Bisingen – Zwei Täterprofile

Franz Ehrmanntraut, geboren 1910, Schlosser. NSDAP-Mitglied seit 1933, SS-Mitglied seit 1939. SS-Rottenführer seit 9. November 1941, SS-Unterscharführer seit 1. Februar 1943. Ehrmanntraut kam aus dem KZ Natzweiler zwischen August und Oktober 1944 nach Bisingen und wurde dort zum stellvertretenden Lagerleiter und Rapportführer befördert.

Bild: Franz Ehrmanntraut, vor 1945, Bundesarchiv Berlin, vormals Document Center.

Am 4. Juli 1947 sagte er im von den Franzosen durchgeführten Rastatter Prozess zu der Erschießung von drei ungarischen Häftlingen im Dezember 1944 folgendes aus:
„Ja, ich gebe zu, einen von ihnen erschossen zu haben. Ich habe es bei meinem Verhör gesagt. Ich habe gesagt, dass ich geschlagen habe. Viele Gefangene waren anständige Leute. Es war unmöglich, die anderen zu bewachen. Sie erschöpften unsere Geduld.“
Ehrmanntraut wurde am 29. Mai 1947 vom französischen Militärgericht in Rastatt wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode verurteilt, später begnadigt und Ende 1962 aus der Haft entlassen. Er starb 1973.

Johannes Pauli, Schweizer Staatsangehöriger, geboren 1900, war der direkte Lagerführer im KZ Bisingen. 1951 sagte er vor dem Strafgericht in Basel über die Erschießung der drei ungarischen Häftlinge aus:
„Es ist richtig, dass ich im Dezember 1944 einen Häftling eigenhändig erschossen habe. (…) Ich ließ dann auch diese beiden Leute (die zwei anderen ungarischen Häftlinge, Anm. d. Verf.) kommen und fragte sie, was sie getan hätten. Auch diese beiden gaben mir auf meinen Vorhalt zu, dass sie Lebensmittel aus dem verschütteten Haus gestohlen hatten. Ich sagte daraufhin, was dem einen recht, dem andern billig sei und gab Ehrmanntraut und Makart den Befehl, auch diese beiden zu erschießen, was diese taten. Ich habe aber nicht befohlen, diese von hinten zu erschießen.“
Johannes Pauli wurde am 11. Februar 1953 in der Schweiz wegen seiner Taten im KZ Bisingen (fortgesetzten und wiederholten Totschlags) zu 12 Jahren Haft verurteilt. Er starb in den 60er Jahren.

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Aus: „Möglichkeiten des Erinnerns“, Bisingen, 1997 von Christine Glauning