Nachtrag zum Internationalen Holocaust-Gedenktag 2014 – Bisinger Schulen

Holocaustgedenkstunde Realschule Bisingen 28.01.2014 -1Dienstag, 28. Januar 2014: Wie seit bereits vielen Jahren war es für die Realschule und die GHWRealschule Bisingen ein Anliegen mit Schülerinnen und Schülern ihrer  10. Klassen der Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz durch die Rote Armee zu gedenken. In diesem Jahr trafen sich beide 10. Klassen der Schulen am 28.  Januar 2014 um 13Uhr in der Realschule Bisingen. Schulleiter Tröger, Realschule, begrüßte die Schüler und Lehrer – die Vorsitzende des Vereins Gedenkstätten KZ Bisingen zeigte einen Auschnitt aus einem Film über die Befreiung der Häftlinge in Auswitz am 27. Januar 1945.

Holocaustgedenkstunde Realschule Bisingen 28.01.2014 -3Holocaustgedenkstunde Realschule Bisingen 28.01.2014 -2Zusammen mit mit Ihrer Lehrerein trugen zwei Schülerinnen und ein Schüler der 10 Klasse der Realschule  Bisingen kleine Auschnitte zum Thema KZ-Auschwitz, KZ Bisingen und einen Auschnitt aus dem Buch von Otto Gunsberger „Berufswahl“ vor. Otto Gunsberger war jüdischer Häftling des KZ Bisingen – er verstarb am Ostermontag 2013 in Melbourne/Australien. Mehrere Male hatte Otto Gunsberger mit seiner Frau Eve Bisingen besucht – erstmals zur Eröffnung der Ausstellung „Shwierigkeiten des Einnerns“ 1996 (seit 2006 „Mut zur Erinnerung – Mut zur Verantwortung“) im Heimatmuseum Bisingen. Sein letzter Besuch mit seiner Frau Eve war im Mai 2009. Über alle Besuche, aller unserer uns bekannten Überlebenden des KZ Bisingen ist auf unserer Seite in den verschiedenen Jahren nachzulesen – siehe auch unter der Kategorie „Überlebende des KZ Bisingen“.

Holocaustgedenkstunde Realschule Bisingen 28.01.2014 -4Holocaustgedenkstunde Realschule Bisingen 28.01.2014 -5Dieser Gedenktisch steht jedes Jahr am 27. Januar und  diesmal auch am 28. Januar  in der großen Eingangshalle der Realschule Bisingen.

An dieser Stelle soll die sehr gute Zusammenarbeit zwischen den beiden Schulen und dem Verein wiederholt hervor gehoben, werden und Schulleitern und LehrernInnen beider Schulen dafür ein besonderer Dank ausgesprochen.

Über eine sehr gelungene Präsentationsprüfung

01- Präsentationsprüfung Sener & Diyar03- Präsentationsprüfung Sener & DiyarAm Freitag, 19. April 2013, gab es am Vormittag im Heimatmuseum Bisingen eine Präsentationsprüfung zum Thema: Unternehmen “Wüste” und “Wüste-Werk 2 Bisingen”. Warum das hier Erwähnung findet hat in sofern eine besondere Bedeutung – da die beiden Prüfungskandidaten der 9. Klasse der Haupt-Werk-Realschule Bisingen, Seren Hülagü (links) und Diyar Demirok (rechts), nicht zum ersten Mal im Heimatmusuem Bisingen waren.

Zum besseren Verständnis: seit Begin 2007 Jahren hat sich die Zusammenarbeit zwischen dem Verein “Gedenkstätten KZ Bisingen” und den Bisinger Schulen außerordentlich gut entwickelt. So konnte u. a. unser Verein in diesem Jahr bereits zum siebenten Mal mit der  Real-  und HWerk-Realschule eine Gedenkstunde zum “Internationalen Holocaust-Gedenktag”  halten, an der jeweils auch die Schüler aktiv eingebunden sind.   Die beiden Prüfungskandidaten hatten in diesem Jahr zum zweiten Mal an der Gedenkstunde im Heimatmuseum teilgenommen (siehe dazu Eintrag vom Januar 2013).  Durch den Geschichtsunterricht waren sie schon ein Stück weit über die Geschichte Bisingens während der Zeit den Unternehmen “Wüste” informiert – die Vorbereitungen für die jeweilige Gedenkstunde unterstützten das Gehörte. Im Folgenden ein kleiner Vorspann von Seren und Diyar zu ihrer Präsentation:

„Es war für uns am Anfang nicht einfach, eine Gruppe und ein Thema zu finden. Dann ergab es sich, dass wir im Januar dieses Jahres zusammen mit Frau Billet und Herrn Merz am Internationalen Holocaust – Gedenktag in Bisingen * eine Feier gestalteten. Auch hatten wir uns in den Wochen davor und auch danach im WZG Unterricht mit dem Thema“Nationalsozialismus“ intensiv beschäftigt. 05- Präsentationsprüfung Sener & DiyarUnd so war es relativ schnell klar: Dieses Thema interessiert uns, mit diesem Thema möchten wir uns näher beschäftigen. Natürlich ist dieses Thema zu umfassend für eine Prüfung und so beschlossen wir, das KZ Bisingen als Schwerpunkt herauszugreifen. Ein weiterer Punkt, der dafür spricht, ist natürlich, dass das Museum Bisingen praktisch „vor unserer Haustür“ liegt. Das besondere Ziel unserer Vorbereitung lag natürlich darin, dass uns das Geschehen von damals wirklich “ unter die Haut ging“ und wir auch – wie unsere Lehrerin – die Meinung vertreten, dass das, was früher geschehen ist, nicht vergessen werden darf. Deshalb ist die Dokumentation dieses Ordner’s für uns persönlich wichtig.“ 06- Präsentationsprüfung Sener & Diyar

Dass die  Powerpoint-Präsentation wie am „Schnürchen“ klappte war Diyar zu verdanken, der,  nachdem die „Generalprobe“ am Nachmittag  zuvor schief gegangen war,  alles noch einnmal neu erstellte. Beide, Seren und Diyar, gaben eine gute Vorstellung. Auffallend war, dass Diyars Blicke auf seine „Textkarten“ für die Redebeiträge relativ gering ausfielen. 07- Präsentationsprüfung Sener & Diyae

In der Zwischenzeit wissen sie nun auch, dass sie beide ein sehr gute und gute Beurteilung für ihre Arbeit erhalten haben – ja, das war in der Tat eine „runde Sache“!

Wieder hat es sich bewährt, dass die guten Kontakte zwischen Verein und Schulen eine wichtige Voraussetzung dafür sind, junge Menschen für die Erinnerungsarbeit zu gewinnen. Diyar Demirok hat signalisiert, dass er sich aktiv in unserem Verein engagieren möchte – was von uns gerne in vollem Umfang unterstütz werden wird. 08- Präsentationsprüfung Sener & Diyar

Unterstützung erhielten die  Prüfungskandidaten von ihren Lehrern   Frau Billet-Barfuß und Herrn Steck, die auch die Prüfung abnahmen. Weitere Unterstützer waren die Refendarin Susanne MayerMitglied in unserem Verein,  und die Vorsitzende des Vereins, Gedenkstätten KZ Bisingen. Fotos: Hentsch  

Präsentation-Seren und Diyar 19.04.2013

27. Januar 2013 „Wir sahen die Leichen herausfallen – Erwachsene und Kinder“

 

27.01.2013 Dekoration + Dragon-Brüder27. Januar 2013-FlyerZur Veranstaltung aus Anlass des „Internationalen Holocaust-Gedenktages am 27. Januar 2013

Jüdische Sonderkommando Häftling im Interview mit Gideon Greif


Zur Veranstaltung des Vereins „Gedenkstätten KZ Bisingen“ zum „Internationalen Holocaust-Gedenktag hatten sich vierzig interessierte Zuhörer eingefunden. Die  optimal gestaltete „Wohnzimmer“-Atmosphäre im „Begegnungsraum“ des Bisinger Heimatmuseums trug sicher sehr entscheidend zu einem „schweren und gleichermaßen rundum gelungenen Abend“ bei – so der Tenor der Besucher nach der Veranstaltung.

Die Vorsitzende des Vereins, Uta Hentsch, entschuldigte in der allgemeinen Begrüßung der Besucher Herrn Bürgermeister Joachim Krüger, der einen Gruß ausrichten ließ. Aus Tübingen kommend wurde sehr herzlich Dr. Martin Rosemann, aktueller Bundestagsabgeordneter der SPD im Wahlkreises Tübingen mit Applaus begrüßt. Eine Besucherin war so gar aus Filderstadt angereist, sie hatte sich von vielen Veranstaltungen zu diesem Gedenktag den Abend in Bisingen ausgesucht! Dass die Anreise von vielen verschiedenen Orten möglich war konnte wohl dem angesagten, aber  nicht stattgefundenen „Eisregen“ zugerechnet werden, konstatierte Hentsch.

27.02.2013 Grußwort von Gideon←In einen Grußwort zur Veranstaltung in Bisingen, vorgelesen von der Schriftführerin des Vereins, Ingrid Wöhr, schrieb Dr. Greif:

„Sehr geehrte Damen und Herrn, liebe Freunde (…) Die Ereignisse, Erinnerungen und Narrativen die diese Holocaust-Überlebenden mir erzählten, haben die Geschichtsdarstellung und Historiographie von Auschwitz wesentlich und sogar drastisch geändert. Seit meiner Recherche musste die Geschichte von Auschwitz-Birkenau neu geschrieben werden.  Ich bin Gott dankbar, dass ich so ein Glück hatte. Nicht jeder Historiker bekommt so ein Geschenk vom Himmel! Ich hatte Glück. Heute werdet Ihr einen Teil über dieses grausame Verbrechen hören. Schalom aus Israel wünscht Euch Gideon Greifzum gesamten Grußwort hier: Grußwort nach Bisingen zum 27.01.2013

27. Januar 2013-Heimatmusuem Bisingen-Lesung27.januar 2013 Heimatmuseum Bisingen lesung-2←Dieter Grupp (2. Vorsitzende des Vereins: Gideon Greif), Jannik Bitzer (Abraham Dragon) und Hendrik Dahlhoff (Shlomo Dragon) waren außerordentlich gut vorbereitet für die Lesung des Interviews aus „Wir weinten tränenlos….“ von Gideon Greif. Er schreibt darin in seiner Einleitung:
Titel - %22Wir weinten tränenlos%22„Die Brüder ergänzten einander und arbeiteten als Team zusammen. Schon während des Krieges blieben sie beisammen, und auch ihre Zeit im Sonderkommando haben sie gemeinsam verbracht. Vielleicht führte diese Verbundenheit und der Umstand, dass beide das Leben von seiner leichten Seite nahmen, dazu, dass sie im Totenreich des Lagers zwei Jahre lang durchhalten konnten – das war selten in der Geschichte der Sonderkommandos. Die meisten ihrer Kameraden sind ermordet worden, damit sie später nicht als Zeugen der Verbrechen aussagen konnten.“  ISBN: 3-586 13914-7

Im Folgenden eine kleiner Auszug aus dem Interview:


27.Januar 2013 - Heimatmuseum Bisingen -2
Greif:
An welcher Stelle in Birkenau standen diese Pferdestallbaracke und das Dorfhaus, die Sie hier beschreiben?

Abraham Dragon: „Den Ort nannte man Brzezinka. Das ist polnisch und heißt „Birkenwald“. Er lag etwa einen Kilometer von unserem Block in Birkenau entfernt.“

Shlomo Dragon: „Wir blieben neben der Baracke stehen. Moll (Anmerkung: Otto Moll war SS-Hauptscharführer in Auschwittz-Birkenau) teilte uns in Gruppen zu zehn 27.01.2013 Heimatmusuem Bisingen -Lesungund zwanzig Leuten ein und begann mit Erklärungen. Dann öffnete er die Baracke, und wir sahen etwas ganz
Seltsames:  Der Fußboden der Baracke bestand aus Sand. Wir sahen Spuren von Leuten, die sich dort entkleidet haben mussten. Schuhe, Männerkleider, Kinderkleider, Frauenkleider. Das alles war in der Baracke, als ob man die Kleider gerade abgelegt hatte. Völlig neue Kleider, alles auf dem Sand, aber von den Menschen sahen wir nichts. Wir konnten uns nicht vorstellen, was das bedeutete. Ich sagte zu mir selbst, man müsse die Kleider wohl aufhängen, damit sie nicht verschmutzten.

(….)Moll fing dann an, uns unsere Arbeit zu erklären: »Eure Arbeit besteht darin, die Toten aus dem Haus zu holen. Da sind Leichen drin, und ihr müsst sie auf Loren herausholen und in die großen Gruben werfen, um sie zu verbrennen.« Er sagte uns, wir würden Essen bekommen, im Lager schlafen, aber wir mussten schwer arbeiten. Anderenfalls erhielten wir Schläge. Für diejenigen, die nicht arbeiten wollten, so sagte Moll, gäbe es Schläge und Hunde. Es waren dort wirklich SS-Leute mit Hunden, die uns immer begleitet hatten.

Als er die Tür der Baracke öffnete, fielen die Toten heraus. Wir rochen den Geruch von Gas. Wir sahen die Leichen, alle Altersgruppen, beiden Geschlechts, alles war voller nackter Menschen. Einer auf dem anderen, so dass sie sogar heraus fielen.“

Greif: Wo fielen die Leichen heraus?

Shlomo Dragon: „Aus dem Haus. Die toten Körper lagen dort so dicht gedrängt und einer auf dem anderen, dass beim Öffnen der Tür die Leichen einfach heraus fielen und neben der Tür zu liegen kamen. Wir sahen die Leichen herausfallen – Erwachsene und Kinder.“


27. Januar 2013 Heimatmuseum Bisingen Grupp:Bitzer:Rosemann:DahlhoffIm Abschlusswort
bedankte sich Hentsch bei den drei Akteuren des Abends für ihre professionelle Arbeit und bei den Besuchern für ihr Interesse. Ein besonderer Dank ging noch einmal an Dr. Rosemann für seinen Besuch im Heimatmuseum Bisingen. ER bedankte ich für den Abend und die Arbeit des Vereins gegen das Vergessen hier in Bisingen.  Dank ging an Gideon Greif, der gerne die Genehmigung zu dieser Lesung gegeben hatte. Ein Dank auch an Colin McPherson, Liverpool, der dem Verein kostenlos zwei Bilder der Drago-Brüder für diesen Abend, für die Presse und die Internetseite des Vereins zur Verfügung gestellt hat.

27. Janusr 2012 Heimatmuseum Bisingen Spendenbox 4Die „Spendenbox“ vor zwei Jahren von Schülern der AG-Spurensuche für uns angefertigt, durfte nicht im verborgen bleiben – wir danken allen Spendern sehr herzlich :-)!

Nächste Termine: Samstag, 23. Februar 2013 – Exkursion nach Stuttgart ins Landemuseum zur Ausstellung „Anständig gehandelt“ – Volksgemeinschaft und Widerstand im Südwesten

Freitag 08. März 2013: Veranstaltung im Heimatmuseum zum Thema „Sinti & Roma – Verfolgung und Ermordung unter dem Nazi-Regime“ mit einem Referenten vom „Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti & Roma“ in Heidelberg

Die komplette Veranstaltung auf MP3 zum herunterladen: 27.Januar 2013 Heimatmuseum Bisingen -„Jüdische Sonderkommando Häftlinge im Interview mit Gideon Greif“


Presse: Schwarzwälder Bote vom 29. Januar 2013: 

HoZoZei - 19←Vorankündigung

Hohenzollerische Zeitung 31. 01.2013

SchwaBo 29.01

PS: auch an Herrn Karl Schwager, der uns noch einige Bilder für unseren Bericht zur Verfügung gestellt hat. Sie sind mit seinem Namen markiert. Andere Fotos: Hentsch

Einladung zu einer Veranstaltung am 27. Januar 2013

27. Januar 2013-FlyerAnlässlich des Internationaler Holocaust-Gedenktag am 27. Januar 2013 laden wir sehr herzlich ins Heimatmuseum Bisingen ein.

Mitgliedern unseres Vereins lesen aus dem Interview von Gideon Greif (“Wir weinten tränenlos…”) mit den Brüdern Abraham und Shlomo Dragon –  jüdische Sonderkommando-Häftlinge  in Auschwitz Birkenau.

Es lesen:

unser Zweiter Vorsitzender  – Gideon Greif

und

unsere beiden jungen neuen  Mitglieder:  Abraham und Shlomo Dragon

Beginn der Veranstaltung: 20 Uhr – der Eintritt ist frei

HoZoZei - 19Der Vortrag wird mit Bildern unterstützt!

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Hinweis zur nächsten Veranstaltung im März 2013:

Am Freitag, 08. März 2013 um 20 im Heimatmuseum Bisingen:

Sini & Roma – Verfolgung unter dem Nazi-Regime”  – mit einem Referenten des baden-württembergischen Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma, Heidelberg