bürgermeister Karl-Josef Sprenger führte aus (Anmerkg. Rede zum downladen hier: Grußwort – 25 Jahre Gedenkfeiern im Eckerwald), dass es für ein friedliches Miteinander eigentlich nur das simple Motto „was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu“ brauche. Die Menschen sollten sich verpflichten angesichts solcher Gedenkstätten die Werte des Friedens, der Menschenrechte und der Gewaltfreiheit in die Gegenwart und die Zukunft zu tragen – dann habe die „Initiative Eckerwald“ ihren Sinn. Dem schloss sich auch Gerhard Lempp an, der die Initiative federführend leitet und schloss die Veranstaltung mit den Worten, dass der Eckerwald zu einer kleinen und bescheidenen Insel der Versöhnung geworden sei. Und diese Versöhnung bedeute Befreiung.

Rede eines polnischen Überlebenden – er überreicht an

Gerhard Lempp für die „Initiative Eckerwald“ eine Medaille von Auschwitz und ein Buch.

Ein Netz symbolisiert die Versöhnung

Überlende und ihre Angehörigen

Anmerkung: Nach der Gedenkstunde gab es ein gemeinsames Mittagessen im Städtischen Spital Rottweil. Danach wurde um 15 Uhr der KZ-Friedhof Schömberg und der Gedenkstätte Dautmergen-Schömberg besucht. Um 17 Uhr endete der Tag mit einem ökonomischen Gottesdienst in der Kapelle des KZ-Friedhofs Schörzingen.

Ein vertontes Gedicht für die Gedenkstätten KZ Bisingen

Am Mittwoch, dem 24. Februar 2010 überreichte der Lyriker Helmut Hauser aus Ostdorf dem Bisinger Bürgermeister Joachim Krüger sein nun von Robert Pappert vertontes Gedicht: „Gen Himmel ragt das dunkle Kreuz“. Weiter dazu siehe Zeitungsartikel und diverse Fotos (alle Hentsch).

Lesung: „Zwei Leben gegen den Nationalsozialismus“

Am Dienstag, 02. Februar 2010 waren Welf Schröter und Irene Scherer, Talheimer Verlag, Gäste im Heimatmuseum. Sie lasen aus den Aufzeichnungen: „Zwei Leben gegen den Nationalsozialismus“ von Karola Bloch und Eugen Rosenstock-Huessy.

Karola Bloch und Eugen Rosenstock-Huessy – zwei Menschen, die gegen den Nationalsozialismus Widerstand leisteten, die beide Deutschland verlassen mussten und in die USA gingen. Zwei Menschen, deren Biografien und Lebensleistungen Ermutigungen für Nachgeborene darstellen.


Bisinger Schüler am Internationalen Holocaust-Gedenktag / „Sterben für ein bisschen Öl“

Am 3. Januar 1996 sagte Roman Herzog in seiner Proklamation zur Einführung des Nationalen Gedenktags zur Erinnerung an die Millionen Opfer des menschenverachtenden Nazi-Regimes, darunter 6 Millionen Menschen jüdischen Glaubens: „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“ Der 27. Januar, Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee sollte zum Symbol werden für Völkermord und die Opfer des Dritten Reichs.

Am 01. November 2005 wurde der 27. Januar von der Generalversammlung der Vereinten Nationen zum „Internationalen Holocaustgedenktag“ erklärt.

Für den Verein „Gedenkstätten KZ Bisingen“ ist es auch in diesem Jahr wieder ein Anliegen aus gegebenen Anlass zu einer Gedenkveranstaltung ins Heimatmuseum einzuladen.

Am Mittwoch, 27. Januar 2010 um 10:00h gestalteten Schüler der Grund-Haupt und Werkrealschule Bisingen bereits im vierten Jahr im Heimatmuseum Bisingen eine Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus und der 6 Millionen ermordeten Menschen jüdischer Religionsgemeinschaft.



Andrea Clasen, Südwest-Presse, schrieb zum 27. Januar 2010 den nebenstehenden Artikel: „Sterben für ein bisschen Öl“ in Erinnerung an das Unternehmen „Wüste“ auf der Schwäbischen Alb.




Ein Überlebender des KZ Dormettigen in Israel gefunden

In der Zeit vom 17. Dezember 2009 bis 14. Januar 2010 wurden in der einmal wöchentlich erscheinenden deutschsprachigen Zeitschrift „Chadashot Israel“ – Israel Nachrichten –  in Tel Aviv fünf Artikel:  das Unternehmen „Wüste“ / die Gedenkstätten KZ Bisingen und Besuche Überlebender aus Israel veröffentlicht (jeweils Donnerstags).

Am Montag, 21. Dezember 2009, erhielt die Vorsitzende des Vereins „Gedenkstätten KZ Bisingen“ von der Redaktion in Tel Aviv eine e-mail mit folgender Nachricht: Liebe Frau Hentsch, den ersten Teil ihres Artikels haben wir am 17.12. veröffentlicht, ein Belegexemplar ist unterwegs. Der zweite Teil soll am 24.12. erscheinen.
Heute hat ein 85-jähriger Herr angerufen, der ganz aufgewühlt war von Ihrem Bericht, weil er genau dies alles erlebt hat. Er möchte unbedingt mit Ihnen in Kontakt treten.
Ihr Artikel ist also von höchstem Interesse. Auch für den dritten Teil wären wir Ihnen dankbar.

Adresse und Telefon-Nummer waren hinzugefügt und der erste telefonische Kontakt wurde sofort aufgenommen. Eine dreiviertel Stunde dauerte das Gespräch – es blieb nicht das Einzige. Insgesamt wurden am 01. Oktober 1944 2500 Häftlinge von Danzig-Stutthof  zum Unternehmen „Wüste“ hinzugefügt. 1500 von ihnen nach Bisngen und 1000 Häftlinge nach Dautmergen. Maximal 500 von ihnen (jüdische Häftlinge aus Estland) wurden nach Ende 1944/Anfang 1945 per Fußmarsch nach Dormettingen gebracht – Dormettingen war das Werk 8 und wurde als letztes eingerichtet.

Die Vorsitzende des Vereins wird Ende März/Anfang April 2010 Herrn M. in Israel treffen und mit ihm ein Interview machen. Darüber wird dann zu gegebener Zeit ein Bericht erscheinen.

Im Folgenden die Berichte – jeweils in ganzer Länge in der pdf.Datei nachzulesen:

Das Unternehmen „Wüste“

Die Gedenkstätten KZ Bisingen und deren Verein

Schalom, ich habe Euch viel zu sagen

Ich gehe zurück mit Frieden

Ein Gedenkstein für den Bruder