Vortrag über den NS-Völkermord an den Deutschen Sinti und Roma im Heimatmuseum Bisingen

08.03.2013 Vortrag Frank Reuter NS_Verbrechen an Sinti&Roma-1
Dieter Grupp, 2. Vorsitzender des Vereins Gedenkstätten KZ Bisingen, konnte  am Freitagabend, 08. März 2013,  im Heimatmuseum Bisingen den Referenten, Frank Reuter, und 22 Zuhörer zu einem Vortrag über den „NS-Völkermord an den deutschen Sinti und Roma durch das NS-Regime begrüßen.  Gebannt folgten die Zuhörer den Ausführungen von Frank Reuter.

08.03.2013 Vortrag Frank Reuter-NS-Verbrechen an Sinti&Roma-2Der seit 20 Jahren im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg tätige Referent führte in seinem lebendigen und bilderreichen Vortrag zunächst in die Geschichte der deutschen Sinti und Roma ein. Wie auch die jüdischen Deutschen waren diese in der Weimarer Republik voll in der deutschen Gesellschaft integriert. „Die Vorstellung des fremdländischen, vagabundierenden und bettelnden Zigeuners ist ein Stereotyp, der nicht den Tatsachen entsprach“, so Reuter. Die damals 30.000 Sinti und Roma im Großdeutschen Reich sahen ihre nationale Identität in Deutschland und bildeten einen Durchschnitt der Gesellschaft. So gab es unter ihnen viele Akademiker sowie Offiziere, sie waren regional verhaftet, sprachen den jeweiligen regionalen Dialekt und gehörten zu 90% der katholischen Kirche an. Umso schwerer war es für die Nazis mit den Nürnberger Rassegesetzen 1935 den „Typus des Zigeuners“ nachzuweisen.

08.03.2013 Vortrag Frank Reuter-NS-Verbrechen an Sinti&Roma-3Während man bei den Juden den Nichtariernachweis aus den Familienunterlagen herauslesen konnte, führte die Rassenhygienische Forschungsstelle unter der Leitung von Robert Ritter bei den Sinti und Roma aufwändige und menschenverachtende Körperbegutachtungen durch. „Die genetische Urformel wurde dabei natürlich nicht gefunden“, so Reuter.

08.03.2013 Vortrag Frank Reiuter NS-Verbrechen an Sinti&Roma-408.03.2013 Vortrfag Fran Reuter NS-Verbrechen an Sinti&Roma-6Doch die relative überschaubare Anzahl von 30.000 Menschen wurde schließlich durch systematische Befragungen unter Folter ermittelt. Die an das Reichssicherheitshauptamt übermittelten Ergebnisse waren ab April 1940 die Grundlage für die systematische Deportation aus dem ganzen Reich. In Süddeutschland befand sich das Sammellager auf dem Hohenasperg bei Ludwigsburg, von wo aus die Transporte zunächst in die großen polnischen Ghettos Warschau, Radom und Kielce gingen. Waren die Deportierten nicht schon dort an Hunger oder Kälte verstorben, wurden 90% der ab 1943 nach Auschwitz-Birkenau verbrachten 22.000 Personen des „Zigeunerlagers“ ermordet, die Hälfte davon waren Kinder. Insgesamt fielen mehrere Hunderttausend Sinti und Roma dem Völkermord zum Opfer.

08.03.2013 Vortrag Frank Reuter NS-Verbrechen an Sinti&Roma-508.03.2013 Vortrag Frank Reuter NS-Verbrechen an Sinti&Roma-10Mit einer Reihe von Auschwitz-Überlebenden führte Reuter Zeitzeugen-Interviews. Freundschaften entstanden, die für ihn in Anbetracht der „Schwere seiner historischen Arbeit“ wahre Lichtblicke sind. Sichtlich bewegt erzählte er die Lebensgeschichte seines Freundes und niederländischen Sinto Zoni (Johan) Weisz, der als Siebenjähriger durch die Hilfe eines Polizisten der Deportation nach Auschwitz entging. Als einziger Holocaust-Überlebender seiner Familie fand er nur schwer ins Leben zurück. Nach einer Ausbildung zum Floristen, einem Studium zur Ausstellungsarchitektur und Kunstgeschichte erwarb er 1958 einen Floristikbetrieb und avancierte zu einem der bekanntesten und meistbeschäftigten Floristen der Niederlande. Er gestaltete zahlreiche staatliche Großveranstaltungen und Feierlichkeiten der Königsfamilie.  Im Jahr 1999 arrangierte Zoni Weisz das Blumenkunstwerk, das das niederländische Parlament der Bundesrepublik Deutschland zum 50-jährigen Bestehen des Bundestags schenkte. Am 27. Juni 2011, dem Internationalen Holocaust-Gedenktag, hielt Weisz als erster Vertreter der Sinti und Roma im Deutschen Bundestag eine bewegende Rede. Dass Reuter Zoni Weisz an diesem Tag begleiten durfte, beschrieb er als das „größte Highlight seiner Arbeit“.

Uta Hentsch bedankte sich im Namen der Anwesenden bei Herrn Reuter für seine zum Teil tief bewegenden Informationen zu den doch eher unbekannten Verbrechen an den 08.03.2013 Vortrag Frank Reuter NS-Verbrechen an Sinti&Roma-8008.03.2013 Vortrag Frank Reuter NS-Verbrechen an Sinti&Roma-9deutschen Sinti und Roma unter dem NS-Regime und eröffnete eine Fragerunde – die nach einer dreiviertel Stunde sehr regem Austauschs dann ein offizielles Ende fand (die Gespräche fanden dann doch recht lange noch kein Ende).

Ein Dank ging auch wieder an die Landeszentrale für politische Bildung, Stuttgart, Abteilung „Gedenkstättenarbeit“, für die finanzielle  Unterstützung dieses Abends.

Als Vorschau wurde die Wanderausstellung aus Yad Vashem „BESA“ – Eine Sache der Ehre – angekündigt, die am 05. Juli 2013 im Foyer der Hohenzollernhalle von Bürgermeister Krüger eröffnet wird. Die Ausstellung beinhaltet die Geschichte der Rettung unzähliger jüdischer Familien durch muslimische Bürger in Albanien unter dem NS-Regime.

Text: Franziska Blum / Fotos: U. Hentsch

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AG-Spurensuche besucht die „Alte Synagoge“ in Hechingen


Wer geht mit uns auf Spurensuche
Zum siebenten Mal wird an der Realschule Bisingen ein „AG-Spurensuche“ – die Geschichte Bisingens und der Umgebung in den Jahren 1944/1945. Die Anmeldung zur Arbeitsgemeinschaft sind freiwillig und möglichst als „Erstwunsch“  anzumelden und haben in diesem Frühjahr- Sommerhalbjahr neun Teilnehmer der 6. und 7. Klasse. Jeweils Donnerstags gibt es ein Doppelstunde mit vielen verschiedenen Themenbereichen,  Ausflügen, „Spurensuche“ im Internet und wenn das Wetter es erlaubt kleine Arbeitseinsätze auf dem Bisinger Geschichtslehrpfad.  Franziska Blum, als Nachfolgerein von Hanne Grunert, angestellt bei der Gemeinde Bisingen für das Heimatuseum, und die Vorsitzende des Vereins Gedenkstätten KZ Bisingen leiten gemeinsam die Arbeitsgemeinschaft, die in diesem Jahr am 21. Februar begonnen hat. „Unsere neun Jungens“ sind ungemein interessiert – bringen sich super gut ein – so dass auch in diesem Jahr, diese Arbeit wieder viel Freude bereitet. In der Regel ist die erste Stunde immer durch ein gegenseitiges Vorstellen, die Frage nach den Lieblingsfächern der Schüler, ihre Motivation zu dieser Geschichts-AG und ihre Vorstellungen dazu gekennzeichnet.

Nach einer Vorbereitungsstunde über jüdisches Leben in Hechingen und Haigerloch besuchten wir am Donnerstag, 07. März 2013 die „Alte Synagoge“ in Hechingen – ein Ausflug der sich über die die vorangegengenen AG’s sehr gut bewährt hat. 

Artikel über den Besuch in Hechingen für die Gedenkstätten Rundschau Mai/ 2013 Microsoft Word – Besuch der „Alte Synagoge%22 für Rundschau Mai-2013.doc

AG-Spurensuche %22Alte Synagoge%22 Hechingen -0AG-Spurensuche %22Alte Synagoge%22 Hechingen -3AG-Spurensuche %22Alte Synagoge%22 Hechingen -6Franziska Blum übernahm den Part der Geschichte der ehemaligen jüdischen Bürger in Hechingen vor der Synagoge und setzte sie dann in der Synagoge noch fort.

AG-Spurensuche %22Alte Synagoge%22 Hechingen -4AG-Spurensuche %22Alte Synagoge%22 Hechingen -7AG-Spurensuche %22Alte Synagoge%22 Hechingen -7aAG-Spurensuche %22Alte Synagoge%22  Hechingen -7AG-Spurensuche %22Alte Synagoge%22 Hechingen -8AG-Spurensuche %22Alte Synagoge%22 Hechingen -9AG-Spurensuche %22Alte Synagoge%22 Hechingen -10AG-Spurensuche %22Alte Synagoge%22 Hechingen -11AG-Spurensuche %22Alte Synoge%22 Hechingen   -12jpgAG-Spurensuche Alte Synagoge%22 Hechingen -13Uta Hentsch übernahm dann den Part zur architektonischen Symbolik des Raumes.  Anhand des wunderschönen Pessach-Liedes „Echad mi jodea – „Ani jodea echad“  – „wer weiß Eins, zwei, drei, vier usw bis zur Zahl 13“ – „ich weiß Eins, zwei…. „usw. konnten so neun von den Fragen anhand der Symbolik im Synagogeninnenraum gefunden und erklärt werden – es gab es viele gute Vorschläge von den Schülern und gelegentlich auch einen punktgenauen Treffer :-)!

Marianne Fuchs-Krasnai, seit Herbst 2012 als offizielle Mitarbeiterin für Führungen der Gedenkstätten KZ Bisingen von der Gemeinde bestellt, traf unsere Gruppe in Hechingen und begleitete uns in die „Alte Synagoge“. „Unsere Jungens“ gaben ein sehr positives Feedback zu dieser Exkursion ab – „es hat mir sehr gut gefallen“ –  „ich habe einiges Interessantes gelernt“ waren die abschließenden Kommentare :-)!

Link zur „Alte Synagoge“ Hechingen: „Alte Synagoge“ Hechingen

Veranstaltung am 03. März 2013: NS-Völkermord an den Deutschen Sinti und Roma –


Plakat 08Einladung zur Veranstaltung am Freitag, 03. März 2013 

zum Thema: „NS-Völkermord an den Deutschen Sinti und Roma“

der Referent ist

Herr Frank Reuter vom Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, Heidelberg

Veranstaltungsort und Beginn der Veranstaltung siehe Bild links

Wir freuen uns über die Zusage von Herrn Reuter zu einem Vortrag über die NS-Verbrechen an den Deutschen Sinti und Roma und freuen uns darauf Sie/Euch als Zuhörer bei uns im Heimatmuseum Bisingen begrüßen zu können.


Mit freundlicher Unterstützung der Logo - LpB

 

27. Januar 2013 „Wir sahen die Leichen herausfallen – Erwachsene und Kinder“

 

27.01.2013 Dekoration + Dragon-Brüder27. Januar 2013-FlyerZur Veranstaltung aus Anlass des „Internationalen Holocaust-Gedenktages am 27. Januar 2013

Jüdische Sonderkommando Häftling im Interview mit Gideon Greif


Zur Veranstaltung des Vereins „Gedenkstätten KZ Bisingen“ zum „Internationalen Holocaust-Gedenktag hatten sich vierzig interessierte Zuhörer eingefunden. Die  optimal gestaltete „Wohnzimmer“-Atmosphäre im „Begegnungsraum“ des Bisinger Heimatmuseums trug sicher sehr entscheidend zu einem „schweren und gleichermaßen rundum gelungenen Abend“ bei – so der Tenor der Besucher nach der Veranstaltung.

Die Vorsitzende des Vereins, Uta Hentsch, entschuldigte in der allgemeinen Begrüßung der Besucher Herrn Bürgermeister Joachim Krüger, der einen Gruß ausrichten ließ. Aus Tübingen kommend wurde sehr herzlich Dr. Martin Rosemann, aktueller Bundestagsabgeordneter der SPD im Wahlkreises Tübingen mit Applaus begrüßt. Eine Besucherin war so gar aus Filderstadt angereist, sie hatte sich von vielen Veranstaltungen zu diesem Gedenktag den Abend in Bisingen ausgesucht! Dass die Anreise von vielen verschiedenen Orten möglich war konnte wohl dem angesagten, aber  nicht stattgefundenen „Eisregen“ zugerechnet werden, konstatierte Hentsch.

27.02.2013 Grußwort von Gideon←In einen Grußwort zur Veranstaltung in Bisingen, vorgelesen von der Schriftführerin des Vereins, Ingrid Wöhr, schrieb Dr. Greif:

„Sehr geehrte Damen und Herrn, liebe Freunde (…) Die Ereignisse, Erinnerungen und Narrativen die diese Holocaust-Überlebenden mir erzählten, haben die Geschichtsdarstellung und Historiographie von Auschwitz wesentlich und sogar drastisch geändert. Seit meiner Recherche musste die Geschichte von Auschwitz-Birkenau neu geschrieben werden.  Ich bin Gott dankbar, dass ich so ein Glück hatte. Nicht jeder Historiker bekommt so ein Geschenk vom Himmel! Ich hatte Glück. Heute werdet Ihr einen Teil über dieses grausame Verbrechen hören. Schalom aus Israel wünscht Euch Gideon Greifzum gesamten Grußwort hier: Grußwort nach Bisingen zum 27.01.2013

27. Januar 2013-Heimatmusuem Bisingen-Lesung27.januar 2013 Heimatmuseum Bisingen lesung-2←Dieter Grupp (2. Vorsitzende des Vereins: Gideon Greif), Jannik Bitzer (Abraham Dragon) und Hendrik Dahlhoff (Shlomo Dragon) waren außerordentlich gut vorbereitet für die Lesung des Interviews aus „Wir weinten tränenlos….“ von Gideon Greif. Er schreibt darin in seiner Einleitung:
Titel - %22Wir weinten tränenlos%22„Die Brüder ergänzten einander und arbeiteten als Team zusammen. Schon während des Krieges blieben sie beisammen, und auch ihre Zeit im Sonderkommando haben sie gemeinsam verbracht. Vielleicht führte diese Verbundenheit und der Umstand, dass beide das Leben von seiner leichten Seite nahmen, dazu, dass sie im Totenreich des Lagers zwei Jahre lang durchhalten konnten – das war selten in der Geschichte der Sonderkommandos. Die meisten ihrer Kameraden sind ermordet worden, damit sie später nicht als Zeugen der Verbrechen aussagen konnten.“  ISBN: 3-586 13914-7

Im Folgenden eine kleiner Auszug aus dem Interview:


27.Januar 2013 - Heimatmuseum Bisingen -2
Greif:
An welcher Stelle in Birkenau standen diese Pferdestallbaracke und das Dorfhaus, die Sie hier beschreiben?

Abraham Dragon: „Den Ort nannte man Brzezinka. Das ist polnisch und heißt „Birkenwald“. Er lag etwa einen Kilometer von unserem Block in Birkenau entfernt.“

Shlomo Dragon: „Wir blieben neben der Baracke stehen. Moll (Anmerkung: Otto Moll war SS-Hauptscharführer in Auschwittz-Birkenau) teilte uns in Gruppen zu zehn 27.01.2013 Heimatmusuem Bisingen -Lesungund zwanzig Leuten ein und begann mit Erklärungen. Dann öffnete er die Baracke, und wir sahen etwas ganz
Seltsames:  Der Fußboden der Baracke bestand aus Sand. Wir sahen Spuren von Leuten, die sich dort entkleidet haben mussten. Schuhe, Männerkleider, Kinderkleider, Frauenkleider. Das alles war in der Baracke, als ob man die Kleider gerade abgelegt hatte. Völlig neue Kleider, alles auf dem Sand, aber von den Menschen sahen wir nichts. Wir konnten uns nicht vorstellen, was das bedeutete. Ich sagte zu mir selbst, man müsse die Kleider wohl aufhängen, damit sie nicht verschmutzten.

(….)Moll fing dann an, uns unsere Arbeit zu erklären: »Eure Arbeit besteht darin, die Toten aus dem Haus zu holen. Da sind Leichen drin, und ihr müsst sie auf Loren herausholen und in die großen Gruben werfen, um sie zu verbrennen.« Er sagte uns, wir würden Essen bekommen, im Lager schlafen, aber wir mussten schwer arbeiten. Anderenfalls erhielten wir Schläge. Für diejenigen, die nicht arbeiten wollten, so sagte Moll, gäbe es Schläge und Hunde. Es waren dort wirklich SS-Leute mit Hunden, die uns immer begleitet hatten.

Als er die Tür der Baracke öffnete, fielen die Toten heraus. Wir rochen den Geruch von Gas. Wir sahen die Leichen, alle Altersgruppen, beiden Geschlechts, alles war voller nackter Menschen. Einer auf dem anderen, so dass sie sogar heraus fielen.“

Greif: Wo fielen die Leichen heraus?

Shlomo Dragon: „Aus dem Haus. Die toten Körper lagen dort so dicht gedrängt und einer auf dem anderen, dass beim Öffnen der Tür die Leichen einfach heraus fielen und neben der Tür zu liegen kamen. Wir sahen die Leichen herausfallen – Erwachsene und Kinder.“


27. Januar 2013 Heimatmuseum Bisingen Grupp:Bitzer:Rosemann:DahlhoffIm Abschlusswort
bedankte sich Hentsch bei den drei Akteuren des Abends für ihre professionelle Arbeit und bei den Besuchern für ihr Interesse. Ein besonderer Dank ging noch einmal an Dr. Rosemann für seinen Besuch im Heimatmuseum Bisingen. ER bedankte ich für den Abend und die Arbeit des Vereins gegen das Vergessen hier in Bisingen.  Dank ging an Gideon Greif, der gerne die Genehmigung zu dieser Lesung gegeben hatte. Ein Dank auch an Colin McPherson, Liverpool, der dem Verein kostenlos zwei Bilder der Drago-Brüder für diesen Abend, für die Presse und die Internetseite des Vereins zur Verfügung gestellt hat.

27. Janusr 2012 Heimatmuseum Bisingen Spendenbox 4Die „Spendenbox“ vor zwei Jahren von Schülern der AG-Spurensuche für uns angefertigt, durfte nicht im verborgen bleiben – wir danken allen Spendern sehr herzlich :-)!

Nächste Termine: Samstag, 23. Februar 2013 – Exkursion nach Stuttgart ins Landemuseum zur Ausstellung „Anständig gehandelt“ – Volksgemeinschaft und Widerstand im Südwesten

Freitag 08. März 2013: Veranstaltung im Heimatmuseum zum Thema „Sinti & Roma – Verfolgung und Ermordung unter dem Nazi-Regime“ mit einem Referenten vom „Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti & Roma“ in Heidelberg

Die komplette Veranstaltung auf MP3 zum herunterladen: 27.Januar 2013 Heimatmuseum Bisingen -„Jüdische Sonderkommando Häftlinge im Interview mit Gideon Greif“


Presse: Schwarzwälder Bote vom 29. Januar 2013: 

HoZoZei - 19←Vorankündigung

Hohenzollerische Zeitung 31. 01.2013

SchwaBo 29.01

PS: auch an Herrn Karl Schwager, der uns noch einige Bilder für unseren Bericht zur Verfügung gestellt hat. Sie sind mit seinem Namen markiert. Andere Fotos: Hentsch

„Berufswahl“ von Otto Gunsberger – Überlebender des KZ Bisingen/Neuauflage

Der Verein „Gedenkstätten KZ Bisingen“ hat mit freundlicher Unterstützung der Landeszentrale für politische Bildung, Abtlg. „Gedenkstättenarbeit“, Stuttgart, eine Neuauflage des Buches von Otto Gunsberger:  „Berufswahl“ heraus gebracht.

Verlag: Books on Demand        ISBN 978-3-8448-9396-0

Vorwort der Herausgeber der Neuauflage 2012

Otto Gunsberger wurde 1926 in Nagykanisza, Ungarn, geboren. Im April 1944 kurz nach der deutschen Besetzung Ungarns wurde die Familie von Otto Gunsberger in ein Lager gebracht – dort nach wenigen Tagen der SS übergeben und in Güterwaggons verfrachtet.“ Nach 3 Tagen Fahrt war das Ziel: Auschwitz/Birkenau erreicht. Es folgten als weitere Leidensstationen das KZ Buchenwald und im März 1945 das KZ Bisingen.

Nach Auflösung des Lagers Bisingen im April 1945 kam Otto Gunsberger mit einem Transport in offenen Güterwagen nach Dachau-Allach und erlebte dort im Mai 1945 die Befreiung durch die Amerikaner. Nach 3 Monaten Krankenstation beschlossen Otto Gunsberger und zwei seiner Kameraden nach Ungarn zurück zu gehen. In Budapest fand er seinen Vater in dem Haus, das dieser in der Zeit der Verfolgung als Zufluchtsstätte benutzt hatte. „Wir fielen uns in die Arme und weinten vor Freude.“ Von den Verwandten gab es keine Nachricht.

Nach dem Ungarn-Aufstand 1956 wanderte Otto Gunsberger mit seiner Familie nach Australien aus und lebt seit 1957 mit seiner Frau Eve in Melbourne.

(Foto: U.He-Besuch im Mai 2009) Sechs Mal besuchte Otto Gunsberger mit seiner Frau Eve Bisingen. Beide waren Gäste der Gemeinde Bisingen zur Eröffnung des Heimatmuseums mit der Ausstellung „Schwierigkeiten des Erinnerns“ im November 1996 und zur Eröffnung des Geschichtslehrpfads und Enthüllung des Jüdischen Gedenksteins auf dem KZ-Friedhof Bisingen im Oktober 1998. Vier weitere Besuche folgten in den Jahren 2001/2004/2005 und zuletzt im Mai 2009. Als Zeitzeuge besuchte Otto Gunsberger immer in Begleitung seiner Frau Eve Schulen in Bisingen, Hechingen, Haigerloch, Balingen u.a.

(Foto: U.He-Besuch im Mai 2009) Wir sagen Otto Gunsberger und seiner lieben Frau Eve herzlichen Dank für die Freundschaft und das Vertrauen, die sie uns bis heute geschenkt haben. Wir danken Otto Gunsberger für die vielen Zeitzeugenberichte in den Schulen und danken ihm im Besonderen für die Übertragung der Autorenrechte für eine Neuauflage 2012

Wir danken der Landeszentrale für politische Bildung, Stuttgart – Gedenkstättenarbeit – für die freundliche Unterstützung.

Unser Dank geht auch an die örtlichen Buchhandlungen, die sich am Verkauf beider Neuauflagen: „Ich stand an der Rampe von Auschwitz“ von Isak Wasserstein 2011 und Berufswahl“ von Otto Gunsberger 2012 – beteiligen:

bsb-Bogenschütz, Bisingen, Laiblache 2 /// DAS BUCH, Hechingen, Obertorplatz  12 /// Buchhandlung WELTE, Hechingen, Marktplatz 4

Der Vorstand „Gedenkstätten KZ Bisingen e.V.“ – im Juni 2012

Beide Autoren berichten in ihren Aufzeichnungen über die letzte Station ihrer langen Leidensodysee über „Die Hölle im Schiefer“ – das KZ BISINGEN

Otto und Eve Gunsberger in BIsingen 2009

Isak Wasserstein zum Gedenken

Lehrerseminar zum Thema Unternehmen „Wüste“ in Bisingen und Eckerwald am 19. September 2012

Im Frühjahr 2012 hatte die Landeszentrale für politische Bildung (LpB), Stuttgart ein neues Lese- und Arbeitsheft zum Thema Unternehmen „Wüste“ herausgebracht. Ein von der LpB zu diesem Thema ausgeschriebenes Angebot zu einem Lehrerseminar wurde sehr gut angenommen, so dass am Ende noch eine Warteliste entstand.

Am Mittwoch, 19. September 2012 trafen sich 26 Teilnehmer aus der Region  im Heimatmuseum – „Mut zur Erinnerung – Mut zur Verantwortung“ – Bisingen zu  einem gemeinsamen Tag des Hörens und Lernens über das Unternehmen „Wüste“ . Über den Verlauf des Tages kann in nebenstehenden Pressebericht, den Dieter Grupp, 2. Vorsitzender des Vereins „Gedenkstätten KZ Bisingen“ geschrieben hat, nachgelesen werden.

Bilder vom Vormittag im Heimatmuseum Bisingen (Referenten im Bild: Gerhard Lempp, Hanne Grunert, Dieter Grupp).

In langer Wagenkolonne ging es nach dem Mittagessen, gesponsert von der LpB im Bisinger Gasthaus Rose, zum KZ-Friedhof Schömberg und dem direkt anschließenden Lernort „Wüste“ mit dem Namenswürfel, auf dem alle 1774 Namen der Opfer aufgeschrieben sind. Ein stilles Gedenken gab es für Walter Heidger-Looser, der in mühsamen und akribischen Nachforschungen die vielen Namen zusammen getragen hat und vor zwei Jahren sehr plötzlich und viel zu früh verstarb.

Anschließend ging es weiter zur Gedenkstätte Eckerwald, in der es, ganz anders als in Bisingen, noch viele „Wüste“-Relikte zu sehen gibt. In der großen Grube, die die Häftlinge ausheben mussten befindet sich heute der Gedenkort an dem in jedem Jahr die Gedenk-Initiave Eckerwald gemeinsam mit den noch Überlebenden und den Angehörigen der Opfer aus Polen, Luxemburg, Niederlanden und Norwegen einen großen Gedenktag hat.

Nachzutragen wäre noch ein Punkt, der natürlich auch zu diesem Tag gehörte: für das leibliche Wohl gab es Butterbrezeln nach Ankunft der Teilnehmer von der Gemeinde Bisingen. Für Getränke hatte der Gedenkstättenverein Bisingen gesorgt.

 (Frau Thelen, Lpb, Gerhard Lempp, Ortsvorsteher Josef Rissler) Zu Kaffee und Kuchen  am Ende eines informationsreichen des Tages hatte Ortsvorsteher von Schörzingen, Josef Rissler, ins Bürgerhaus Schörzingen eingeladen. Er begrüßte die Gruppe sehr herzlich und berichtete, warum ihm die Arbeit gegen das Vergessen so wichtig ist. Frau Thelen leitete dann dazu über, den Tag kurz zu reflektieren und bat die Teilnehmer um ein persönliches Resümee zum Gesamtablauf dieses ersten Lehrerseminar-Projektes.  Ein besseres Feedback, als das was abgegeben wurde, kann es nicht geben – der Tag wurde einstimmig als hervorragende Veranstaltung beschrieben – er hätte alles erfüllt, was man sich vorgestellt hätte. Den beteiligten Mitarbeitern der beiden Gedenk-Vereine wurde großes Lob, auch seitens der Landeszentrale für politische Bildung ausgesprochen. Dank ging auch an die Gemeinde Bisingen und Herrn Rissler für die Unterstützung dieser Veranstaltung wie an die Referenten, Hanne Grunert, Kerstin Timme – sie hatte am Vormittag die Internetseite und ihre Nutzung des „Gedenstättenverbundes Gäu-Necker-Alb e.V.“ vorgestellt, und an Gerhard Lempp.

Fotos: U. Hentsch

„Denk mal“ / „Mahnmal“ / „Manchmal….“


←“Denk mal“

Am Mittwoch, 20. Juni 2012 war auf der Bisinger-Lokalseite der „Hohenzollerische Zeitung“ zum Thema Unternehmen „Wüste“ – Dormettingen, „Wüste Werk 8“ nebenstehender Artikel veröffentlicht.

Das „Wüste Werk 8“, wie alle anderen 9 Wüste Werke ein Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof (Elsaß), wurde im Januar 1945  aufgebaut und bestand bis April 1945

Über die interessanten Details zum „Schiefer-Erlebnis“ in Dormettingen, Artikel per Klick vergrößern.

← „Mahnmal“ 

Auch in Dußlingen, dem ehemaligen „Wüste“ Werk 1, innerhalb des Unternehmen „Wüste“ geht die Aufarbeitung der Geschichte mit großen Schritten voran – siehe Artikel im „Schwäbisches Tagblatt“. Die Verbindung des Vereins Gedenkstätten KZ Bisingen mit Dußlingen kam durch eine Anfrage Werner Steinmetz – Verein „Israelplattform“ an die Vorsitzende des Bisinger Gedenkstättenvereins, im Februar 2012, zustande. Er fände es gut, wenn Bisingen dazu kommen könnte, meinte er  und vermittelte die Teilnahme an der Gemeinderatssitzung in Dußlingen am 21. Juni 2012 – ein telefonisches Interview von Herrn Eike Freese mit der Vorsitzenden des Vereins in Bisingen erfolgte am 22. Juni 2012.

Wenn auch gelegentlich journalistische Abwandlungen von tatsächlich formulierten Aussagen der interviewten Person mit Staunen registriert werden können 🙂 –  bleibt als sehr erfreuliches Faszit: mit der Planung von Gedenkorten in Dormettingen und Dußlingen  zu den bereits bestehenden Gedenkstätten  in Eckerwald und Bisingen schließt sich ein Kreis der Aufarbeitung zum Thema: Unternehmen „Wüste“ – dem wahnwitzigen Projekt der Ölgewinnung aus dem Ölschiefergestein an der Westseite der Schwäbischen Alb mit weit über 3480 (die auf „Krankentransporten“ und Todesmärschen nach Auflösung der Lager sind nicht bekannt) Opfern innerhalb von 8 Monaten. So ist an dieser Stelle auch den Bürgermeistern und Gemeinderäten von Dormetting und Dußlingen Dank zu sagen und allen an der Realisierung der Gedenkorte Beteiligten gutes Gelingen zu wünschen.

Ein Mahnmal für „Wüste“ 1 in Dußlingen                      Kommentar: Ein Mahnmal in Dußlingen

„Manchmal……“ 

„Manchmal kommt alles anders als man denkt“ – so heißt es in einem Sprichwort – und so geschah es am Donnerstag Nachmittag, dem  21. Juni 2012. Die Schüler-AG Spurensuche begann um 13:30 Uhr im Heimatmuseum, es war sehr heiß draußen und die Tür zu unteren Raum stand offen. „Arbeitsblätter“, die ich mit den 10 anwesenden 5. und 6. Klässlern der Realschule Bisingen (alle hatten sich Ende Februar 2012 mit Erstwunsch zu unserer Arbeitsgemeinschaft über die Geschichte Bisingens vom August 1944 bis April 1945 angemeldet, ein Schüler war krank) besprechen wollte waren ausgeteilt! Ich ging noch einmal ins Archiv um etwas zu holen, und als ich wieder zurück kam standen drei Erwachsene, ein Herr und zwei Damen im Raum uns schauten sich um. Da das Heimatmuseum in der Woche nicht geöffnet ist, war ich sehr  erstaunt und begrüße sie und fragte nach ihren Wünschen.

Der junge Herr meinte: „ja, wir sind Israelis und forschen nach den Spuren meines Großvaters, der hier in Bisingen gelebt hat und Anfang der 30iger Jahre nach Palästina emigriert ist!“ Ich war zunächst sprachlos und sagte dann auf hebräisch „herzlich willkommen“ – nun waren die drei zunächst sprachlos, und die 10 Junges hatten „große Ohren und große Augen“! Es war eine ziemlich verrückte Situation – einmal war ich ja mit den Schülern verabredet und andererseits konnte ich ja die drei Besucher unmöglich nicht einfach so sang- und klanglos verabschieden. Asaf G.,   lebt derzeit mit seiner Frau und zwei Kindern in Frankfurt, seine Mutter in Bad Kissingen und sein Schwester Rebecca in Haifa. Ich bat Asaf  den Schülern etwas zu sagen – und er erzählte in einwandfreiem Deutsch von Palästina, dem Dritten Reich, dem Holocaust und dem Staat Israel – und meinte abschließend „kommt später einmal nach Israel – es ist ein schönes Land“.

Wir machten dann gemeinsam einen Rundgang durchs Heimatmuseum – und ich dachte dabei an den Großvater und Bisingen……. irgendwie passte da etwas nicht zusammen. Vor der Legende von Isak Wasserstein blieben sie stehen und erzählten, dass sie Wassersteins schon sehr lange kennen – alles war in dieser sog. Unterrichtsstunde doch irgendwie recht unwirklich.

Die Auflösung zum Großvater kam bei der Verabschiedung: „ja, dann werden wir ‚Bai -Bisingen‘ verlassen und weitersuchen und in dem Moment ahnte ich wo der Großvater wohl gelebt hat – nämlich in Baisingen. Ich fragte Asaf: Du sagtest eben Bai-Bisingen meintest Du vielleicht Baisingen? – er sagte nein, nein Bisingen. Ich erzählte ihm ein wenig von Rottenburg/Baisingen – er und seine Mutter  wurden sehr hellhörig und übersetzten es der Rebecca. Sie erhielten eine Gedenkstättenrundschau mit der Adresse von der Gedenkstätte Rottenburg/Baisingen und natürlich ein Buch von Isak Wasserstein „Ich stand an der Rampe von Auschwitz“. Die Verabschiedung war sehr herzlich und die Jungens hatten eine Unterrichtsstunde erhalten, wie man sie in der Form wirklich nicht organisieren kann! Ich denke, diese „recht außergewöhnliche“ AG-Spurensuche-Stunde wird für die Schüler sicher in besonderer Erinnerung bleiben!

Veranstaltung mit Dr. Gideon Greif – Donnerstag, 14. Juni 2012

Wir laden ein zu einer Veranstaltung mit

Dr. Gideon Greif, Journalist, Historiker und Autor – Israel/USA

Termin: Donnerstag, 14. Juni 2012 –  um 20Uhr

Ort: Heimatmuseum Bisingen, Kirchgasse 15

Das Thema: „Auschwitz: ‚Funktionshäftlinge‘ als Gewalttäter

 

65 Jahre KZ-Friedhof Bisingen – über die Gedenkstunde am Sonntag, 29. April 2012

Nach dem am  50. und 60. Jahrestag des KZ-Friedhof Bisingen öffentliche Veranstaltungen zur Erinnerung an die Bisinger Opfer des wahnwitzigen und menschenverachtenden Unternehmen „Wüste“  ausgefallen waren, bot es sich an, aus Anlass des  65. Jahrestages zu einer Gedenkstunde einzuladen. Die Initiative dazu kam vom Vorstand des Vereins „Gedenkstätten KZ Bisingen“ – der sich gleich hier an dieser Stelle bei Herrn Dr. Andreas Zekorn, Kreisarchivar- Zollernalbkreis  und Herrn Bürgermeister Joachim Krüger bedanken möchte, dass sie als Veranstalter mit dem Verein Gedenkstätten KZ-Bisingen gezeichnet haben.  Unser Dank geht auch  Herrn Pfarrer Ulrich Günther für die Evangelische Gemeinde Bisingen und Pater Joachim Rzesnitzek vom Katholischen Pfarramt Bisingen  für Ihre Bereitschaft  der „aktiven Teilnahme“. Ein besonderer Dank geht an Herrn Landesrabbiner Natanael Wurmser, IRGW-Stuttgart. Er ließ es sich nicht nehmen, trotz einer anderen Veranstaltung am späteren Nachmittag nach Bisingen zu kommen, um das Kaddisch, das Jüdische Totengebet* zu sprechen.  Für viele der Besucher, war gerade diese Sequenz der Veranstaltung, wie in späteren Gesprächen zu hören,  „sehr stark  bewegend“! (*darauf wird noch einmal eingegangen). Unser Dank geht an alle Gästen, die einen Termin für diese Veranstaltung in ihrem Terminkalender finden konnten. Unser Dank gilt aber auch all denen, die gerne gekommen wären, jedoch wegen familiärer Gründe, Termine oder aus Krankheitsgründen nicht teilnehmen konnten und gute Wünsche zum Gelingen ausgesprochen haben.

Auch den Schülern der 6. und 7. Klasse  der Realschule Bisingen, Christian, Jonas, Arthur, Marvin und Robbin gilt ein ganz besonderer Dank! Sie haben die Lesung der schweren Namen hervorragend gemeistert. Unser Dank gilt auch ihren Eltern, die die Erlaubnis dazu gegeben und ihre Söhne begleitet haben.

Herr Dr, Zekorn hat freundlicher Weise seine Rede für unsere Seite zur Verfügung gestellt – so wird dieser Bericht mit seiner Begrüßung und einem kurzen Rede-Abschnitt beginnen:

Rede anlässlich der Gedenkstunde „65 Jahre KZ-Friedhof Bisingen“ am Sonntag 29. April 2012, 14 Uhr – Dr. Andreas Zekorn, Kreisarchiv Zollernalbkreis

Sehr geehrte Damen und Herren

Es ist ein trauriger und zugleich würdiger Anlass zu dem wir uns heute hier zusammengefunden haben. Auf den Tag genau vor 65 Jahren, am 29. April 1947, wurde hier der KZ Friedhof in Bisingen feierlich eingeweiht, um den Opfern des Unternehmens „Wüste“ in Bisingen eine würdige Ruhestätte zu geben. Ich heiße Sie alle, meine Damen und Herren, recht herzlich zu dieser Gedenkstunde willkommen.

Ich begrüße Herrn Landesrabbiner Netanel Wurmser als Vertreter der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg

Ich begrüße Herrn Pfarrer Ulrich Günther für die evangelische Gemeinde Bisingen und Pater Joachim für die katholische Gemeinde.

Ich begrüße Herrn Bürgermeister Krüger

und ich grüße Frau Hentsch, Frau Grunert und alle Mitglieder des Vereins Gedenkstätten KZ Bisingen sowie die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter der Gedenkstätteninitiativen,

Ich begrüße euch, liebe Schülerinnen, Schüler und Lehrende der Realschule Bisingen, die ihr euch heute eingefunden habt und bereit seid, an der Gedenkstunde mitzuwirken.

Und ich grüße Sie alle meine Damen und Herren, die Sie gekommen sind.

Zunächst darf ich Herrn Landrat Günther-Martin Pauli entschuldigen, der wegen einer Terminüberschneidung an der heutigen Gedenkstunde nicht teilnehmen kann. Er hat mich gebeten für den Zollernalbkreis teilzunehmen und lässt seine besten Grüße entrichten. Diesem Wunsch kam ich gerne nach, bin ich dich doch seit dem Beginn meiner Tätigkeit als Kreisarchivar des Zollernalbkreises, seit 1991, mit dem erschütternden Thema Unternehmen Wüste stets eng verbunden.

Ich möchte Ihnen zunächst nochmals kurz die Hintergründe für das Unternehmen Wüste in das Gedächtnis rufen und Ursachen für die Anlage des hiesigen KZ-Friedhofs.

Das Unternehmen „Wüste“ wurde im Juli 1944, in der letzten Kriegsphase, am Fuße der Schwäbischen Alb begründet. Beim Unternehmen „Wüste“ ging es um die Gewinnung von Öl aus Ölschiefer, der sich entlang des Albtraufs findet. Vor allem wegen des geringen Ölgehalts des Schiefers und wegen der technisch nicht ausgereiften Verfahren waren die Versuche zur Ölgewinnung im Grunde erfolglos, die bereits 1943 begannen. Dem Einsatz geschwächter, häufig kaum arbeitsfähiger KZ-Häftlinge als Arbeitskräfte kam dabei letztlich keine entscheidende Bedeutung mehr für den Misserfolg zu.

In Schömberg gewann man, offiziellen (!) Angaben zufolge, im Zeitraum von Dezember 1944 bis März 1945, innerhalb von vier Monaten, aus 26.220 t Schiefer gerade einmal 273 t Öl und 86 l (!) Benzin, d.h. aus 96 t Gestein war eine Tonne kaum verwendbares Öl hergestellt worden. Und das unter immensen Opfern an Menschenleben!

Der gesamte Text (mit diversen Links zum Thema)  kann als pdf.Datei herunter geladen werden: Gedenkstunde_65_Jahre_KZ_Friedhof_Bisingen_publikation

Vorstände von Gedenkinitiativen,  hatten sich auf den Weg nach Bisingen gemacht eine Neuerung, die dem Zusammenschluss von 10 Initiativen zum Gedenkstättenverbund  „Gäu-Neckar-Alb e.V.“ vor genau zwei Jahren zu verdanken ist. Auch Euch, liebe Freunde, sei Dank gesagt.

Frau Rager, Bisingen,  hat für den „Schwarzwälder Bote“ einen sehr guten Bericht geschrieben – per „klick“ vergrößern.

Dr. Andreas Zekorn, Kreisarchivar Zollernalbkreis

Bürgermeister Joachim Krüger, Bisingen

Landesrabbiner Natanael Wurmser, IRGW-Stuttgart

*Anmerkung zum Kaddisch: das Kaddisch-Gebet ist als „Gebet für die Toten“ bekannt. -Genau genommen ist es jedoch ein Gebet, des dem Höchsten  die Ehre gibt und stellvertretend für die Verstorbenen rezitiert wird. An das Kaddisch für die Toten des Holocaust werden  die Namen von Todeslagern hinzugefügt: Auschwitz, Lodz, Ponar, Babi Yar, Maidanek, Birkenau, Kovna, Janowska. Es ist wohl die Nennung der Namen, die den Zuhörer tief  bewegt und wie auch an diesem Sonntag, so manchen das Taschentuch hervorholen ließ!

Pater Joachim und Pfarrer Günther, Bisingen

Vorstand Gedenkstätten KZ Bisingen e.V. und Schüler der Realschule Bisingen

Web-Adresse des Dachverbands „Gäu-Neckar Alb e.V.“ – neu!!!:
Gedenkstättenverbund Gäu-Nckar e.V.
Alle Fotos Hentsch/Wöhr