Hilfe von der Bevölkerung
Alfred Korn, polnischer Jude aus Krakau, kam 1942 ins Krakauer Ghetto und anschließend ins Arbeitslager Plaszow. Dort wurde er von seiner Frau und seinen beiden Kindern getrennt, die er nie wieder sah. Von 1943 bis Januar 1945 war er in Auschwitz. Über die KZ-Lager Groß-Rosen und Buchenwald wurde er im März 1945 nach Bisingen transportiert. In einem Radiointerview des SDR von 1976 berichtete Alfred Korn u. a. über Lebensmittel, die er von der Bevölkerung erhielt:
„Da war ich eines Tages, als ich oben war und unten waren die Mithäftlinge, die waren in der Grube, haben da nach dem Schiefer geguckt, da waren auf dem Nachbarfeld ein paar Bauern, Frauen haben da Kartoffeln gehabt. Jedenfalls hat mir eine Frau gezeigt, auf dem Boden mit dem Finger, da – hier liegt was. So habe ich das verstanden. Und das war eine Entfernung vielleicht von 5 bis 10 Metern höchstens. Ich habe aufgepasst, wenn der SS-Mann, der uns bewacht hat, der ist so rumgegangen, und er stand etwas weiter weg, habe ich mich hingeschlichen, habe das gefunden, und da waren drin fünf oder sechs Kartoffeln, in so’ner Tüte. Die habe ich genommen und habe sie mir in die Tasche gesteckt. Rechts und links.“
Die Sinnlosigkeit des Unternehmens „Wüste“
Alfred Korn: “ (…) und da hab ich auf einmal gesehen, während der Arbeit, dass vom Schieferwerk ein Rohr gelaufen war, das war aber sehr primitiv, auf Brettern ist das gelegen, und das ging vom Bahnhof, und auf dem Bahnhof stand eine Zisterne, und das Rohr ist in die Zisterne rein. Da habe ich beobachtet, da habe ich gedacht, oh, eine Zisterne, da müsste ja Öl fließen und da habe ich beobachtet, dass – ich will mich nicht festlegen – aber wahrscheinlich alle 5, kann auch 4 oder 6 Minuten gewesen sein, ist aus dem Rohr ein Tropfen in die Zisterne herein geflossen, wenn man das sagen darf. (…) Jedenfalls haben Hunderte von Häftlingen gearbeitet, damit alle Minuten ein Tropfen tickt und dann 5 Minuten nichts und dann wieder – tick. Der Tropfen ist rein in die Zisterne, und das war die große Leistung des Schieferwerks in Bisingen.“
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Aus: „Möglichkeiten des Erinnerns„, 1997, Bisingen, von Christine Glauning