Am Donnerstag, 24. November 2016 ist Uta Hentsch im Alter von 77 Jahren ihrer schweren Krankheit erlegen. Ihren über Jahre liebevoll gepflegten Blog wollen wir, der Verein Gedenkstätten KZ Bisingen e.V., aber weiterhin bestehen lassen, denn er repräsentiert die Geschichte des Vereins bis 2016.

Aktuelle Veranstaltungen und Projekte finden Sie unter der neuen Website des Vereins: museum-bisingen.de

Vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Arbeit!

Sr. Silvia Pauli: Vom Umgang mit der Last der Geschichte

Sr. Silvia Pauli kommt zu Filmaufnahmen an die Gedenkstätte KZ Bisingen

Von Ines Mayer

Sr. Silvia Pauli auf dem Öltank - Bisingen, Geschichtslehtpfad

Sr. Silvia Pauli auf dem Öltank – Bisingen, Geschichtslehtpfad

Vergangenheit ist, wenn es nicht mehr wehtut.“ Was Mark Twain hier mit leichter Feder formulierte, fällt in Wirklichkeit oft unglaublich schwer, bedeutet es doch, dass man seinen Frieden mit dem Vergangenen gemacht hat und nun ohne Pein zurückblicken kann. Dass die Aussöhnung mit der Vergangenheit selbst dann schwierig ist, wenn sie gar nicht auf das eigene Leben, sondern auf die Leiden der Vorfahren bezogen ist, wissen wir von den Kindern und Enkeln von Holocaust-Überlebenden. Wie sehr aber auch die Nachkommen der Täter unter der Last der Geschichte leiden, wird erst so langsam aufgearbeitet. Offenbar hat auch hier erst die dritte, die Enkelgeneration den Mut, nachzufragen und sich der eigenen Familiengeschichte zu stellen.

Die Schweizer Ordensschwester Silvia Pauli ist eine von den Enkeln. Ihr Großvater Johannes Pauli war 1944/45 Lagerführer des KZ Bisingen. Der SS-Unterscharführer Pauli hatte die Schweizer Staatsbürgerschaft und wurde 1953 in Basel für seine Taten im KZ Bisingen – wegen „fortgesetzten und wiederholten Totschlags“ – zu 12 Jahren Haft verurteilt. Er starb 1966. Über all das ist in der Familie jedoch nie gesprochen worden. „Mein Vater hatte eine unheimliche Angst, dass die Verstrickungen meines Großvaters ans Licht kommen“, erinnert sich Silvia Pauli. Schon als Jugendliche habe sie die bedrückende Atmosphäre in ihrem Elternhaus gespürt. Erst nach und nach wurde ihr bewusst, welches Geheimnis da gehütet wurde. Sr. Silvia sagt, sie habe das Schweigen als schwere und doch diffuse Last empfunden. Sie forschte nach, kam dafür auch nach Bisingen zum Gedenkstättenverein. Und: Sie redete offen über ihre ganz persönliche Auseinandersetzung mit der Rolle ihres Großvaters im Nationalsozialismus. Im November 2013 sprach Silvia Pauli im Museum in Bisingen öffentlich über ihr Ringen um Aufarbeitung und Aufbrechen der Schweigespirale.

Sr. Silvia Mai 2016 BIld beim Öltank - Geschichtslehpfad BisingenNun kam sie abermals nach Bisingen – in Begleitung zweier Filmemacher – um diese Aufarbeitung mit Hilfe des Mediums Film fortzusetzen. Zwei Tage lang machten Regisseur Lukas Zünd und Kameramann Arjun Talwar Aufnahmen im Museum und auf dem Geschichtslehrpfad. Daraus und aus weiteren Aufnahmen am Wohn- und Lebensort in der Kommunität Diakonissenhaus Riehen soll eine rund zwanzigminütige filmische Collage entstehen. Sr. Silvia verarbeitet ihre Gefühle und Gedanken am liebsten auf künstlerische Weise, indem sie diese an authentischen Orten in Form eines Ausdruckstanzes darstellt. Dazwischen gibt es reflektierende Passagen, angestoßen zum Beispiel durch Fragen, die Regisseur Zünd aus dem Off stellt.

Wenn man Silvia Pauli im frischen Grün des Bisinger Kuhlochwaldes agieren sieht, könnte man von weitem versucht sein, ihre anmutigen Bewegungen zu missdeuten. Was so ästhetisch aussieht, ist in Wirklichkeit eine schmerzhafte Konfrontation mit der eigenen schweren Bürde. Sr. Silvia spricht selbst von „Schuld und Scham“, die sie immer noch ganz jäh erfassten, sobald sie im Museum in Bisingen vor dem Porträtfoto ihres Großvaters, des KZ-Lagerführers stehe. „Ich zittere innerlich noch heute, wenn ich die Treppe zum Täterraum hochgehe.“ Um diese lähmenden Gefühle überwinden, mit „Schuld und Scham“ umgehen zu können – auch dafür drehen Silvia Pauli und ihre Begleiter den Film. Ob die Filmaufnahmen in Bisingen „das Ende ihrer Reise“ bedeuten, will Lukas Zünd wissen. „Nein, das glaube ich nicht“, antwortet Sr. Silvia. „Ich möchte wieder hierher kommen. Auch weil es hier Menschen gibt, die mir lieb geworden sind.“

Sr. Silvia Pauli in Bisingen - 1Sr. Silvia Pauli in Bisingen - 2Am Abend des ersten Drehtages traf sich Sr Silvia noch zum Essen mit mehreren Mitgliedern des

Kameramann Arjun Talwar, Redgisseur Lukas Zünd, Joachim Krüger, Uta Hentsch, Sr. Silvia Pauli, Franziska Blum

Kameramann Arjun Talwar, Redgisseur Lukas Zünd, Joachim Krüger, Uta Hentsch, Sr. Silvia Pauli, Franziska Blum

Gedenkstättenvereins. Dabei konnte an schon bestehende Bekanntschaften angeknüpft und neue geschlossen werden. Die Vorstandsmitglieder sind schon sehr gespannt auf den Film und werden diesen im Museum der Öffentlichkeit vorstellen. Dazu werden dann auch Silvia Pauli und die beiden Filmemacher wieder nach Bisingen kommen_____________________ENDE

Fotos: Mayer / Hentsch

HoZoZei 13. 05. 2016 Schweigen ist eine schwere Last

 

Jahreshauptversammlung und Ehrung für Uta Hentsch

Die Jahreshauptversammlung vom Gedenkstättenverein KZ Bisingen am Dienstag, 19. April 2016 hatte es für mich „in sich“, ldenn an ihrem Ende wurde mir die Ehrung der „Ehrenvorsitzenden“ zu Teil – ich war von einer „Ehrenmitgliedschaft“ ausgegangen. Eine große Überraschung für mich und mein Dank für diese Ehrung an den Vorstand fiel dementsprechend dann auch aus. Für die Laudatio auf mich, lieber Dieter Grupp, habe ich auch jetzt noch  keine Worte – auf jeden Fall nimm auch jetzt noch einmal  meinen herzlichen Dank dafür entgegen, ieber Dieter Grupp! (siehe pdf.Datei unten)  

Ines Mayer berichtete über ihre Besuche in Auschwitz, 2015, und von Yad Vashem, beide von der LpB-Stuttgart – Abtlg. „Gedenkstättenarbeit“ durchgeführt. Mit viel Bildmaterial  gab es viele sehr gute Informationen  und Verknüpfungen zwischen den beiden größten Shoa-Gedenkstätten. Danke liebe Ines für diesen ausgezeichneten Beitrag. Es war und wurde dann auch in der Tat ein sehr harmonischer Abend für den ich allen Anwesenden immer dankbar sein werde – gerne können Sie, liebe Besucherin, lieber Besucher unserer Seite, in den beigefügten Berichten nachlesen. Wie stets: per „Klick“ zu vergrößern!                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          

Es folgt zunächst der Bericht zur JHV für das „Bisinger Amtsblatt“ von Ines Mayer:

Uta Hentsch wird Ehrenvorsitzende des Vereins Gedenkstätten KZ Bisingen

Es gab diesmal keine Wahlen beim Verein Gedenkstätten KZ Bisingen, dafür hatte die diesjährige Jahreshauptversammlung einen anderen Höhepunkt: Uta Hentsch, die „Grande Dame“ des Vereins, wie die Hohenzollerische Zeitung formulierte, wurde zur Ehrenvorsitzenden ernannt. Der Urkundentext zu diesem vom Vorstand neu geschaffenen Titel lautet: „Der Verein Gedenkstätten KZ Bisingen dankt der Mitbegründerin und langjährigen Vorsitzenden Uta Hentsch für ihre herausragende Arbeit gegen das Vergessen und für die Erinnerungskultur in Bisingen mit der Ernennung zur Ehrenvorsitzenden.“

Bürgermeister Roman Weizenegger gratuliert Uta Hentsch zum Ehrenvorsitz und bedankt sich für ihren unermüdlichen Einsatz wider das Vergessen.

Bürgermeister Roman Weizenegger gratuliert Uta Hentsch zum Ehrenvorsitz und bedankt sich für ihren unermüdlichen Einsatz wider das Vergessen.

Auch Bürgermeister Roman Weizenegger ließ es sich nicht nehmen, Uta Hentsch für ihr außerordentliches Engagement zu danken, das sie über elfeinhalb Jahre lang an der Spitze des Gedenkstättenvereins bewiesen habe. Er persönlich habe als neuer Bürgermeister davon nur noch das letzte Jahr miterlebt – im vorigen April hatte Hentsch den Vorsitz an Dieter Grupp und Ines Mayer abgegeben – sei aber beeindruckt „von ihrem Einsatz wider das Vergessen“ und ihrer Leistung für den Verein. Dass auch die Gemeinde von der Arbeit des Gedenkstättenvereins profitiere, wird Weizenegger immer wieder bewusst, wenn er jenseits der Kreisgrenzen nach seiner Herkunftsgemeinde gefragt werde. Beim Namen Bisingen höre er dann zunächst die Assoziation „Burg Hohenzollern“, dann aber immer häufiger den Verein Gedenkstätten KZ Bisingen. Besonders imponiere ihm dabei, so Weizenegger, die Arbeit mit und für Jugendliche. Ob als Jugendguides bei Führungen oder sogar im Vorstand, wie Jannik Bitzer als Kassierer und Verena Lohr als Schriftführerin – den Gedenkstättenverein gestalten junge Mitglieder aktiv mit. Darüber hinaus tragen die zahlreichen Führungen für Schulklassen zur Aufklärungsarbeit bei. Im Jahr 2015 wurden knapp vierzig Schulklassen über den Geschichtslehrpfad und im Museum geführt. Viele davon sind inzwischen „Stammkunden“, unter anderem das Uhlandgymnasium und die Geschwister Scholl-Schule, beide aus Tübingen, die jedes Jahr mit der gesamten neunten Klassenstufe anreisen.

Dass Bürgermeister Weizenegger auch auf überregionaler Ebene auf den Gedenkstättenverein angesprochen wird, wundert den Vorstand nicht, denn inzwischen ist der Verein nicht nur über die Führungen und vielfältigen Veranstaltungen, die regelmäßig ein überlokales und auch überregionales Publikum anziehen, bekannt, sondern auch gut vernetzt. So ist man Mitglied im Gedenkstättenverbund Gäu-Neckar-Alb, bei der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen der Landeszentrale für politische Bildung sowie im Freundeskreis der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem. Unter den zahlreichen neuen Projekten, die der Verein angeht – der Vorsitzende Dieter Grupp gab nach dem Rückblick auf das ereignisreiche letzte Vereinsjahr auch gleich einen Ausblick auf zukünftige Aktivitäten – steht auch die Teilnahme an der Bewerbung um das European Heritage Label, das die EU für grenzüberschreitende Kulturarbeit vergibt und um dessen Verleihung sich die Gedenkstätte Natzweiler im Elsass zusammen mit den Initiativen der ehemaligen Außenlager in Südwestdeutschland bewerben wird.

Zum Wohl und gute Gespräche :-)

Zum Wohl und gute Gespräche 🙂

Zum Schluss stießen die zahlreichen Besucher der Jahreshauptversammlung mit einem Glas Sekt auf Uta Hentsch und vor allem auf ihre Gesundheit an. Sich selbst wünschen die Vereinsmitglieder so viel Erfolg wie bisher und eine weiterhin harmonische Zusammenarbeit. Oder, wie Dieter Grupp am Ende seiner Laudatio auf Uta Hentsch betonte: „Um Dich als Vorsitzende zu ersetzen, braucht es das ganze Team.“ Wie gut das Vorstandsteam nach einem Jahr eingespielt ist und mit den Mitgliedern zusammenarbeitet, zeigte der harmonische Verlauf des Abends, der mit intensiven Gesprächen in kleineren Gruppen ausklang.______________ENDE

Gedenkstättenrundschau April 2016 - Staufermedaille 1Gedenkstättenrundschau April 2016 -Staufermedaille -2

Laudatio für Uta von Dieter Grupp

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HoZoZei 21. April 2016 1
Zollern-Alb Kurier 23.4.2016SchwaBo 22. April 2016

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kleine Fotoserie (Hentsch / Gerbig) 
IMG_1634 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1636 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1640 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1641 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1643 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1646 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1648 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1650 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1652 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1654 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1656 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1659 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1662 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ausflug ins „Jüdische Haus“ Emmendingen

Vorab: eigentlich war ich, Uta Hentsch,  für diesen Ausflug nach Emmendingen auch auf der Teilnehmerliste – musste dann jedoch aus Krankheitsgründen leider absagen, Umso mehr freue ich mich jetzt über den Beitrag zum Ausflug von Ines Mayer, 2. Vorsitzende unsres Vereins – vielen lieben Dank, liebe Ines :)___________ENDE

Samstag, den 5. März 2016

Ausflug ins „Jüdische Haus“ Emmendingen -2Über schneebedeckte Schwarzwaldhöhen führte der diesjährige Ausflug des Vereins Gedenkstätten KZ Bisingen nach Emmendingen ins „Jüdische Haus“. Dort wurden die Besucher von Gedenkstättenkollegin Noemi Wertheimer empfangen, die eine sehr persönliche Führung zu den ehemaligen und aktuellen Spuren jüdischen Lebens in der Stadt hielt.

Ausflug ins „Jüdische Haus“ Emmendingen -1Zufälligerweise kam gleich zu Beginn der Rabbiner der jüdischen Gemeinde, die zusammen mit Lahr und Offenburg oirganisiert ist, vorbei und gestattete einen Blick in den neuen Synagogenraum in der Glaskuppel eines Hochhauses, bevor dort der Sabbatgottesdienst begann. Die alte, noch in den 1920er-Jahren optimistisch erweiterte Synagoge befand sich in unmittelbarer Nähe zur evangelischen und katholischen Kirche sowie zum markgräflichen Schloss und wurde daher in der „Reichskristallnacht“ 1938 nicht angezündet, aber geplündert und fachmännisch gesprengt. Der mit dunklen Pflastersteinen gefasste Grundriss auf dem Schlossplatz gibt heute Lage und Umfang des Gebäudes an.

Versteckt in einem Winkel des Platzes befand sich die ehemalige Mikwe, das rituelle jüdische Bad, das von den Nationalsozialisten im November 1938 buchstäblich übersehen wurde. Gespeist vom Wasser des Mühlbaches war das Bad nur bis Ende des 19. Jahrhunderts in Betrieb, da die Ansiedlung von Industriebetrieben im Osten Emmendingens zu einer Verschmutzung des Wassers führte. Heute ist im gut erhaltenen Bad das Wasser wieder sauber und im winzigen Haus darüber – hier hatte der Synagogenvorstand gewohnt – befindet sich eine kleine aber feine Ausstellung zur jüdischen Kultur und Geschichte Emmendingens. Zu der gehörte übrigens auch Goethe: Sein Schwager Johann Georg Schlosser, Gatte von Goethes Schwester Cornelia, war Ende des 18. Jahrhunderts Oberamtmann in Emmendingen und hat viel dafür getan, die Lebenssituation der jüdischen Bürger zu verbessern.

Mit dem Machtantritt der NSDAP im Januar 1933 wurde das bis dahin im wesentlichen friedliche Zusammenleben von Christen und Juden in der Stadt jäh beendet; die Zerstörung der Synagoge am 10. November 1938 und die Deportation der jüdischen Bürger in das Lager Gurs in Südfrankreich im Oktober 1940 und von dort nach Auschwitz markiert den endgültigen Exodus. Von den deportierten Emmendinger Juden kam nach 1945 nur ein Mann zurück, der aber schon 1952 – mit Mitte dreißig – an den Spätfolgen der KZ-Haft starb. Die heutigen Mitglieder der jüdischen Gemeinde sind nicht mit den früheren Bürgern verwandt, sie stammen fast ausschließlich aus der ehemaligen Sowjetunion.

Mit reichen Eindrücken trat die Bisinger Delegation den Heimweg über den Schwarzwald an – nicht ohne davor Noemi Wertheimer das Versprechen eines Gegenbesuchs in Bisingen abgenommen zu haben.

 

 

 

 

27. Januar 2016 – Abendveranstaltung im Museum BIsingen

27. Januar 2016 Gedenkstätten KZ BIsingen e.V. -2Etwa 50 Besucher hatten sich für den heutigen Abend im Museum Bisingen aus Anlass des ‚Internationalen Holocaust-Gedenktag’ eingefunden. Wie bereits angekündigt stand der Vorbehaltsfilm „Hitlerjunge Quex“ auf dem Pogramm des Vereins Gedenkstätten KZ Bisingen.

27. Januar 2016 Gedenkstätten KZ BIsingen e.V. -12Dieter Grupp, Vorsitzender des Vereins begrüßte die Anwesenden und gab dann sogleich an Susanne 27. Januar 2016 Gedenkstätten KZ BIsingen e.V. -6Mayer und Karl Kleinbach das Wort weiter, die eine Einführung über den Film grundsätzlich, bzw. über wichtige Details der Inhalte weitergaben, wie es auch von den Verleihern, der Murnau-Stiftung, als Auflage zur Vorführung geboten wird.

27. Januar 2016 Gedenkstätten KZ BIsingen e.V. -5Karl Kleinbach leitete im Anschluss die Diskussionsrunde, in der auch ein Beitrag nicht verschwiegen werden soll, in dem es darum ging, ob einer Veranstaltung aus Anlass des 27. Januar als Internationaler Holocaust-Gedenktag nicht besser mit einem Thema zum Holocaust bzw. der Befreiung von Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee gedient ist – eine Frage, die durch viel zustimmendes Kopfnicken durchaus ihre Berechtung fand. – Faszit: darüber wird nachgedacht werden.

Mehr dazu siehe u.a. auch den Link (der Bericht in der Hohenzollerischen Zeitung war zu groß im Umfang, ich konnte ihn leider nicht scannen).

Zusammenfassung des Abends und Fotos: U. Hentsch

Link – Hohenzollerische Zeitung vom 29. Januar 2016: „Mit wehenden Fahben in den Tod“: http://www.swp.de/hechingen/lokales/bisingen/Mit-wehender-Fahne-in-den-Tod;art5598,3655001

27. Januar 2016 Gedenkstätten KZ BIsingen e.V. -327. Januar 2016 Gedenkstätten KZ BIsingen e.V. -427. Januar 2016 Gedenkstätten KZ BIsingen e.V. -727. Januar 2016 Gedenkstätten KZ BIsingen e.V. -827. Januar 2016 Gedenkstätten KZ BIsingen e.V.-1027. Januar 2016 Gedenkstätten KZ BIsingen e.V.-11SchwaBo - 29. Januar 2016 Kopie

27. Januar 2016 – Mit Schülern im Museum Bisingen

GHRealschule 27. 1. 2016 GedenkstundeSchon eine feste Einrichtung: Claudia BIllet-Barfuß und Herr Merz,  beide Lehrkräfte an der Bisinger GHW-Realschule Bisingen und die Schulleiterin Frau Jetter kamen mit zwei Klassen am 27. Januar 2016 zu einer Gedenk-Stunde zum Gedenken an die Befreiung des KZ-Auschwitz-Birkenau durch die rote Armee, die zum „internationalen Holocaust Gedenktag“ führte, ins Museum Bisingen.

Im 8.ten Jahr trafen wir uns hier im Museum Bisingen aus gegebenen Anlass und nachdem eine Schülerin 6 kleine Kerzen zur Erinnerung an 6.000.000 Ermordeter jüdischer Menschen und eine große Kerze als Symbolik an für zig- und hunderttausende Ermordete, die nach Sicht der Nationalsozialisten „minderwertige“ Menschen waren bzw. als ‚Gegner des Nazi-Regimes’ galten. Allein die Gruppe der Szinti und Roma betrug 500.000 Opfer.

GHRealschule 27. 1. 2016 Gedenkstunde -4Nachdem die Gruppe von mir begrüßt und willkommen geheißen wurde gab es zunächst ein paar Gedanken zur Bedeutung von „Holocaust“ und „Shoa“ – und warum der Name Shoa in der Judenheit dem Begriff Holocaust vorgezogen wird und zur Entstehung zum ‚Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus’ 1996 durch Roman Herzog, damals GHRealschule 27. 1. 2016 Gedenkstunde -2Bundespräsident und zum ‚Internationalen Holocaust-Gedenktag 2005’ durch die UN. Die Definitionen für die Begriffe „Holocaust und Shoah“ wurden geklärt und daran anschließend trugen einzelne Schüler Gedanken zum Thema selbst und zu unserem Verein vor – dazwischen wurden bekannte Antikriegslieder gesungen,
unter instrumentaler Beleitung ihrer beiden Lehrkräfte. Im Anschluss war wie in jedem Jahr ein kleiner Film GHRealschule 27. 1. 2016 Gedenkstunde -3zum Thema geplant – leider konnte die Vorführung nicht stattfinden. Berits einige Zeit vor Beginn unseres Treffens, hatte ich versucht, die CD „in Gang zu bringen“ – ohne Erfolg. Auch ein Schüler, dem in Sachen PC viel Ahnung bestätigt wurde, konnte leider keinen Erfolg „einfahren“.

Und was nun? Gut, wenn man ein abrufbares Repertoire im eigenen Kopf besitzt – wir hatten eine interessante Unterrichtstunde zu den Themen Holocaust, „Unternehmen Wüste“ – Wüste-Werk 2, Bisingen, Überlebende, Geschichtslehrpfad, Museum und Vereinsgründung- und arbeit. Fragen von beiden Seiten wechselten sich ab und es war doch erstaunlich, was so einige Schüler z.B. über die NS-Zeit wussten.
Es war eine gute Planung, die Zeit im Museum für die Schüler nach hinten offen zu lasen – so gab es keinen Zeitdruck. Der Echo auf meine am Ende gestellte Frage, wie dieser Gedenk-Vormittag von den SchülernInnen beurteilt würde, war für mich schon sehr überraschend: „eine super-interessante Geschichtsstunde“, „ich habe viel dazu gelernt“, „vielen Dank für die vielen guten Informationen“, „ich hatte nicht gedacht, dass eine so interessante Gedenkstunde sein könnte“, usw, usw.

Bei der Verabschiedung bedankten sich einige SchülerInnen noch einmal ganz persönlich für den interessanten Vormittag!

Anders geplant und dennoch gelungen – das war so nicht unbedingt voraussehbar – hat jedoch letztendlich auch mich gefreut!

Die Realschule Bisingen, musste aus organisatorischen Gründen von der Gedenkstunde zurückstellen – wird jedoch im kommenden Jahr auch wieder mit dabei sein.

 

 

Stabwechsel im Vorstand „Gedenkstätten KZ Bisingen e.V.“

Gedenkstätten KZ Bisingen e.V. - Jahreshauptversammlung am 30, April 2015 -2

Der neue Vorstand von links nach rechts: Susanne Maier, Adolf Binder, Jannik Bitzer, Verema Lohr, Dr. Franziska Blum, Holger Grebe, Dieter Gruoo, Dr. Ines Mayer und Dr. Karl Kleinbach

Der neue Vorstand von links nach rechts: Susanne Maier, Adolf Binder, Jannik Bitzer, Verema Lohr, Dr. Franziska Blum, Holger Grebe, Dieter Gruoo, Dr. Ines Mayer und Dr. Karl Kleinbach

Auf der Jahreshauptversammlung am Donnerstag, 30. April 2015 gab es im Verein Gedenkstätten KZ Bisingen einen umfassenden Stabwechsel. Uta Hentsch, seit Gründung des Vereins, am 28. November 2003 Vorsitzende des Vereins übergab den 1. Vorsitz an Dieter Grupp und Dr. Ines Mayer als stellvertretende Vorsitzende. Mehr darüber kann auch in den beiden Presseberichten nachgelesen werden.  Eine so zahlenmäßig große Gruppe von anwesenden Mitgliedern hat es in den vergangenen elfeinhalb Jahren seit Bestehen des Vereins noch nie gegeben – und so wurde die öffentliche Abstimmung für die verschiedenen Positionen, die jeweils einstimmig erfolgte, zu einem großen Vertrauensbeweis für die neue Zusammensetzung des gesamten, neuen Vorstands des Vereins.

Ein persönlicher Rückblick der bisherigen 1. Vorsitzenden Mein großer Dank geht zunächst an alle bisherigen Vorstände – ohne Euch wäre nichts „gelaufen“ – und Dank Euch allen, dass Ihr mich in den vergangenen elfeinhalb Jahren er- und getragen habt – und Dank Euch allen auch für die Unterstützung für mich in etwas turbulenter Zeit vor etwa zweieinhalb Jahren. Dankbar blicke ich auf eine erfolgreiche Arbeit von uns allen Aktiven in den vergangenen beinahe 12 Jahren zurück – mit vielen Veranstaltungen, mit sehr guten Referenten und unseren Überlebenden und besonders auch an die Zeit der Umgestaltung des Museums 2006 – und unser „10jähriges“ im November 2013

Die Zusammenarbeit mit den Bisinger Schulen hat sich ausgezeichnet entwickelt – z.Z. haben wir die 8. AG-Spurensuche mit 6. und 7.Klässlern der Realschule  Bisingen. Und sogleich geht mein Dank an die Gemeinde Bisingen, an den Gemeinderat Bisingens, Bisingens ehemaligen Bürgermeister Joachim Krüger und Bisingens neuen Bürgermeister Roman Waizenegger für die durchaus nicht selbstverständliche – optimale Unterstützung unserer Arbeit ab dem Tag der Vereinsgründung, am 28. November 2003 bis heute.

Dabei gehen meine Gedanken an Hanne Grunert, die 2005 von der Gemeinde Bisingen für die Museums- und Gedenkarbeit angestellt wurde und deren Stelle nach ihrem Ausscheiden ab Herbst 2012 von der Gemeinde an Franziska Blum übertragen wurde. Als Kooperationspartnerinnen zwischen der Gemeinde Bisingen und dem Verein sind sie unverzichtbare Bindglieder geworden – auch das ist keine Selbstverständlichkeit – andere Gedenk-Initiativen beneiden uns sogar darum.

Unser kleiner Verein hat bei der LpB-Stuttgart, Abteilung Gedenkstättenarbeit einen ausgezeichneten Ruf – in all den Jahren haben wir alle erdenkliche und großzügige finanzielle Unterstützung erhalten, auch und vor allem in der Zeit der Neu- und Umgestaltung der Ausstellung im Museum und der Übernahme der Honorarkosten für unsere Referenten – dafür geht großer Dank nach Stuttgart. Gedenkstätten KZ Bisingen e.V. - Jahreshauptversammlung am 30, April 2015 -6Gedenkstätten KZ Bisingen e.V. - Jahreshauptversammlung am 30, April 2015 -5Gedenkstätten KZ Bisingen e.V. - Jahreshauptversammlung am 30, April 2015 -4

Für Besuche unserer Überlebenden haben wir im Lauf der Jahre großzügige finanzielle Unterstützung von der Stiftung „Erinnerung – Verantwortung – Zukunft“ in Berlin erhalten – auch nach Berlin geht dafür großer Dank. Unser Bekanntheitsgrad in der Arbeit „Gegen das Vergessen“ bezieht sich nicht allein auf unsere unmittelbare Region – sondern ist auch im Ausland bekannt.

Durch die Mitgliedschaft im „Freundskreis Yad Vashem Deutschland e.V.“wurde ein direkter, persönlicher Kontakt zu Yad Vashem hergestellt – alles was Bisingen, und unsere Arbeit betrifft ist im Archiv Yad Vashems hinterlegt – und wird auch weiterhin dort hin getragen werden.

Die Mitgliedschaft als Verein im Verein „Gegen Vergessen – für Demokratie“die wir als Verein vor einigen Jahren von Horst Prautzsch übernommen haben, hat sich ebenfalls positiv ausgewirkt. Auch dorthin ein großer Dank für z.B. eine der Vitrinen, die im unteren Raum des Museums – für mich immer „der Begegnungsraum“ – zur Umgestaltung der Räume gesponsert wurde.

Mit der Gründung des „Gedenkstättenverbund Gäu-Neckat-Alb e.V.“ im April 2010 hat es eine weitere Vernetzung mit den Gedenkstätten-Initiativen durch die Mitgliedschaft unseres Vereins gegeben. Als Beirat im Vorstand dort, werde ich weiterhin die Verbindungen zwischen unseren verschiedenen Synagogen- und KZ-Initiativen pflegen

Unsere seit Oktober 2008 bestehende Internet-Seite wird auch weiterhin von mir gepflegt werden – immer auch unter dem Motto: „lasst Bilder sprechen“! Auch wenn es nur ein „blog“ ist, dafür aber kostenlos, hat er einen sehr erfreulichen internationalen Einzugsbereich und auch die von mir digitalisierte Juso-Broschüre von 1984 „Das KZ Bisingen“ ist im Internet bis heute nicht ohne Besucher geblieben.

Nachdem ich bereits zur Jahreshauptversammlung 2013 mit Wiederholung im März 2014 gesagt hatte, dass ich den Vorsitz abgeben möchte – danke ich nun Dir, liebe Ines und Dir lieber Dieter, dass Ihr Euch am 30. Juli 2014 dazu entschieden habt den Vorsitz bzw. stellvtretenden Vorsitz zu übernehmen. Ich kann mir keine besseren Nachfolger als Euch beide für diese wichtige Arbeit vorstellen – Ihr erinnert Euch sicher noch an meine Reaktion, als Ihr es mir im vergangenen Sommer gesagt habt – und diese Reaktion kam in der Tat aus meinem Herzen – wie mir die Arbeit  von Beginn an – und in all den Jahren eine reine Herzensangelegenheit war. Vieles könnte noch gesagt werden – an dieser Stelle möchte ich jedoch nun einen Schlusspunkt setzen.

Euch beiden, liebe Ines und lieber Dieter und dem gesamten neuen Vorstand unseres Vereins wünsche ich von ganzem Herzen – und wie gut, dass ich dass jetzt auch so sagen kann: den reichen Segen GOTTES – in allen Teilbereichen der wichtigen Arbeit „Gegen das Vergessen“! Vielen Dank liebe anwesende Freunde für Eure Geduld für meine persönlichen Gedanken zum Abschluss meiner Arbeit als Vorsitzende.

Uta Hentsch, Bisingen am Donnerstag, den 30. April 2015

Gruß von Frau Thelen - LPB-Stuttgart, Gedenkstättenarbeit und ein Buch:

Gruß von Frau Thelen – LPB-Stuttgart, Abteilung Gedenkstättenarbeit und ein Buch: „Geschichte der Juden in Deutschland von 1945 bis zur Gegenwart“

Gruß von Bürgermeister Waizenegger und eine wunderschöne weiße Orchidee

Gruß von Bürgermeister Waizenegger und eine wunderschöne weiße Orchidee

Gruß von lieben Vereinsmitgliedern mit einem herrlichen Blumenstrauß

Gruß von lieben Vereinsmitgliedern mit einem herrlichen Blumenstrauß

Strauß vom Vorstand am 30. April 2015←Post, die ich am Donnerstag Abend erhielt – die mich beim Lesen zu Hause zutiefst bewegte – den Sendern sei auch hier ein besonders herzlicher Dank ausgesprochen – Ihr habt mich sehr reich beschenkt!

Schwarzwälder Bote, Montag, 4. Mai 2015

Schwarzwälder Bote, Montag, 4. Mai 2015

Hohenzollerische Zeitung, Samstag, 3. Mai 2015

Hohenzollerische Zeitung, Samstag, 3. Mai 2015

             

Über das „Redende Schweigen“ – Johannes Czwalina im Museum Bisingen

17. April 2015 Johannes Czwalina im Museum Bisingen -317. Aproöl 2015 Johannes Czwalina im Musuem Bisingen -1Es war leider nur eine sehr kleine Besuchergruppe, die am Freitagabend, dem 17. April 2015 den Weg in Museum Bisingen fand, um Johannes Czwalin, Riehen/Schweiz und seinem Thema: „Das Schweigen redet – Wann vergeht diese Vergangenheit“, zu zuhören. Wie in Gesprächen mit Besuchern nach Abschluss des offiziellen Teils heraus zu hören war bestand Einstimmigkeit: es war ein hervorragender und wichtiger Abend und jeder der Anwesenden war froh darüber Johannes Czawlina kennengelernt und gehört zu haben.

Franziska Blum hat einen Bericht für die Lokal-Presse geschrieben, den sie an mich für unsere Seite weitergeleitet hat- danke dafür, liebe Franziska:

Johannes Czwalina spricht im Museum Bisingen
über das „Redende Schweigen“

„Das Schweigen redet“ heißt das Buch, über das der Autor Johannes Czwalina am vergangenen Freitag im Museum Bisingen sprach – die Landeszentrale für politische Bildung unterstützte diese Veranstaltung.

17. April 2015 Johannes Czwalina im Museum Bisingen -2Vor einem sehr interessierten Publikum erläuterte Czwalina die verpasste Vergangenheitsbewältigung der Generation des Dritten Reiches. In jahrelangen Gesprächen mit Opfern und Tätern des NS-Regimes sowie deren Nachfahren machte der Theologe und heute als Unternehmensberater tätige Czwalina die Beobachtung, dass nach jahrzehntelangem Schweigen über die NS-Vergangenheit die Belastungen in den nachfolgenden Generationen durchbrechen.

© 2013 ISBN 978-3-86506-462-2

© 2013
ISBN 978-3-86506-462-2

In den 1970er-Jahren zeigten sich diese in der Wut der RAF-Terroristen auf das Schweigen der Elterngeneration, die die Kinder der Täter und Mitläufer selbst zu Tätern werden ließ. Auch die Ursache für die heutige NS-verherrlichende Neonaziszene sieht Czwalina in einer mangelnden Aufarbeitung der Geschichte. „Schweigen ist kein Weg. Die Vergangenheit holt uns irgendwann ein, wenn sie nicht bearbeitet wird“, so der Autor.


17. April 2015 Johannes Czwalina im Museum BisingenAls ein Pionier für Versöhnungsinitiativen in Deutschland stellte Czwalina Albrecht Fürst zu Castell-Castell vor. Der fränkische Unternehmer rief anlässlich des 50. Jahrestages des Kriegsendes 1985 die sogenannten „Versöhnungswege“ ins Leben. Etwa 700 Christen reisten in die Länder, mit denen Deutschland Krieg geführt hatte. Dort stellten sie die Frage: „Könnt ihr uns vergeben?“ Diese Vertreter der Nachfolgegeneration brachten den Menschen ihre tiefe Betroffenheit über die Taten ihrer Eltern zum Ausdruck, wobei sich ergreifende Versöhnungsszenen ereigneten.

Czwalina selbst eröffnete 2011 in seinem schweizerischen Wohnort Riehen bei Basel eine private Gedenkstätte, die an das Schicksal der 35.0000 jüdischen Flüchtlinge während des Zweiten Weltkrieges an der Schweizer Grenze erinnert. Die Schweiz, die mit dem Deutschen Reich kollaborierte, lieferte Unzählige von ihnen wieder an das Deutsche Reich aus, was Deportation, KZ und für die meisten den sicheren Tod bedeutete. Czwalina berichtet wie er Widerstände und Entsetzen über seine Gedenkstätte erfährt. Bei der Frage einer Zuhörerin, ob er aufgrund der Schwierigkeiten nicht schon manchmal aufgeben wollte, antwortete er: „Viele machen mir auch Mut. Und Erfolg ist nicht daran zu messen, ob eine Sache gelingt oder nicht gelingt, sondern, ob sie richtig ist.“

Fotos: U. Hentsch

HoZoZei 15. April 2015  Jojannes CzwalinaHoZoZei 23. April 2015

Besuch der Ausstellung: Fastnacht der Hölle – Der Erste Weltkrieg und die Sinne

Fastnacht der HölleBeschreibung zur Ausstellung aus dem Internet:

Der Erste Weltkrieg sprengte alle Maßstäbe der Wahrnehmung: Mit infernalischem Lärm von Explosionen und Geschützfeuer an der Front. Mit Kampfgas, das in Mund und Nase kroch. Mit Gerüchen von Verwesung und Exkrementen in den Schützengräben. Mit unermesslichem körperlichen und seelischen Leid. Mit Hungersnöten in der Heimat. Aber auch mit neuen technischen Möglichkeiten wie der Luftaufklärung oder der massenhaften Verbreitung der Fotografie. Propaganda manipulierte zudem die Wahrnehmung durch Auge und Ohr. „Fastnacht der Hölle“ führt den Ersten Weltkrieg vor Augen, bringt den Krieg zu Ohren, macht ihn fühlbar, veranschaulicht seinen Geschmack und Geruch.

Bericht von Franziska Blum über den Besuch der Ausstellung

Unsere kleine Gruppe mit Museumsführer Holtbrügge - re im Bild

Unsere kleine Gruppe mit Museumsführer Holtbrügge – re im Bild

Am Samstag, 28. Februar 2015, machte der Verein Gedenkstätten KZ Bisingen e.V. eine Exkursion ins Haus der Geschichte in Stuttgart. Museumsführer Heiner Holtbrügge führte die kleine Gruppe in einem überaus interessant gestalteten Rundgang durch die Ausstellung „Fastnacht der Hölle – der Erste Weltkrieg und die Sinne“. Dabei ging es weniger um die harten Daten des Krieges, als vielmehr um die veränderte Kriegführung und deren Auswirkung auf die menschlichen Eindrücke. An Sinnesstationen konnten die Besucher Kriegseindrücke nachempfinden – etwa den Gestank im Schützengraben oder den Lärm von Explosionen und Geschützfeuer an der Front. In drei großen Themenblöcken veranschaulichte die Ausstellung die Erfahrungen der Menschen an der Front, der Etappe und in der Heimat. Grundlagen für die Gestaltung bildeten eine Unzahl an Feldpostbriefen und Gegenständen, die das Thema auf einer teilweise sehr persönlichen Ebene vor Augen führte. Auch die Nachwirkungen des Krieges waren Thema: die große Anzahl von Kriegsversehrten, die Elektroschocktherapien und Prothesen erhielten, fanden nur schwer zurück ein normales Leben. Das Schicksal von Theodor Hinsberg macht auf brutale Weise deutlich, wie mit Veteranen umgegangen wurde. Nach einer Verschüttung in Verdun und mehrfachen Verwundungen wurde er 1917 wegen „neurasthenischer Symptome“ in das Reservelazarett der Psychiatrie Freiburg eingeliefert. Da sein Arzt keine Verbindung zwischen dem Kriegsdienst und dem Ausbruch der Erkrankung sah, erhielt er keine Rente. Die folgenden 23 Jahre verbrachte Hinsberg ununterbrochen in psychiatrischen Anstalten. Am 8. Juli 1940 wurde er im Rahmen der T-4-Aktion in Grafeneck ermordet. Dieses Schicksal traf etwa 5.000 Weltkriegsveteranen.

 

Veranstaltung mit Shalom Stamberg, Haifa, am Freitagabend, 29. November 2013

Gedenkstäten KZ Bisingen 10jähriges Stamberg 29.11.2013 -11Am Freitagabend, dem 29. November 2013 hatte, wie später Bürgermeister Krüger sagte, „keine Maus“ mehr im Heimatmuseum Bisingen einen Platz. Beonders freute er sich über die große Anzahl junger Leute, die diese Abendveranstaltung besuchten. Dass unser letzter, uns bekannter Überlebender des KZ Bisngen noch einmal, zum vierten Mal  nach Bisingen kommen konnte kann durchaus als ein besnderes Geschenk angesehen werden – war es doch eben der erste Besuch Shalom Stambergs mit seiner Frau im September 2003, der den letzten Schub zur Gründung des Vereins gab!

Gedenkstätten KT Bisingen 10jähriges Stamberg 29.11.2013 abends -1Der Abend wurde musikalisch umrahnt von unserem Jugendguide und Vorstandsmitglied Jannik Bitzer und seinen Freunden Sinan Yurtulan, Benedikt Hees und Patrick Scholz. In das bekannte „Hava nagila“ zum Abschluss stimmten die Besucher mit Shalom Stamberg und seiner Frau Selda kräftig mit ein.

Gedenkstätten KZ Bisingen 10jähriges Stamberg 29.11.2013 abends -3Gedenkstätten KZ Bisngen 10jähriges Stamberg 29.11.2013 abends -4Da dieser Abend für Stambergs der Vorabend zum Schabbat und gleichermaßen der 4. Abend des  jüdischen Chanukka-Festes war, hatte Shalom Stamber darum gebeten die Chanukkah-Kerzen anzuzünden – die Vorsitzende gab dazu eine kleine Einführung über das Fest – Shalom sprach einen Segen und las einen Griß an die Anweseneden:

Gedenkstätten KZ Bisingen 10jähriges Stamberg 29.11.2013 abends -5„Shalom und Erew Tov leculam – das bedeutet Frieden und guten Abend alle zusammen.

Ich danke dem Verein Gedenkstätten KZ Bisingen, dass ich heute Abend zum 4. Mal hier sein kann und dass Sie alle hier sind und ich ein Grußwort an Sie sprechen kann. Nach Bisingen zu kommen ist immer schwer.

Das ist nur möglich weil vor zehn Jahren die erste Einladung vom Bürgermeister aus Bisingen, von Herrn Krüger, zu mir nach Gedenkstätten KZ Bisingen 10jähriges Stamberg 29.11.2013 -12Haifa kam – und es hier eine Gruppe von Menschen gibt, denen die Arbeit „gegen das Vergessen“ auf dem Herzen liegt,  und die sich  intensiv und ernsthaft mit der deutschen Geschichte  unter dem Nazi-Regime beschäftigen. Schon seit 10 Jahren sind sie alle für mich und meine Familie unsere guten Freunde. Niemand von Ihnen ist für das was geschehen ist verantwortlich aber ich habe eine Bitte an Sie alle,

– nicht zu vergessen – und nichts zu verleugnen, – sondern für die Geschichte Verantwortung zu tragen – nur so kann Zukunft gebaut werden, die sich mit dem Gewissen vereinbaren lässt.

Meine Botschaft ist: Das Jüdische Volk lebt und es wird ewig leben. Am Israel Chai – Shalom Haben Sie alle vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit.                                         Shalom u’wracha leculam – das bedeutet: Frieden und Segen allen die hier sind.“__________

Gedenkstätten KZ Bisingen 10jähriges Stamberg 29.11.2013 abends -10Es gab ein Wiedersehen Stambergs mit Juliette F. aus Hechingen. Sie war als Volontärin für vier Wochen ihres Urlaubs im Gästehaus für Shoa-Überlebende in Shavei Zion, Nord-Israel im Oktober 2002. Innerhalb eines Gesprächs zwischen Shalom Stamberg und Juliette F. , stellte sich heraus, dass  Shalom Stamberg ein Überlebender des KZ Bisingen war.

Mehr zu diesem Abend kann den beiden Presseberichten entnommen werden (siehe unten) – und dem Link vom Schwäbischen Tagblatt: Shalom Stamberg berichtet von seiner Zeit im KZ Bisingen nachgelesen werden. Mit einer Reihe von Bildern (Wöhr/Hentsch) soll ein kleiner Eindruck über die Stimmung des Abends wiedergegeben werden. – Fotos: Wöhr/Hentsch

Gedenkstätten KZ Bisingen 10jähriges Stamberg 29.11.2013 abends -7jpgGedenkstätten KZ Bisingen 10jähriges Stamberg 29.11.2013 abends -9Gedenkstätten KZ Bisingen 10jähriges Stamberg 29.11.2013 abends -15Gedenkstätten KZ Bisingen 10jähriges Stamberg 29.11.2013 abends -17Gedenkstätten KZ Bisingen 10jähriges Stamberg 29.11.2013 abends -14Gedenkstätten KZ Bisingen 10jähriges Stamberg 29.11.2013 abends -16Gedenkstätten KZ Bisingen 10jähriges Stamberg 29.11.2013 abdnes -17jpgGedenkstätten KZ Bisingen 10jähriges Stamberg 29.11.2013 abends -16Gedenkstätten KZ Bisingen 10jähriges Stamberg 29.11.2013 abends -18

SchwaBo 02.12.2013 StambergHoZoZeit 03.12.2013 Stamberg