27. Januar 2012 – Landtag in Stuttgart erinnert an die Opfer des Nationalsozialismus

Am 27. Januar 2012 waren Hanne Grunert (Gemeinde Bisingen) und Uta Hentsch (Vorsitzende des Vereins Gedenkstätten KZ Bisingen) Teilnehmer an der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus. Viele Gedenkstätten und -Initiativen waren eingeladen und konnten ihre Orte des Gedenkens präsentieren.

Landtagspräsident Guido Wolf  zitierte zu Beginn seiner Rede Golo Mann: „Wo Alles möglich war wird immer Alles möglich sein“ – und bezog sich damit sogleich auf die Mordserie“ vor 10 Jahren, die uns gerade so stark beschäftigt; und weiter „1/5 unserer Bevölkerung ist Gruppen-/judenfeindlich – der braune Ungeist lebt weiter – in Springerstiefeln und grauem Zwirn.“ Drei wichtige Merksätze formulierte Guido Wolf:   1. Nüchterne aber wahre Feststellungen; 2. Zeichen setzen für Geschichtsbewusstsein und 3. Gedenken wird erst richtig zur Gedenkkultur, wenn es unseren Alltag durchdringt. Wolf ging auf die Aufgaben des Verfassungsschutzes ein und beendete seine Rede mit er eindringlichen Feststellung: „Substanziell betrachtet sind wir alle die eigentlichen Verfassungsschützer.“

Prof. Dr. Dr. h.c. Aleida Assmann, Universität Konstanz, erläuterte in ihrer Rede: „Die transformatorische Kraft der Erinnerung“, wie sich die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit von vorangegangener Ablehnung eben eine „verwandelte Kraft „zur Erinnerung hin entwickelt. Die Frage nach dem „warum und der Notwendigkeit“ von Gedenkstätten stellte Prof. Assman drei Leitgedanken vor: 1. Gedächtnisorte sind begehbare Geschichtsbücher;  2. Gedächtnisorte sind wichtige Kontaktzentren für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und 3. Gedächtnisorte sind die Stimme historischer Zeugen, die nachträglich zum Sprechen gebracht werden können.

Frau Thelen, Landeszentrale für politische Bildung, Stuttgart, interviewte drei Jugendguides der Gedenkstätten Hailfingen-Tailfingen und stellt so deren Arbeit vor – die Idee dabei: Jugendliche führen Jugendlich (wobei gesagt werden muss,das es dabei um sehr umfangreiche Programme geht, die hier nicht aufgezeigt werden können!).

Als Rahmenprogramm zu den Reden gab  Musikstücke von Bach, John Dowland und Paganini, vorgetragen von drei jungen Preisträgern des „Karl-Adler-Jugendmusikwettbewerb Baden-Württemberg.

Bleibt anzumerken, dass es keine Erwähnung darüber gab , dass der 27. Januar  am 01. November 2005 von der UNO als „Internationaler Holocaust-Gedenktag“ verabschiedet wurde!

Hier im Link eine Pressemitteilung über die Veranstaltung: Gedenkstunde im Landtag Stuttgart am 27.01.2012

Im Erdgeschoss und der ersten Etage hatten die verschiedenen Gedenk-Initiativen aus Baden-Württemberg (insgesamt heute 66 Gedenksorte in BW!)  ihre Infostände – hier einige Bilder. Per Anklick können sie vergrößert und die Namen der Initiativen gelesen werden. Alle Fotos U.Hentsch

27.01.2012 Pressemitteilung

Nachfolgender Link enthält die Reden im Landtag. Wenn die Seite der LpB erscheint „Aktuelles“ anklicken.

Falls es nicht klappt nach dem Link die Reden als pdf. Datei zum runterladen:

Reden im Landtag

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2009 – Ein Rückblick mit vielen interessanten Ereignissen

Bevor der erste Monat des neuen Jahres 2010 zu Ende geht, soll doch mit einem kurzen Rückblick das Jahr 2009 abgeschlossen werden. Wir, der Vorstand des Vereins, hat das für ihn Mögliche und Machbare getan, um in der Arbeit „Gegen das Vergessen“ voran zu kommen

14 Einträge, die über interessante Ereignisse in 2009 berichten, lassen eine doch positive Rückschau zu. Unsere Arbeit, die Mitgliederzahl ist in 2009 um vier auf nun 39 Mitglieder angewachsen, wird, um der Wahrheit die Ehre zu geben, von einer nur kleinen Gruppe aktiv getragen – jedoch ist das nicht abweichend von diesbezüglichen  Berichten befreundeter Gedenk-Initiativen „im Ländle“ und überregíonal!

In 2009 besuchten insgesamt etwa 1050 Besucher das Heimatmuseum Bisingen. 317 Einzelpersonen des Heimatmuseums wurden  während der offiziellen Öffnungszeit, Sonntag von 14 – 17h, notiert. Dazu gehören 54 Besucher an den beiden Verkaufs offenen Sonntagen in Bisingen und dem Weihnachtsmarkt.

36 Gruppen (etwas weniger als in 2008)  besuchten unsere Gedenkstätten, Museum, Geschichtslehrpfad und meistens auch KZ-Friedhof. 206 Erwachsene und 528 Jugendliche wurden gezählt. Letzter Zahl ist dabei als sehr erfreulich anzumerken.

Außer acht gelassen sind hier noch Einzelbesucher, die ganz sich unter der Woche spontan meldeten, um die Gedenkstätten zu besichtigen.

Höhepunkt in 2009 war natürlich der Besuch von Otto und Eve Gunsberger, Australien, in Bisingen (siehe Bericht im Mai).

Mit zwei öffentlichen Veranstaltungen konnten wir den Anspruch  der vorangegangenen Jahre, wichtige Themen von kompetenten Referenten in die Öffentlichkeit zu tragen, aufrecht erhalten (siehe Einzelberichte im Mai und September)

Die Zusammenarbeit mit den Bisinger Schulen hat sich sehr gut weiterentwickelt. Es gab auch in 2009 wieder hilfreiche Schüler-Aktionen (siehe Einzelbericht) und eine AG-Spurensuche. Dreizehn 7. -Klässler der Realschule Bisingen hatten sich für die Thematik: Spurensuche – Hechingen, Haigerloch und Bisingen in den Jahren 1940-1945 eingetragen. Bildfolge: Spurensuche im Heimatmuseum Bisingen  (2)/ Besuch des Bisinger KZ-Friedhofs und der „Alten Synagoge“ in Hechingen

Die Eintragung in Yad Vashem mit einer „Item“-Nummer für den Verein „Gedenkstätten KZ Bisngen“ solle noch Erwähnung finden (siehe Einzelbericht).

Mit der Neugestaltung des Dachraumes (siehe Einzelbericht) in der Konzeption von Hanne Grunert – und der großzügigen Geldzuwendung der Landeszentrale für politische Bildung hat das Heimatmuseum sein „neues“ Gesicht innerhalb der einzelnen Ausstellungsräume bis auf die separaten Lichtquellen nun seinen vorläufigen Abschluss gefunden.

Bild wird noch hinzugefügt!

Dank geh an alle, die uns in 2009 in vielerlei Hinsicht unterstützt haben. Der Vorstand des Vereins „Gedenkstätten KZ Bisingen“ sieht zuversichtlich ins Jahr 2010 und nimmt konstruktive Vorschläge und Kritik von Mitgliedern und Nichtmitgliedern gerne entgegen – unsere Adresse ist ja bekannt 🙂


Allgemeine Informationen zu den Gedenkstätten KZ Bisingen

Fleyer_neu- Details_TitelFleyer-Rückseite-LageplanÖffnungszeiten der Ausstellung „Mut zur Erinnerung – Mut zur Verantwortung“ im Heimatmuseum Bisingen, Kirchgasse 15, Sonntags von 14-17 Uhr – Der Eintrittist frei

Wir bieten Führungen zur Ausstellung und zum Geschichtslehrpfad an.

Auf Anfrage kann eine Wanderausstellung zur Verfügung gestellt werden.

Kontaktperson für Führungen:

Dr. Ines Mayer Tel: 07476-1053 / E-Mail: ines-mayer@freenet.de

Informationen zur Ausstellung und zum Geschichtslehrpfad:

Gemeinde Bisingen

Heidelbergstr.9 / 72406 Bisingen

Dr. Franziska Blum Di+Do 14 – 17 Uhr

Tel: 07476 896 414 / E-Mail: franziska.blum@bisingen.de

Führungen für Gruppen: 

Ausstellung im Heimatmuseum Bisingen  € 20,-

Geschichtlehrpfad Bisingen: € 20,- 

Heimatmuseum + Geschichtslehrpfad (einschließlich KZ-Friedhof) Bisingen  € 40,-

Bankverbindung: Sparkasse Zollernalb

Empfänger: Gedenkstätten KZ Bisingen e.V. 

IBAN:  DE40 6535 1260 0134 0098 74 / SWIFT-BIC: SOLADES1BAL

Flyer zum ausdrucken / Vergrößerung per „klick“ 

Beitrittserklärung – download:

Kontakt: DieterGrupp@aol.com

 

BISINGEN – Heimatmuseum

Von Christine Glauning – aus “Möglichkeiten des Erinnerns” – Orte jüdischen Lebens und nationalsozialistischen Unrechts im Zollernalbkreis und im Kreis Rottweil (Hechingen 1997). Die Broschüre ist vergriffen und wird nicht wieder aufgelegt sondern ins Internet gestellt.

  • Heimatmuseum Bisingen: (seit 03. November 1996) Kirchgasse 15, 72406 Bisingen
  • Ausstellung „Mut zur Erinnerung – Mut zur Verantwortung“ über den Ölschieferabbau und das ehemalige Konzentrationslager
  • KZ-Friedhof und Geschichtslehrpfad

Heimatmuseum Bisingen: „Mut zur Erinnerung – Mut zur Verantwortung“ Blick in die Ausstellung
Die Ausstellung (ehemals „Schwierigkeiten des Erinnerns“) wurde aus Anlass des zehnjährigen Bestehens im Oktober 2006 vom Verein „Gedenkstätten KZ Bisingen“ (unter Beibehaltung des inhaltlichen Konzepts von Dr. Christine Glauning) umgestaltet. Foto: Hentsch

Öffnungszeiten: Sonntag 14 bis 17 Uhr sowie auf Anfrage

Führungen: Ines Mayer, Tel 07476-1053

KZ-Friedhof
Der  1947 von der französischen Militär-Regierung angelegte Friedhof liegt etwas außerhalb Bisingens.  Die Zufahrt ist ausgeschildert,  Parkmöglichkeiten sind vorhanden.

Geschichtslehrpfad
Der Pfad führt über das Gelände des ehemaligen Ölschieferwerks und zum Platz des ehemaligen Lagers.  Der ausgeschilderte Rundgang kann von jeder Station aus begonnen werden, ein guter Einstieg ist der Bahnhof Bisingen.

Informationen zur Ausstellung und zum Geschichtslehrpfad
Bürgermeisteramt Bisingen

Heidelbergstr. 9 // 72406 Bisingen

Dr. Franziska Blum                                                                                                                                                         Tel. 07476 896 414 – Di + Do 14 – 17 Uhr                                                                                                            E-Mail: Franziska.Blum@Bisingen.de

Verein Gedenkstätten KZ Bisingen

Uta Hentsch, Vorsitzende
Tel/Fax 07476 3898
E.Mail Uta.Hentsch@t-online.de

Anfahrt nach Bisingen
A81 Stuttgart-Singen, Ausfahrt Empfingen,Richtung Albstadt Balingen (B 463);
Bundesstraße B27 Tübingen Rottweil, Abfahrt Bisingen Ortsmitte;

Literatur:
Juso-AG Bisingen: „Das KZ Bisingen“
Bisingen, 10/1996 (3. Aufl.- 1. Aufl. 1985)

Christine Glauning: „Entgrenzung und KZ-System  – Das Unternehmen „Wüste“ und das Konzentrationslager Bisingen 1944/1945“ – Metropol Verlag, Berlin 2006

„Es war ein Bahnhof ohne Rampe – Ein Konzentrationslager am Fuße der Schwäbischen Alb“ // Reihe MATERALIEN, Hrsg. H. Grunert, Landeszentrale für politische Bildung, Stuttgart 2007

Zeittafel
24. August 1944:
Erster Transport mit 1000 polnischen Häftlingen von Auschwitz nach Bisingen

01. Oktober 1944:
Transport von 1500 Häftlingen (Russen, Letten, Litauer, Esten)  aus dem KZ Danzig-Stutthof

30. Oktober 1944:
Transport von 250 polnischen Juden aus dem KZ Vaihingen-Enz

26. November 1944:
Transport von 400 ungarischen Juden aus dem KZ Dachau

07. März 1945:
Transport von 1000 Häftlingen, davon 900 Juden aus dem KZ Buchenwald

April 1945:
Evakuierung des KZ Bisingen

12. April 1945:
Transport von 206 Häftlingen nach Dachau-Allach

14. April 1945:
Transport von 563 Häftlingen von Bisingen nach Dachau-Allach (in offenen Güterwaggons mit Stacheldraht. Der Rest der Häftlinge musste zu Fuß auf den „Todesmarsch“.
Kurz vor Kriegsende ließ der damalige Bisinger Bürgermeister, Hugo Maier  alle Unterlagen über das KZ Bisingen vernichten, darunter die Namenslisten der toten Häftlinge, die in der Standesamtsregistratur im Rathaus aufbewahrt worden waren.

English edition: bisingen-1-places-englisch

Fortsetzung: nächster Eintrag: KAP 2 – Bisingen I Orte – Konzentrationslager und Ölschieferwerk