Über das „Redende Schweigen“ – Johannes Czwalina im Museum Bisingen

17. April 2015 Johannes Czwalina im Museum Bisingen -317. Aproöl 2015 Johannes Czwalina im Musuem Bisingen -1Es war leider nur eine sehr kleine Besuchergruppe, die am Freitagabend, dem 17. April 2015 den Weg in Museum Bisingen fand, um Johannes Czwalin, Riehen/Schweiz und seinem Thema: „Das Schweigen redet – Wann vergeht diese Vergangenheit“, zu zuhören. Wie in Gesprächen mit Besuchern nach Abschluss des offiziellen Teils heraus zu hören war bestand Einstimmigkeit: es war ein hervorragender und wichtiger Abend und jeder der Anwesenden war froh darüber Johannes Czawlina kennengelernt und gehört zu haben.

Franziska Blum hat einen Bericht für die Lokal-Presse geschrieben, den sie an mich für unsere Seite weitergeleitet hat- danke dafür, liebe Franziska:

Johannes Czwalina spricht im Museum Bisingen
über das „Redende Schweigen“

„Das Schweigen redet“ heißt das Buch, über das der Autor Johannes Czwalina am vergangenen Freitag im Museum Bisingen sprach – die Landeszentrale für politische Bildung unterstützte diese Veranstaltung.

17. April 2015 Johannes Czwalina im Museum Bisingen -2Vor einem sehr interessierten Publikum erläuterte Czwalina die verpasste Vergangenheitsbewältigung der Generation des Dritten Reiches. In jahrelangen Gesprächen mit Opfern und Tätern des NS-Regimes sowie deren Nachfahren machte der Theologe und heute als Unternehmensberater tätige Czwalina die Beobachtung, dass nach jahrzehntelangem Schweigen über die NS-Vergangenheit die Belastungen in den nachfolgenden Generationen durchbrechen.

© 2013 ISBN 978-3-86506-462-2

© 2013
ISBN 978-3-86506-462-2

In den 1970er-Jahren zeigten sich diese in der Wut der RAF-Terroristen auf das Schweigen der Elterngeneration, die die Kinder der Täter und Mitläufer selbst zu Tätern werden ließ. Auch die Ursache für die heutige NS-verherrlichende Neonaziszene sieht Czwalina in einer mangelnden Aufarbeitung der Geschichte. „Schweigen ist kein Weg. Die Vergangenheit holt uns irgendwann ein, wenn sie nicht bearbeitet wird“, so der Autor.


17. April 2015 Johannes Czwalina im Museum BisingenAls ein Pionier für Versöhnungsinitiativen in Deutschland stellte Czwalina Albrecht Fürst zu Castell-Castell vor. Der fränkische Unternehmer rief anlässlich des 50. Jahrestages des Kriegsendes 1985 die sogenannten „Versöhnungswege“ ins Leben. Etwa 700 Christen reisten in die Länder, mit denen Deutschland Krieg geführt hatte. Dort stellten sie die Frage: „Könnt ihr uns vergeben?“ Diese Vertreter der Nachfolgegeneration brachten den Menschen ihre tiefe Betroffenheit über die Taten ihrer Eltern zum Ausdruck, wobei sich ergreifende Versöhnungsszenen ereigneten.

Czwalina selbst eröffnete 2011 in seinem schweizerischen Wohnort Riehen bei Basel eine private Gedenkstätte, die an das Schicksal der 35.0000 jüdischen Flüchtlinge während des Zweiten Weltkrieges an der Schweizer Grenze erinnert. Die Schweiz, die mit dem Deutschen Reich kollaborierte, lieferte Unzählige von ihnen wieder an das Deutsche Reich aus, was Deportation, KZ und für die meisten den sicheren Tod bedeutete. Czwalina berichtet wie er Widerstände und Entsetzen über seine Gedenkstätte erfährt. Bei der Frage einer Zuhörerin, ob er aufgrund der Schwierigkeiten nicht schon manchmal aufgeben wollte, antwortete er: „Viele machen mir auch Mut. Und Erfolg ist nicht daran zu messen, ob eine Sache gelingt oder nicht gelingt, sondern, ob sie richtig ist.“

Fotos: U. Hentsch

HoZoZei 15. April 2015  Jojannes CzwalinaHoZoZei 23. April 2015

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