Am Donnerstag, 24. November 2016 ist Uta Hentsch im Alter von 77 Jahren ihrer schweren Krankheit erlegen. Ihren über Jahre liebevoll gepflegten Blog wollen wir, der Verein Gedenkstätten KZ Bisingen e.V., aber weiterhin bestehen lassen, denn er repräsentiert die Geschichte des Vereins bis 2016.

Aktuelle Veranstaltungen und Projekte finden Sie unter der neuen Website des Vereins: museum-bisingen.de

Vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Arbeit!

WER BIST DU? Flüchtlinge im Zollernalbkeis in doppelter Perspektive

 

wer bist du 05-07-2016 10Unter diesem Motto fand am 5. Juli 2016 eine Podiumsdiskussion im großen Saal der Hohenzollernhalle statt, mit der der Gedenkstättenverein Bisingen einen wichtigen Beitrag zur politischen Kultur in der Region leistete. Rund 150 Besucher, die meisten von auswärts, waren der Einladung gefolgt und erlebten einen bewegenden und anregenden Abend.

Auf dem Podium erzählten Makieh Aarabi aus Syrien, Amanuel Teklay aus Eritrea und Mile Nikolic aus Serbien mit großer Offenheit von Fluchterfahrungen und ersten Eindrücken in Deutschland, von erlebter Hilfsbereitschaft und „Zukunftsträumen“ (Aarabi). Die „zweite Perspektive“ auf das Thema Flüchtlinge wurde vertreten wer bist du 05.07.20164 Gesprächsteilnehmer mit Holger Grebewer bist du 05.07.2016 3 Gesprächsteilnehmerdurch Axel Leukhardt, Streetworker der LEA Meßstetten, Cornelia Maas von der Alice Salomon-Schule Hechingen (ASS) und Jean Claude Canoine vom Arbeitskreis Asyl in Balingen. Empathisch und souverän moderierte Holger Grebe vom Gedenkstättenverein das Podiumsgespräch. Er war auch der Initiator und Hauptorganisator der Veranstaltung. Umrahmt wurde das Programm von drei Schülern der Waldorfschule Frommern, die mit viel Einfühlungsvermögen Auszüge aus Navid Kermanis Buch „Einbruch der Wirklichkeit“ vorlasen.

wer bist du 05.07.2016 Begrüßung Dieter GruppIn seiner Begrüßungsrede erklärte der Vorsitzende Dieter Grupp, warum der Gedenkstättenverein dieses aktuelle Thema aufgriff: „Die Antwort ist, dass wir uns nicht nur als ein historischer, sondern als ein historisch-politischer Verein verstehen – und zwar ein Verein der von zivilgesellschaftlichem Engagement lebt und sich mit gesellschaftlich relevanten Themen befasst.“ Zu Titel und Format der Veranstaltung sagte Grupp: „Die böse Fratze der Fremdenfeindlichkeit zeigt sich vor allem dort, wo man sich nicht kennt. Deshalb ist der erste Schritt, dass man sich kennenlernt, miteinander ins Gespräch kommt und sich austauscht: ‚Wer bist du?’ will hierzu beitragen und dem gegenseitigen Kennenlernen und Verständnis heute Abend einen Raum geben.“

wer bist du 05.07.2016 -3 Schüler der Waldorfschule Balingen-Frommern -2Im Anschluss stimmten die drei Waldorfschüler mit Impressionen von der Balkanroute auf die erste Gesprächsrunde ein. Von Flucht und der Situation in den Herkunftsländern war zunächst die Rede. Die Bilder des lecken Schiffes, auf dem Makieh Aarabi vor rund zwei Jahren mit ihrer Familie von Libyen aus nach Italien fuhr, verfolgten sie jede Nacht, erzählte die junge Frau. Gerade noch rechtzeitig kam Rettung durch die italienische Marine. Traumatisches berichtete auch Amanuel Teklay aus Eritrea. Mehr als zehn Jahre war er dort zwangsweise beim Militär, zweimal für jeweils über ein Jahr im Gefängnis, „in einem dunklen Kellerloch“. Bei der dritten Inhaftierung gelang ihm die Flucht. Mile Nikolic erklärte, warum er nach Deutschland kam: „Wir Roma haben in Serbien keine Rechte.“ Dass er kaum Chancen hat, hier zu bleiben, ist ihm bewusst. „Ich habe solche Angst, wieder zurück zu müssen“, sagte er. Dabei würde er in Deutschland gerne als Altenpfleger arbeiten. Auch Makieh hat konkrete Pläne. Sie will in Heidelberg Medizin studieren, hat schon ein Stipendium. Amanuel hat bereits seinen Berufsweg eingeschlagen. Nach einem Jahr in der internationalen Klasse der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule in Balingen wird er dort und in der Firma Haug in Engstlatt zum Industriemechaniker ausgebildet. Dankbar für diese Chance begrüßte Amanuel einige seiner Balinger Lehrer, die seinetwegen zu der Veranstaltung nach Bisingen gekommen waren.

Auch die Gesprächsteilnehmer aus der „Helferszene“, wie Moderator Grebe augenzwinkernd formulierte, gaben interessante Einblicke in ihre Arbeit mit den Flüchtlingen. Ihre Schüler seien sehr motiviert und dankbar, die deutsche Sprache zu erlernen, berichtete Cornelia Maas von der ASS Hechingen. Leider werde ihre Arbeit torpediert, wenn mitten im Schuljahr Schüler aus der Klasse gerissen und abgeschoben würden. „Das ist dann immer eine Katastrophe für uns alle.“ Sie wünsche sich, dass die Schule ein „Schutzraum“ sei, die Schüler wenigstens für ein Jahr ohne Angst bleiben könnten. Von erfüllenden Begegnungen und Dankbarkeit berichtete auch Axel Leukhardt, der Streetworker aus der LEA. Letztes Jahr sei es wegen der Überbelegung oft sehr schwierig gewesen, aber inzwischen seien nur noch rund dreihundert Flüchtlinge in Meßstetten, die Verweildauer betrage nun zwei bis drei Monate, wodurch man wirklich Richtung Integration arbeiten könne. Schon ganz lange in der ehernamtlichen Arbeit mit Flüchtlingen engagiert sich Jean Claude Canoine vom Arbeitskreis Asyl. Er berichtete von der vielgestaltigen Unterstützung, die seine „Mannschaft“ in Balingen tagtäglich leiste. Ganz ausdrücklich lobte Canoine die „guten und menschlichen Behörden im Zollernalbkreis. Wir können sehr froh sein darüber.“

Zum Schluss bat Makieh Aarabi darum, einen kurzen Text vorlesen zu dürfen. Ihre Bitte um Empathie und Mitmenschlichkeit war ergreifend. Sie wünsche sich, in Deutschland ein besseres und sicheres Leben führen zu können, wolle „aktiv in dieser Gesellschaft wirken“. Vielleicht könnten die älteren Deutschen, die noch den Krieg erlebt hatten, nachempfinden, wie es sei, wenn alles zerstört werde, man alles verliere. „Bitte lassen Sie keine Vorurteile aufkommen“, appellierte Makieh an das Publikum.

wer bist du 05-07-2016 22Mit viel Applaus und dankenden Worten an die Podiumsgäste, aber auch an den Gedenkstättenverein für die mutige und wichtige Veranstaltung schloss der offizielle Teil des Abends. Aber noch lange standen zahlreiche Besuchergruppen in regen Gesprächen beisammen.

Bericht von Ines Mayer, Stellvertretende Vorsitzende

Fotos: U. Hentsch/I.Mayer – Zeitungsbericht per „Klick“ zum Lesen vergrößern oder auf den eigenen Schreibtisch ziehen

HoZoZeit 7. JUli 2016 - alles

 

Wer bist Du – Einladung zu einem Podiumsgespräch

Flyer_Plakat 5.7Liebe Mitglieder, liebe Freunde unseres Vereins,

ich möchte Sie/euch alle herzlich einladen, unsere nächste Veranstaltung am 5. Juli um 19.30 Uhr in der großen Hohenzollernhalle in Bisingen zu besuchen. Das Thema ist sehr aktuell und politisch: Es geht um den Umgang mit Flüchtlingen in unserer Gesellschaft. In einer Podiumsdiskussion begrüßt unser Vorstandsmitglied Holger Grebe interessante Gäste, die das Thema Flucht und Integration aus unterschiedlichster Perspektive beleuchten. Einzelheiten finden Sie im Anhang – Bild per „Klick“ vergrößern!

Wir freuen uns auf viele Gäste! – Mit den besten Grüßen

Ihr Dieter Grupp – 1. Vorsitzender des Gedenkstättenvereins KZ Bisingen e.V.

 

Sr. Silvia Pauli: Vom Umgang mit der Last der Geschichte

Sr. Silvia Pauli kommt zu Filmaufnahmen an die Gedenkstätte KZ Bisingen

Von Ines Mayer

Sr. Silvia Pauli auf dem Öltank - Bisingen, Geschichtslehtpfad

Sr. Silvia Pauli auf dem Öltank – Bisingen, Geschichtslehtpfad

Vergangenheit ist, wenn es nicht mehr wehtut.“ Was Mark Twain hier mit leichter Feder formulierte, fällt in Wirklichkeit oft unglaublich schwer, bedeutet es doch, dass man seinen Frieden mit dem Vergangenen gemacht hat und nun ohne Pein zurückblicken kann. Dass die Aussöhnung mit der Vergangenheit selbst dann schwierig ist, wenn sie gar nicht auf das eigene Leben, sondern auf die Leiden der Vorfahren bezogen ist, wissen wir von den Kindern und Enkeln von Holocaust-Überlebenden. Wie sehr aber auch die Nachkommen der Täter unter der Last der Geschichte leiden, wird erst so langsam aufgearbeitet. Offenbar hat auch hier erst die dritte, die Enkelgeneration den Mut, nachzufragen und sich der eigenen Familiengeschichte zu stellen.

Die Schweizer Ordensschwester Silvia Pauli ist eine von den Enkeln. Ihr Großvater Johannes Pauli war 1944/45 Lagerführer des KZ Bisingen. Der SS-Unterscharführer Pauli hatte die Schweizer Staatsbürgerschaft und wurde 1953 in Basel für seine Taten im KZ Bisingen – wegen „fortgesetzten und wiederholten Totschlags“ – zu 12 Jahren Haft verurteilt. Er starb 1966. Über all das ist in der Familie jedoch nie gesprochen worden. „Mein Vater hatte eine unheimliche Angst, dass die Verstrickungen meines Großvaters ans Licht kommen“, erinnert sich Silvia Pauli. Schon als Jugendliche habe sie die bedrückende Atmosphäre in ihrem Elternhaus gespürt. Erst nach und nach wurde ihr bewusst, welches Geheimnis da gehütet wurde. Sr. Silvia sagt, sie habe das Schweigen als schwere und doch diffuse Last empfunden. Sie forschte nach, kam dafür auch nach Bisingen zum Gedenkstättenverein. Und: Sie redete offen über ihre ganz persönliche Auseinandersetzung mit der Rolle ihres Großvaters im Nationalsozialismus. Im November 2013 sprach Silvia Pauli im Museum in Bisingen öffentlich über ihr Ringen um Aufarbeitung und Aufbrechen der Schweigespirale.

Sr. Silvia Mai 2016 BIld beim Öltank - Geschichtslehpfad BisingenNun kam sie abermals nach Bisingen – in Begleitung zweier Filmemacher – um diese Aufarbeitung mit Hilfe des Mediums Film fortzusetzen. Zwei Tage lang machten Regisseur Lukas Zünd und Kameramann Arjun Talwar Aufnahmen im Museum und auf dem Geschichtslehrpfad. Daraus und aus weiteren Aufnahmen am Wohn- und Lebensort in der Kommunität Diakonissenhaus Riehen soll eine rund zwanzigminütige filmische Collage entstehen. Sr. Silvia verarbeitet ihre Gefühle und Gedanken am liebsten auf künstlerische Weise, indem sie diese an authentischen Orten in Form eines Ausdruckstanzes darstellt. Dazwischen gibt es reflektierende Passagen, angestoßen zum Beispiel durch Fragen, die Regisseur Zünd aus dem Off stellt.

Wenn man Silvia Pauli im frischen Grün des Bisinger Kuhlochwaldes agieren sieht, könnte man von weitem versucht sein, ihre anmutigen Bewegungen zu missdeuten. Was so ästhetisch aussieht, ist in Wirklichkeit eine schmerzhafte Konfrontation mit der eigenen schweren Bürde. Sr. Silvia spricht selbst von „Schuld und Scham“, die sie immer noch ganz jäh erfassten, sobald sie im Museum in Bisingen vor dem Porträtfoto ihres Großvaters, des KZ-Lagerführers stehe. „Ich zittere innerlich noch heute, wenn ich die Treppe zum Täterraum hochgehe.“ Um diese lähmenden Gefühle überwinden, mit „Schuld und Scham“ umgehen zu können – auch dafür drehen Silvia Pauli und ihre Begleiter den Film. Ob die Filmaufnahmen in Bisingen „das Ende ihrer Reise“ bedeuten, will Lukas Zünd wissen. „Nein, das glaube ich nicht“, antwortet Sr. Silvia. „Ich möchte wieder hierher kommen. Auch weil es hier Menschen gibt, die mir lieb geworden sind.“

Sr. Silvia Pauli in Bisingen - 1Sr. Silvia Pauli in Bisingen - 2Am Abend des ersten Drehtages traf sich Sr Silvia noch zum Essen mit mehreren Mitgliedern des

Kameramann Arjun Talwar, Redgisseur Lukas Zünd, Joachim Krüger, Uta Hentsch, Sr. Silvia Pauli, Franziska Blum

Kameramann Arjun Talwar, Redgisseur Lukas Zünd, Joachim Krüger, Uta Hentsch, Sr. Silvia Pauli, Franziska Blum

Gedenkstättenvereins. Dabei konnte an schon bestehende Bekanntschaften angeknüpft und neue geschlossen werden. Die Vorstandsmitglieder sind schon sehr gespannt auf den Film und werden diesen im Museum der Öffentlichkeit vorstellen. Dazu werden dann auch Silvia Pauli und die beiden Filmemacher wieder nach Bisingen kommen_____________________ENDE

Fotos: Mayer / Hentsch

HoZoZei 13. 05. 2016 Schweigen ist eine schwere Last

 

Jahreshauptversammlung und Ehrung für Uta Hentsch

Die Jahreshauptversammlung vom Gedenkstättenverein KZ Bisingen am Dienstag, 19. April 2016 hatte es für mich „in sich“, ldenn an ihrem Ende wurde mir die Ehrung der „Ehrenvorsitzenden“ zu Teil – ich war von einer „Ehrenmitgliedschaft“ ausgegangen. Eine große Überraschung für mich und mein Dank für diese Ehrung an den Vorstand fiel dementsprechend dann auch aus. Für die Laudatio auf mich, lieber Dieter Grupp, habe ich auch jetzt noch  keine Worte – auf jeden Fall nimm auch jetzt noch einmal  meinen herzlichen Dank dafür entgegen, ieber Dieter Grupp! (siehe pdf.Datei unten)  

Ines Mayer berichtete über ihre Besuche in Auschwitz, 2015, und von Yad Vashem, beide von der LpB-Stuttgart – Abtlg. „Gedenkstättenarbeit“ durchgeführt. Mit viel Bildmaterial  gab es viele sehr gute Informationen  und Verknüpfungen zwischen den beiden größten Shoa-Gedenkstätten. Danke liebe Ines für diesen ausgezeichneten Beitrag. Es war und wurde dann auch in der Tat ein sehr harmonischer Abend für den ich allen Anwesenden immer dankbar sein werde – gerne können Sie, liebe Besucherin, lieber Besucher unserer Seite, in den beigefügten Berichten nachlesen. Wie stets: per „Klick“ zu vergrößern!                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          

Es folgt zunächst der Bericht zur JHV für das „Bisinger Amtsblatt“ von Ines Mayer:

Uta Hentsch wird Ehrenvorsitzende des Vereins Gedenkstätten KZ Bisingen

Es gab diesmal keine Wahlen beim Verein Gedenkstätten KZ Bisingen, dafür hatte die diesjährige Jahreshauptversammlung einen anderen Höhepunkt: Uta Hentsch, die „Grande Dame“ des Vereins, wie die Hohenzollerische Zeitung formulierte, wurde zur Ehrenvorsitzenden ernannt. Der Urkundentext zu diesem vom Vorstand neu geschaffenen Titel lautet: „Der Verein Gedenkstätten KZ Bisingen dankt der Mitbegründerin und langjährigen Vorsitzenden Uta Hentsch für ihre herausragende Arbeit gegen das Vergessen und für die Erinnerungskultur in Bisingen mit der Ernennung zur Ehrenvorsitzenden.“

Bürgermeister Roman Weizenegger gratuliert Uta Hentsch zum Ehrenvorsitz und bedankt sich für ihren unermüdlichen Einsatz wider das Vergessen.

Bürgermeister Roman Weizenegger gratuliert Uta Hentsch zum Ehrenvorsitz und bedankt sich für ihren unermüdlichen Einsatz wider das Vergessen.

Auch Bürgermeister Roman Weizenegger ließ es sich nicht nehmen, Uta Hentsch für ihr außerordentliches Engagement zu danken, das sie über elfeinhalb Jahre lang an der Spitze des Gedenkstättenvereins bewiesen habe. Er persönlich habe als neuer Bürgermeister davon nur noch das letzte Jahr miterlebt – im vorigen April hatte Hentsch den Vorsitz an Dieter Grupp und Ines Mayer abgegeben – sei aber beeindruckt „von ihrem Einsatz wider das Vergessen“ und ihrer Leistung für den Verein. Dass auch die Gemeinde von der Arbeit des Gedenkstättenvereins profitiere, wird Weizenegger immer wieder bewusst, wenn er jenseits der Kreisgrenzen nach seiner Herkunftsgemeinde gefragt werde. Beim Namen Bisingen höre er dann zunächst die Assoziation „Burg Hohenzollern“, dann aber immer häufiger den Verein Gedenkstätten KZ Bisingen. Besonders imponiere ihm dabei, so Weizenegger, die Arbeit mit und für Jugendliche. Ob als Jugendguides bei Führungen oder sogar im Vorstand, wie Jannik Bitzer als Kassierer und Verena Lohr als Schriftführerin – den Gedenkstättenverein gestalten junge Mitglieder aktiv mit. Darüber hinaus tragen die zahlreichen Führungen für Schulklassen zur Aufklärungsarbeit bei. Im Jahr 2015 wurden knapp vierzig Schulklassen über den Geschichtslehrpfad und im Museum geführt. Viele davon sind inzwischen „Stammkunden“, unter anderem das Uhlandgymnasium und die Geschwister Scholl-Schule, beide aus Tübingen, die jedes Jahr mit der gesamten neunten Klassenstufe anreisen.

Dass Bürgermeister Weizenegger auch auf überregionaler Ebene auf den Gedenkstättenverein angesprochen wird, wundert den Vorstand nicht, denn inzwischen ist der Verein nicht nur über die Führungen und vielfältigen Veranstaltungen, die regelmäßig ein überlokales und auch überregionales Publikum anziehen, bekannt, sondern auch gut vernetzt. So ist man Mitglied im Gedenkstättenverbund Gäu-Neckar-Alb, bei der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen der Landeszentrale für politische Bildung sowie im Freundeskreis der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem. Unter den zahlreichen neuen Projekten, die der Verein angeht – der Vorsitzende Dieter Grupp gab nach dem Rückblick auf das ereignisreiche letzte Vereinsjahr auch gleich einen Ausblick auf zukünftige Aktivitäten – steht auch die Teilnahme an der Bewerbung um das European Heritage Label, das die EU für grenzüberschreitende Kulturarbeit vergibt und um dessen Verleihung sich die Gedenkstätte Natzweiler im Elsass zusammen mit den Initiativen der ehemaligen Außenlager in Südwestdeutschland bewerben wird.

Zum Wohl und gute Gespräche :-)

Zum Wohl und gute Gespräche 🙂

Zum Schluss stießen die zahlreichen Besucher der Jahreshauptversammlung mit einem Glas Sekt auf Uta Hentsch und vor allem auf ihre Gesundheit an. Sich selbst wünschen die Vereinsmitglieder so viel Erfolg wie bisher und eine weiterhin harmonische Zusammenarbeit. Oder, wie Dieter Grupp am Ende seiner Laudatio auf Uta Hentsch betonte: „Um Dich als Vorsitzende zu ersetzen, braucht es das ganze Team.“ Wie gut das Vorstandsteam nach einem Jahr eingespielt ist und mit den Mitgliedern zusammenarbeitet, zeigte der harmonische Verlauf des Abends, der mit intensiven Gesprächen in kleineren Gruppen ausklang.______________ENDE

Gedenkstättenrundschau April 2016 - Staufermedaille 1Gedenkstättenrundschau April 2016 -Staufermedaille -2

Laudatio für Uta von Dieter Grupp

←Gedenkstätten-Rundschau Nr. 16, April 2016
HoZoZei 21. April 2016 1
Zollern-Alb Kurier 23.4.2016SchwaBo 22. April 2016

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kleine Fotoserie (Hentsch / Gerbig) 
IMG_1634 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1636 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1640 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1641 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1643 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1646 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1648 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1650 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1652 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1654 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1656 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1659 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016IMG_1662 JHV Gedenkstättenverein Bisingen 19.4.2016

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ausflug ins „Jüdische Haus“ Emmendingen

Vorab: eigentlich war ich, Uta Hentsch,  für diesen Ausflug nach Emmendingen auch auf der Teilnehmerliste – musste dann jedoch aus Krankheitsgründen leider absagen, Umso mehr freue ich mich jetzt über den Beitrag zum Ausflug von Ines Mayer, 2. Vorsitzende unsres Vereins – vielen lieben Dank, liebe Ines :)___________ENDE

Samstag, den 5. März 2016

Ausflug ins „Jüdische Haus“ Emmendingen -2Über schneebedeckte Schwarzwaldhöhen führte der diesjährige Ausflug des Vereins Gedenkstätten KZ Bisingen nach Emmendingen ins „Jüdische Haus“. Dort wurden die Besucher von Gedenkstättenkollegin Noemi Wertheimer empfangen, die eine sehr persönliche Führung zu den ehemaligen und aktuellen Spuren jüdischen Lebens in der Stadt hielt.

Ausflug ins „Jüdische Haus“ Emmendingen -1Zufälligerweise kam gleich zu Beginn der Rabbiner der jüdischen Gemeinde, die zusammen mit Lahr und Offenburg oirganisiert ist, vorbei und gestattete einen Blick in den neuen Synagogenraum in der Glaskuppel eines Hochhauses, bevor dort der Sabbatgottesdienst begann. Die alte, noch in den 1920er-Jahren optimistisch erweiterte Synagoge befand sich in unmittelbarer Nähe zur evangelischen und katholischen Kirche sowie zum markgräflichen Schloss und wurde daher in der „Reichskristallnacht“ 1938 nicht angezündet, aber geplündert und fachmännisch gesprengt. Der mit dunklen Pflastersteinen gefasste Grundriss auf dem Schlossplatz gibt heute Lage und Umfang des Gebäudes an.

Versteckt in einem Winkel des Platzes befand sich die ehemalige Mikwe, das rituelle jüdische Bad, das von den Nationalsozialisten im November 1938 buchstäblich übersehen wurde. Gespeist vom Wasser des Mühlbaches war das Bad nur bis Ende des 19. Jahrhunderts in Betrieb, da die Ansiedlung von Industriebetrieben im Osten Emmendingens zu einer Verschmutzung des Wassers führte. Heute ist im gut erhaltenen Bad das Wasser wieder sauber und im winzigen Haus darüber – hier hatte der Synagogenvorstand gewohnt – befindet sich eine kleine aber feine Ausstellung zur jüdischen Kultur und Geschichte Emmendingens. Zu der gehörte übrigens auch Goethe: Sein Schwager Johann Georg Schlosser, Gatte von Goethes Schwester Cornelia, war Ende des 18. Jahrhunderts Oberamtmann in Emmendingen und hat viel dafür getan, die Lebenssituation der jüdischen Bürger zu verbessern.

Mit dem Machtantritt der NSDAP im Januar 1933 wurde das bis dahin im wesentlichen friedliche Zusammenleben von Christen und Juden in der Stadt jäh beendet; die Zerstörung der Synagoge am 10. November 1938 und die Deportation der jüdischen Bürger in das Lager Gurs in Südfrankreich im Oktober 1940 und von dort nach Auschwitz markiert den endgültigen Exodus. Von den deportierten Emmendinger Juden kam nach 1945 nur ein Mann zurück, der aber schon 1952 – mit Mitte dreißig – an den Spätfolgen der KZ-Haft starb. Die heutigen Mitglieder der jüdischen Gemeinde sind nicht mit den früheren Bürgern verwandt, sie stammen fast ausschließlich aus der ehemaligen Sowjetunion.

Mit reichen Eindrücken trat die Bisinger Delegation den Heimweg über den Schwarzwald an – nicht ohne davor Noemi Wertheimer das Versprechen eines Gegenbesuchs in Bisingen abgenommen zu haben.

 

 

 

 

27. Januar 2016 – Abendveranstaltung im Museum BIsingen

27. Januar 2016 Gedenkstätten KZ BIsingen e.V. -2Etwa 50 Besucher hatten sich für den heutigen Abend im Museum Bisingen aus Anlass des ‚Internationalen Holocaust-Gedenktag’ eingefunden. Wie bereits angekündigt stand der Vorbehaltsfilm „Hitlerjunge Quex“ auf dem Pogramm des Vereins Gedenkstätten KZ Bisingen.

27. Januar 2016 Gedenkstätten KZ BIsingen e.V. -12Dieter Grupp, Vorsitzender des Vereins begrüßte die Anwesenden und gab dann sogleich an Susanne 27. Januar 2016 Gedenkstätten KZ BIsingen e.V. -6Mayer und Karl Kleinbach das Wort weiter, die eine Einführung über den Film grundsätzlich, bzw. über wichtige Details der Inhalte weitergaben, wie es auch von den Verleihern, der Murnau-Stiftung, als Auflage zur Vorführung geboten wird.

27. Januar 2016 Gedenkstätten KZ BIsingen e.V. -5Karl Kleinbach leitete im Anschluss die Diskussionsrunde, in der auch ein Beitrag nicht verschwiegen werden soll, in dem es darum ging, ob einer Veranstaltung aus Anlass des 27. Januar als Internationaler Holocaust-Gedenktag nicht besser mit einem Thema zum Holocaust bzw. der Befreiung von Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee gedient ist – eine Frage, die durch viel zustimmendes Kopfnicken durchaus ihre Berechtung fand. – Faszit: darüber wird nachgedacht werden.

Mehr dazu siehe u.a. auch den Link (der Bericht in der Hohenzollerischen Zeitung war zu groß im Umfang, ich konnte ihn leider nicht scannen).

Zusammenfassung des Abends und Fotos: U. Hentsch

Link – Hohenzollerische Zeitung vom 29. Januar 2016: „Mit wehenden Fahben in den Tod“: http://www.swp.de/hechingen/lokales/bisingen/Mit-wehender-Fahne-in-den-Tod;art5598,3655001

27. Januar 2016 Gedenkstätten KZ BIsingen e.V. -327. Januar 2016 Gedenkstätten KZ BIsingen e.V. -427. Januar 2016 Gedenkstätten KZ BIsingen e.V. -727. Januar 2016 Gedenkstätten KZ BIsingen e.V. -827. Januar 2016 Gedenkstätten KZ BIsingen e.V.-1027. Januar 2016 Gedenkstätten KZ BIsingen e.V.-11SchwaBo - 29. Januar 2016 Kopie

27. Januar 2016 – Mit Schülern im Museum Bisingen

GHRealschule 27. 1. 2016 GedenkstundeSchon eine feste Einrichtung: Claudia BIllet-Barfuß und Herr Merz,  beide Lehrkräfte an der Bisinger GHW-Realschule Bisingen und die Schulleiterin Frau Jetter kamen mit zwei Klassen am 27. Januar 2016 zu einer Gedenk-Stunde zum Gedenken an die Befreiung des KZ-Auschwitz-Birkenau durch die rote Armee, die zum „internationalen Holocaust Gedenktag“ führte, ins Museum Bisingen.

Im 8.ten Jahr trafen wir uns hier im Museum Bisingen aus gegebenen Anlass und nachdem eine Schülerin 6 kleine Kerzen zur Erinnerung an 6.000.000 Ermordeter jüdischer Menschen und eine große Kerze als Symbolik an für zig- und hunderttausende Ermordete, die nach Sicht der Nationalsozialisten „minderwertige“ Menschen waren bzw. als ‚Gegner des Nazi-Regimes’ galten. Allein die Gruppe der Szinti und Roma betrug 500.000 Opfer.

GHRealschule 27. 1. 2016 Gedenkstunde -4Nachdem die Gruppe von mir begrüßt und willkommen geheißen wurde gab es zunächst ein paar Gedanken zur Bedeutung von „Holocaust“ und „Shoa“ – und warum der Name Shoa in der Judenheit dem Begriff Holocaust vorgezogen wird und zur Entstehung zum ‚Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus’ 1996 durch Roman Herzog, damals GHRealschule 27. 1. 2016 Gedenkstunde -2Bundespräsident und zum ‚Internationalen Holocaust-Gedenktag 2005’ durch die UN. Die Definitionen für die Begriffe „Holocaust und Shoah“ wurden geklärt und daran anschließend trugen einzelne Schüler Gedanken zum Thema selbst und zu unserem Verein vor – dazwischen wurden bekannte Antikriegslieder gesungen,
unter instrumentaler Beleitung ihrer beiden Lehrkräfte. Im Anschluss war wie in jedem Jahr ein kleiner Film GHRealschule 27. 1. 2016 Gedenkstunde -3zum Thema geplant – leider konnte die Vorführung nicht stattfinden. Berits einige Zeit vor Beginn unseres Treffens, hatte ich versucht, die CD „in Gang zu bringen“ – ohne Erfolg. Auch ein Schüler, dem in Sachen PC viel Ahnung bestätigt wurde, konnte leider keinen Erfolg „einfahren“.

Und was nun? Gut, wenn man ein abrufbares Repertoire im eigenen Kopf besitzt – wir hatten eine interessante Unterrichtstunde zu den Themen Holocaust, „Unternehmen Wüste“ – Wüste-Werk 2, Bisingen, Überlebende, Geschichtslehrpfad, Museum und Vereinsgründung- und arbeit. Fragen von beiden Seiten wechselten sich ab und es war doch erstaunlich, was so einige Schüler z.B. über die NS-Zeit wussten.
Es war eine gute Planung, die Zeit im Museum für die Schüler nach hinten offen zu lasen – so gab es keinen Zeitdruck. Der Echo auf meine am Ende gestellte Frage, wie dieser Gedenk-Vormittag von den SchülernInnen beurteilt würde, war für mich schon sehr überraschend: „eine super-interessante Geschichtsstunde“, „ich habe viel dazu gelernt“, „vielen Dank für die vielen guten Informationen“, „ich hatte nicht gedacht, dass eine so interessante Gedenkstunde sein könnte“, usw, usw.

Bei der Verabschiedung bedankten sich einige SchülerInnen noch einmal ganz persönlich für den interessanten Vormittag!

Anders geplant und dennoch gelungen – das war so nicht unbedingt voraussehbar – hat jedoch letztendlich auch mich gefreut!

Die Realschule Bisingen, musste aus organisatorischen Gründen von der Gedenkstunde zurückstellen – wird jedoch im kommenden Jahr auch wieder mit dabei sein.

 

 

In eigener Sache – Uta Hentsch


Einladung von Landrat PauliStaufer-Medaille an Uta Hentsch -7Dass ich, Uta Hentsch,  Mitbegründerin des Vereins “Gedenkstätten KZ Bisingen”  und elfeinhalb Jahre  dessen Vorsitzende,  am 25. Januar 2016 um 17Uhr im Landratsamt Zollernalbkreis Balingen von Landrat Günter-Martin Pauli die “Staufer-Medaille” überreicht bekommen sollte, war und ist auch im Nachhinein für mich ein besonderes Zusammentreffen, feiern doch Menschen jüdischen Glaubens am 25. Januar 2016,  den Tag des “Neujahrsfestes der Bäume” – den TuB’Shwat” –  den ich sehr liebe!

An Landrat Pauli – Staufer-Medaille

Nur wer mich gut genug kennt weiß, wie sehr mich eine derartig hohe Auszeichnung für eine kurze Zeitspanne meines Lebens – ohne Abitur, ohne Studium der Geschichte, ohne je vorher intensive Beschäftigung meinerseits mit dem „Unternehmen Wüste“ am  Rande der Westseite der Schwäbischen Alb in der Zeit von August 1944 – bis April 1945, – in unglaubliches Erstaunen versetzte,  ja, mich schier aus der Fassung brachte und beinahe vom Stuhl, auf dem ich saß warf und wie sehr tief mich das bewegte

Es sollte wohl so sein, dass ich krankheitsbedingt an der Preisverleihung in Stuttgart am 1. Dezember 2015 nicht teilnehmen konnte. Dass dann die Preisübergabe in die Hände von Landrat Günther-Martin Pauli, Landratsamt Balingen, Zollernalbkreis, übergeben, und von diesem auf Montag, den 25. Januar 2016 gelegt wurde, bedeutete für mich: „Heimvorteil”,  und so konnte ich mit lieben Nachfolgern in der Arbeit „Gegen das Vergessen“ an  dieser hohen Ehrung teilnehmen.  Mein hier noch einmal am Landrat Pauli – Es war eine in allen Teilen wunderschöne, und fröhliche  Stunde, an der auch Bisingens Bürgermeister Roman Waizenegger teilnahm.  

Mein großer  Dank geht an dieser Stelle die Person, durch die ich zu solcher Ehre gebracht worden bin – und diese Person weiß, dass ich weiß, wer sie ist und darüber bin ich sehr froh!

Am Eingang zum Landratsamt - Dr. Ines Mayer, Dieter Grupp und Dr. Franziska Blum (rechts)

Am Eingang zum Landratsamt – Dr. Ines Mayer, Dieter Grupp und Dr. Franziska Blum (rechts)

Staufer-Medaille - von li nach tr Dr, J, Mayer, Uta Hentsch, Dieter Grupp

von li nach tr Dr, I. Mayer, Uta Hentsch, Dieter Grupp

von li nach re BM Waizenegger, Landrat Pauli, Uta Hentsch

von li nach re BM Waizenegger, Landrat Pauli, Uta Hentsch

Staufer-Medaille von li nach tr Dr, J, Mayer, Uta Hentsch, Dieter Grupp, Dr. F. Blum

Staufer-Medaille von li nach tr Dr, I, Mayer, Uta Hentsch, Dieter Grupp, Dr. F. Blum

von li nach re BM Waizenegger, Landrat Pauli, Uta Hentsch -4

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rede von Bürgermeister Waizenegger – Verleihung der Staufermedaille an Uta Hentsch

 

 

 

 

Staufer-Medaille Urkunde - 25.1.2016


HoZoZei 20 1. 2016 - VorankündigungFür VersöhnungSchwaBo -Samstag 23- Januar 2016SchwaBo 26.1.2016 - Staufermedaille -ist für das ganze Team-HoZoZei 26.1.2016 - Gegen das Vergessen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anmerkungen_zur_Staufermedaille – .pdf

 

 

 

Veranstaltung zum 27. Januar 2016 – aus Anlass des Internationalen Holocaustgedenktag

Seit einigen Jahren zeigt der Verein Gedenkstätten KZ Bisingen aus Anlass des Holocaustgedenktags am 27. Januar einen sogenannten Vorbehaltsfilm, also einen nicht öffentlich zugänglichen NS-Propagandafilm. Diesmal wird der im September 1933 uraufgeführte „Hitlerjunge Quex“ gezeigt.

Plakat:Flyer Hitlerjunge QuexDer jugendliche Protagonist Heini Völker stammt aus einer sozialistischen Arbeiterfamilie, möchte aber der Hitlerjugend (HJ) beitreten und setzt dies gegen den Widerstand der Eltern durch. Nach dramatischen Ereignissen findet auch der Vater, gespielt von Heinrich George, über den Sohn zum Nationalsozialismus. Mit dem Film sollten gezielt Kinder aus linksgerichteten Arbeiterfamilien und politisch Unentschlossene davon überzeugt werden, der HJ beizutreten. „Hitlerjunge Quex“ wurde schnell zum Kassenschlager, obwohl seine ideologische Botschaft recht durchsichtig und plump daherkommt. Auch Propagandaminister Goebbels störte sich daran und gab den Filmemachern vor, künftig subtiler zu arbeiten. Gleichwohl fordert „Hitlerjunge Quex“ als einer der wenigen Jugendfilme des Dritten Reichs bis heute zur kritischen Auseinandersetzung heraus. – 

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzten die Alliierten den „Quex“ mit anderen Propagandafilmen wie „Jud Süß“ oder „Ich klage an“ – die in den Vorjahren vom Gedenkstättenverein gezeigt wurden – auf eine Liste, die unter dem Begriff „Vorbehaltsfilme“ zusammengefasst wurde. Vorbehaltsfilme dürfen nur in Veranstaltungen mit wissenschaftlich kompetenter Einführung und anschließender Nachbesprechung gezeigt werden. Am 27. Januar 2016 werden dies die Vorstandsmitglieder Susanne Maier und Karl Kleinbach übernehmen.

Text für die Presse: Ines Mayer